Heißer Start für die 27. Horber Ritterspiele – im Ritterlager wird kräftig geschwitzt. Und bei der Eröffnung wird der erfrischende Bierfluss bejubelt und feurig geredet.
Beim Gang durch das Lager spürt man sofort die gute Stimmung. Fast jeder trägt ein Lächeln auf den Lippen. Die Schaustellertruppe „Bramdal’s Hauffen“ bestätigt das: „Heiß, aber geil“, lautet die Antwort auf die Frage nach der Stimmung. Seit 2013 – mit Pausen – nimmt „Bramdal’s Hauffen“ an den Horber Ritterspielen teil. Die Gruppe stellt Berufe dar, die im Mittelalter als verrufen galten. Angeführt wird sie von Bramdal, dem Henker, seine Stellvertreterin ist Magdalin, die Lagerhure. Auch das gehört zum Mittelalter.
Den Schaustellern ist eine möglichst authentische Darstellung der Geschichte wichtig: „Alle unsere Holzinstrumente sind selbst gebaut. Durch unsere Führungen und ein wenig Show wollen wir eine wissenschaftlich fundierte Darstellung bieten und Halbwahrheiten aus der Welt schaffen“, erklärt Bramdal.
Foltern zum Ausprobieren
Eine Besonderheit im Lager des „Hauffens“ sind die zahlreichen voll funktionstüchtigen Folterinstrumente – darunter Streckbank, Pfahl und Pranger sowie die vermutlich größte und schwerste Henkersaxt Deutschlands, berichtet Bramdal. Sie soll zwischen 20 und 25 Kilogramm wiegen, handgeschmiedet von einem bekannten, inzwischen verstorbenen Schmied aus Tschechien.
Touristen können die Foltergeräte selbst ausprobieren. „Alle machen das freiwillig, niemand wird zu etwas gezwungen“, erklärt Bramdal. Ist die zu folternde Person nicht nüchtern, nicht volljährig oder gesundheitlich eingeschränkt, führt er die Folter nicht vor.
Die Gruppe hat eine Bitte an die Touristen: „Leider mussten wir erfahren, dass der Respekt der Touristen und Kinder immer mehr schwindet.“
Bei einem vergangenen Mittelalterfest, so Bramdal, mischten Besucher Sand in das Essen der Schausteller. Und einem Lagernachbarn sei die eigene Rüstung entgegengekommen – ein Tourist hatte sie in seinem Zelt heimlich angezogen und wollte damit über den Markt spazieren. „In der Mittelalterszene gelten Gesetze des Respekts und Anstand. Wir sind wie eine Familie. Achtet das“, bittet Magdalin.
OB-Kandidaten nicht da?
„Attention“ heißt es dann um 19 Uhr auf dem Markt. Denn „Bertholder der Erzähler“ startet „franzööösisch“ prickelnd die kleine Eröffnungsshow. Er fordert „Mesdames et Messieurs“ zu einem „kräftigem Geraune“ auf. Den „Oberburmestre“ Peter Rosenberger fragt er: „Während Sie gehen zu Fass und machen klopf klopf – wollen Sie dramatische Fanfarenmusik?“ Der Rottenburger Fanfarenzug liefert natürlich sofort und der OB kann zur Tat schreiten. Zwei Schläge und schon fließt das Hochdorfer Ritterbier.
„Zum letzten Mal bin ich als Oberbürgermeister hier, aber ich bin sicher nicht zum letzten Mal bei den Ritterspielen“, sagt Rosenberger und erntet ein trauriges „Ooooh“. Seine letzte Ritter-Rede wird zum flammenden Appell für das Event. „Denjenigen, die sagen, dass die Ritterspiele zu viel Geld kosten, sei gesagt: Das ist ein Marketinginstrument. Keine Stadt unserer Größenordnung hat so ein Alleinstellungsmerkmal.“ Und einen kleinen Seitenhieb auf die Kandidaten für seine Nachfolge hat er auch: „Fragen Sie doch mal die drei, wie sie zu den Ritterspielen stehen. Übrigens ist heute keiner von den dreien vor Ort zu sehen.“