Hervorragender Gitarrist und Musiker: Christopher Cross Foto: Solca

Der amerikanische Rock-Songwriter Christopher Cross zeigt sich im Ludwigsburger Scala als Meister seines Faches

Ludwigsburg - Wer seine ersten Platten vor ungefähr vierzig Jahren aufgenommen hat, dessen Name strahlt heute entweder in hellem Glanz oder verblasst im Nebel der Anonymität. Dessen Musik ist entweder vollkommen aus der Zeit gefallen oder hat ihre Zeitlosigkeit längst nachhaltig bewiesen. In den Sphären dazwischen, in der Grauzone zwischen Star und Nobody, musiziert seit zwanzig, dreißig Jahren auch der US-Rock-Songwriter Christopher Cross: Der Name ist klangvoll genug, um noch immer mittelgroße Säle zu füllen, Spätergeborenen ist Cross aber kaum mehr ein Begriff. Der fünffache Grammy-Preisträger ist ein Kind der späten Siebziger, sein Mainstreamsound, akkurat zwischen East- und Westcoast-Music platziert, das denkbar altmodischste Pendant zu den Genres der Gegenwart. In seinem Metier aber ist Cross unverändert ein Meister seines Faches.

Im mit rund 700 Besuchern fast ausverkauften Ludwigsburger Scala bearbeitet er mit einer amerikanisch-französischen Band die Schnittstelle zwischen Rock, Soul und Jazz so souverän, dass sein Auftritt auch ins Programm der gerade gestarteten Stuttgarter Jazz Open gepasst hätte. Vor allem der Saxofonist Andy Suzuki verkörpert unauffällige Spitzenklasse, bindet die Töne mit traumwandlerischer Sicherheit so konturenscharf wie geschmeidig. Der Rest des Septetts mischt unaufgeregtes Ensemblespiel und kompetente, nicht zu knapp geratene Soli zu einem stilvollen Grenzgang zwischen Rock, Soul und Jazz – so musizieren ältere Herren, die noch wissen, dass Chicago nicht nur die „windy city“ am Lake Michigan ist, sondern auch mal eine der besten amerikanischen Jazzrock-Bands war.

Hochkarätiges Programm

Dabei überschreitet diese Formation nie die Grenze zum Aktionismus, sondern agiert so kultiviert wie ein Motor, der ab einem bestimmten Drehzahlbereich dezent abgeregelt wird. Cross selbst, ein unauffällig gealterter Texas-Man mit inzwischen 66 Jahren, ist da lediglich eines von vielen Bandmitgliedern. Zwar zeigt er mit schnittigem Spiel, was für ein unterschätzter Gitarrist er ist, aber eine Rampensau wird er in diesem Leben nicht mehr. Zurückhaltend anekdotisch moderiert er sich durch den rund neunzigminütigen, von einem halben Stündchen Pause zweigeteilten Abend, rückt ganz die Musik und seine Songwriterqualitäten in den Mittelpunkt. „Sailing“ sorgt früh für entspannte Stimmung, „Arthur’s Theme“ wäre auch im Werkkanon von Billy Joel ein Evergreen, „Say you’ll be mine“ verblüfft als unplugged-Version. Und zwei, drei Songs eines in Arbeit befindlichen neuen Albums integrieren sich problemlos in dieses überwiegend hochkarätige Programm. Standesgemäß an vorletzter Position des Sets schließlich „Ride Like The Wind“: Die Doobie Brothers begegnen Toto auf höchstem Niveau.

Eine dank etwas Elektronik und akzentuierter Rhythmik fast clubbige Version von John Lennons „Imagine“ beschließt schließlich den Abend eines Mannes, der sich lieber der Musik selbst als ihren Begleitumständen widmet.