Freuen sich über die neue Hilfe im Service (von links): Dorothea Haist, Maurice Lehmann (Auszubildender) und Restaurantleiter Berhan Nuridinov. Foto: Braun

Im Hotel Ailwaldhof bringt seit einigen Wochen Service-Roboter "Bella" die Speisen und hilft beim Abräumen. Hotelier Bernhard Haist ist froh über den neuen Helfer im Service und spricht von einer echten Arbeitserleichterung.

Baiersbronn-Klosterreichenbach - "Das Jammern vom Personalmangel in der Gastronomie bringt uns nicht weiter. Wir müssen neue Wege gehen", so Haist. Dabei stellt er eines klar: Die sprechende Maschine mit dem Katzengesicht soll in keinem Fall die menschlichen Servicekräfte ersetzen, die Entlastung liegt in der Reduzierung der Laufwege im Betrieb.

Freundliche Maschine

"Uns macht Gastronomie Spaß. Wir wollen sie nicht zu Grabe legen wegen mangelnder Mitarbeiter, sondern durch sinnvolle Innovationen vorantreiben." Die Zeit während der staatlich verordneten Schließzeiten hätten ihn und sein Team dazu veranlasst, nicht nur die Gedanken in neue Gastronomiekonzepte zu lenken, sondern auch in sinnvolle Digitalisierungsinnovationen.

"Unser Personal muss sich natürlich umstellen, ›Bella‹ wird von der Küche mittels Handeingabe oder Orderman an die Tische geschickt und gibt dann Zeichen, dass serviert werden kann", so Haist. Wird ein Tisch abgeräumt, steht "Bella" bereit und kann mit ihren vier Tabletts im Servierwagen schon einiges an benutztem Geschirr in die Küche befördern. Voll beladen mit den Speisen, rollt sie zu den Tischen, deren Nummern auf der Rückseite des Roboters aufleuchten. "Hier kommt Ihr Essen" oder "Darf ich bitte kurz vorbei?", sagt Roboter "Bella" freundlich und sorgt damit für Begeisterung bei den Gästen. Das eigentliche Servieren, das Aufnehmen der Bestellungen und das Abräumen der Tische übernehmen allerdings "Bellas" menschliche Kollegen, sodass der Gast immer einen Ansprechpartner hat.

"Unsere Servicekräfte sind nun aber deutlich mehr im Gastraum und nicht nur damit beschäftigt, von der Küche zum Tisch zu laufen, das ist der große Vorteil der Investition", erklärt Haist.

Über spezielle Klebepunkte an der Decke erkennt die Maschine die Wege und Tische. "Ich bin wieder einmal dem Bauamt und Landratsamt dankbar, dass wir damals alles barrierefrei bauen mussten, denn so kann der Roboter ohne Hindernisse alle Wege zurücklegen", sagt der Hotelier. "Auf die Idee, den Roboter anzuschaffen, bin ich auf einer meiner Reisen in die Arabischen Emirate gekommen, dort habe ich einen tanzenden Roboter gesehen. Und nach langer Recherche im Netz bin ich auf die Firma Digpanda aus München gestoßen", erzählt Haist. Als Überraschungsgeschenk für seine Frau Dorothea wurde dann "Bella" gekauft.

Musik zur Begleitung

"Wir waren erst überrascht, aber mittlerweile ist es schon normal, dass uns ›Bella‹ das Essen bringt. Eine Begleitmusik kündigt es an, und schon kommt das Personal und stellt alles vor uns auf", erzählt ein Gast. "Wir finden es einfach toll, es ist Unterhaltung pur." Der Serviceroboter kann aber nicht nur leise, wird er auf den Geburtstagsmodus programmiert, gibt es ein Ständchen für den Ehrengast.

Der Roboter wird jeden Abend geladen, braucht keinen Urlaub, wird nie krank und kann theoretisch an sieben Tagen in der Woche im Einsatz sein. "Im Zuge der Pandemie hat sich etwas geändert, der Personalmangel in der Gastronomie ist nicht von der Hand zu weisen", sagt Haist. Der Roboter sei aber nicht nur Motivation für die Gäste, sondern in erster Linie für die Angestellten. "Sie haben mehr Zeit für unsere Gäste und sparen sich viele Schritte", sagt auch Dorothea Haist. "Bei uns passt es 100 Prozent rein, und ich war von Anfang an von dieser Technik überzeugt", erklärt der Hotelchef. Mit 62 Jahren nochmals neue Wege zu gehen, sei sicher nicht selbstverständlich. Aber für Innovation sei er schon immer offen gewesen. "Es funktioniert hervorragend, und vielleicht kommt noch der ein oder andere Service-Roboter dazu", sagt Haist lachend.

Auf die Frage, ob so ein Service-Roboter in das Sternedorf Baiersbronn passt, das für freundlichen und persönlichen Service steht, hat Haist eine klare Antwort. "Die Servicekraft hat durch die Entlastung viel mehr Zeit für den Gast." Wenn Hoteliers wie Willy Finkbeiner oder später Hermann Bareiss nicht die französische Sterne-Gastronomie übernommen und weiterentwickelt hätten, allen voran Spitzenkoch Harald Wohlfahrt, "wären wir wahrscheinlich heute im Murgtal ein gastronomischer ›Lost Place‹, ein sogenannter vergessener Ort."