Foto: Roadrunners Südbaden

Noch vor wenigen Wochen wurden in Gengenbach Laufrekorde gebrochen. Doch das beliebte Rennen ist durch Pläne für die Kinzig bedroht.

Der „Night-Run“ des Gengenbacher Laufsportvereins Roadrunners Südbaden gehört seit Jahren zu den sportlichen Höhepunkten im Kinzigtal. Bei der diesjährigen fünften Auflage verzeichnete das Rennen gar einen Teilnehmerrekord. Auch für das kommende Jahr wollen die Roadrunners Südbaden wieder Läufer – vom Anfänger bis Profi – auf die Strecke mit Zieleinlauf am Kinzigdamm holen. Ob der „Night Run“ in seine sechte Auflage gehen kann, scheint jedoch ungewiss. Denn: Die Vorarbeiten für die Planungsphase zur Rückverlegung des Kinzigdamms haben begonnen.

 

Das Regierungspräsidium Freiburg arbeitet daran, der zwischen den Gengenbacher Ortsteilen Schönberg und Bergach kanalartig verlaufenden Kinzig wieder „mehr Raum zu geben“. Dafür soll der Kinzigdamm auf dem Abschnitt „rückverlegt“ werden, informiert das Regierungspräsidium in einer Pressemitteilung.

Der jetzige Kinzigdamm müsste, wenn die Pläne wie angekündigt umgesetzt werden, weichen. Das Ziel: ein rund zwei Kilometer langer, ökologisch wertvoller, Abschnitt mit naturnahem Gewässerverlauf und Auebereichen soll entstehen. Ein weiterer Nebeneffekt laut Regierungspräsidium: Durch die Renaturierung des Kinzigabschnitts werde der Hochwasserschutz verbessert und es entstünden „neue Möglichkeiten der Naherholung“.

Auebereiche sollen entstehen

Das Problem für die „Night-Run“-Organisatoren ist, dass ein großer Teil der Laufstrecke direkt neben dem Kinzigdamm verläuft. Der 2,714 Kilometer lange Rundkurs startet am Rande der B 33 und führt später entlang des Kinzig-Damms, wo auch der Zieleinlauf liegt. Die Strecke, welche durchgehend asphaltiert ist, ist für seine besonders schnellen Zeiten bekannt. „Bei perfekten Laufbedingungen wurden auf der superschnellen ‚Night-Run‘-Strecke, die zu den schnellsten Deutschlands zählt, Bestzeiten und teilweise sogar historische Rekorde gejagt“, berichteten die Roadrunners im Anschluss an den jüngsten Lauf.

Auch Jonas Müller, einer der Organisatoren und selbst begeistertet Läufer, lobt im Gespräch mit unserer Redaktion die Strecke. Vor der Erstauflage sei das Team in der gesamten Ortenau auf der Suche gewesen. „Letztendlich sind wir wieder vor der Haustüre gelandet“, berichtet der gebürtige Gengenbacher. Der Rundkurs hat kaum nennenswerte Höhenmeter und erfüllt die Anforderungen der nationalen und internationalen Verbände. So finden sich immer wieder internationale Top-Athleten in der Schwarzwaldgemeinde ein.

Spitzenläufer schätzen die Strecke in Gengenbach

So trat etwa James Dunn, der im Mai als erster Europäer in der Geschichte den „Luxembourg Night“-Marathon gewann, an. „Dass solche Läufer zu uns kommen, ist sehr, sehr cool“, schwärmt Müller. Durch die Renaturierungspläne – sollte sie denn kommen – würde die Strecke wegfallen. „Dann bricht alles zusammen“, meint Müller. Viele der Läufer, die gerade wegen der für Rekorde geeigneten Strecke nach Gengenbach kommen, würden sich dann beispielsweise für Berlin entscheiden, meint Müller. Alleine das der „Night-Run“ in Zusammenhang mit den deutlich bekannteren Läufen in Berlin genannt werde, sei etwas besonderes, so Müller. Das Regierungspräsidium erklärte in seiner Pressemitteilung: „Das Regierungspräsidium steht im engen Austausch mit der Stadt Gengenbach, Anliegern und Vereinen. Direkt Betroffene sind bereits informiert worden.“

Dem widerspricht Müller entschieden: „Es gab überhaupt keinen Austausch.“ Überhaupt sei die Ankündigung, die Renaturierungspläne in dem Umfang anzugehen, überraschend gekommen. Noch vor ein paar Wochen hätte Gengenbachs Bürgermeister Sven Müller durchblicken lassen, dass die Renaturierungspläne „momentan eher kein Thema“ seien, erinnert sich Müller. Das Gengenbacher Laufteam hat sich mit einer Onlinepetition auf der Plattform „Change.org“ an die Öffentlichkeit gewandt – und sucht Unterstützer. Er sei kein Gegner von Renaturierung und Nachhaltigkeit, stellt Müller klar. Das Argument, dass der Flusslauf aufgewertet werden müsse, könne er absolut nachvollziehen. Er habe jedoch Zweifel, ob die Versetzung der Dämme wegen des Hochwasserschutzes notwendig ist. Das Laufteam appelliert, wenn nötig für eine „minimalistischere Umgestaltung der Kinzig“.

Für das kommende Jahr rechnet Müller damit, dass der „Night-Run“ wieder starten kann. Darüber hinaus bleibe es offen. Das Regierungspräsidium Freiburg hat für 2026 eine Informationsveranstaltung angekündigt, um über den aktuellen Stand zu informieren und Anregungen aufzunehmen.

Weitere Laufveranstaltung betroffen

Von den Renaturierungsplänen wäre ein weiteres Laufspektakel betroffen. Der SSV Schwaibach richtete erstmals 1998 den Silvesterlauf aus. Auch hier sei die Perspektive pessimistisch, berichtet Jonas Müller. „Negative Folgen für die Strecke des Silvesterlauf Schwaibach, einem der traditionsreichsten Laufevents der Region, währen unvermeidlich. Auch dieses Sportevent, das ebenfalls Breiten- und Leistungssport verbindet, könnte durch die Umsetzung der Renaturierungspläne nicht mehr fortgesetzt werden“, erklären die Rodrunners Südbaden in ihrer Petition.