An der Spitze der baden-württembergischen Polizei dreht sich wohl bald das Personalkarussell. Landspolizeipräsident Wolf Hammann soll Amtschef im Integrationsministerium von Bilkay Öney (SPD, Foto) werden. Foto: dpa

Der Führung der Südwest-Polizei steht eine Rochade bevor. Für den obersten Polizeipräsidenten im Land wird ein Spitzenposten im Integrationsministerium frei. Damit könnte der Manager der umstrittenen Polizeireform nachrücken.

Stuttgart - An der Spitze der baden-württembergischen Polizei dreht sich wohl bald das Personalkarussell. Landspolizeipräsident Wolf Hammann soll Amtschef im Integrationsministerium von Bilkay Öney (SPD) werden. „Das Kabinett muss dem aber noch zustimmen“, sagte Öneys Sprecher und bestätigte damit einen Bericht der Ulmer „Südwest Presse“ (Samstag). Als Hammanns Nachfolger ist demnach sein Vertreter, der Inspekteur der Polizei und damit ranghöchste Polizeivollzugsbeamte im Land, Gerhard Klotter, im Gespräch. Ein Sprecher von Innenminister Reinhold Gall (SPD) wollte die Angaben am Samstag nicht kommentieren.

Öneys bisheriger Amtschef Manfred Stehle, der das erste alleinige Integrationsministerium in Deutschland mit aufgebaut hat, geht im September im Alter von 66 Jahren in den Ruhestand. Mit seinem potenziellen Nachfolger habe Öney unter anderem schon im März bei der schweren Brandkatastrophe in Backnang (Rems-Murr-Kreis) mit acht Toten und auch im Rahmen der interkulturellen Öffnung der Landesverwaltung zusammengearbeitet, sagte ihr Sprecher.

Hammann ist promovierter Jurist

Der 58-jährige verheiratete Hammann ist promovierter Jurist und hatte Karriere im Regierungspräsidium Tübingen gemacht, bevor er 2009 zum Landespolizeipräsidenten berufen wurde. Damit ist er Chef der Polizei im Südwesten, leitet das Landespolizeipräsidium und vertritt das Ministerium in polizeilichen Grundsatzangelegenheiten auf Bundes- und europäischer Ebene. Der noch von der schwarz-gelben Vorgängerregierung eingesetzte Hammann hatte die Polizeireform, mit der SPD-Minister Gall die Führung der Polizei verschlanken und mehr Beamte auf die Straße bringen will, als „Frischzellenkur“ gelobt.

Projektverantwortlich für die umstrittene Reform war sein möglicher Nachfolger Klotter. Der ist ebenfalls 58 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. In seiner Funktion als Inspekteur der Polizei übernimmt er seit Juli 2011 - soweit erforderlich - die Führung von Polizeikräften des Landes. Zuvor war er Polizeipräsident in Mannheim und hatte davor die Wasserschutzpolizei geleitet.

Ob mit der Rochade künftig nur noch Polizisten und keine Juristen mehr bedeutende Führungsfunktionen bei der Südwest-Polizei innehaben, hängt beispielsweise mit der Wahl von Klotters Nachfolger ab. Auch darüber muss die grün-rote Landesregierung erst noch entscheiden, das letzte Wort über die Vorschläge aus den Ressorts für Inneres und Integration hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Die Personalien werden voraussichtlich Thema bei einer der ersten Kabinettssitzungen nach der Sommerpause.

Mit Stehle wechselt zum dritten Mal seit dem Regierungswechsel im Jahr 2011 ein Amtschef in einem der SPD-geführten Ministerien. Allerdings geht Stehle schlicht aus Altersgründen. Erst im Juli hatte Kultusminister Andreas Stoch Ministerialdirektorin Margret Ruep, Jahrgang 1950, überraschend in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Aus dem Wirtschaftsministerium unter Nils Schmid war im vergangenen Jahr Daniel Rousta geflogen, unter anderem weil er die Liberalen im Internet als „FDPisser“ bezeichnet hatte.