Zehn Tage für den Erhalt der Staatsform werben – das ist das Anliegen der Woche für Demokratie, die vom Freitag, 16. Mai, bis Sonntag, 25. Mai, stattfindet. In Ettenheim versprechen die Gesprächsrunde zum Thema Corona sowie der Sternmarsch mit mehr als 1000 Schülern besonders spannend zu werden.
Die Woche der Demokratie, die zeitgleich in Ettenheim und Lahr stattfindet, organisiert in der Rohanstadt das Bündnis Demokratie. Die Motivation der drei Organisatoren Siggi Schuler, Dagmar Abt und Daniel Henninger ist unterschiedlich. Daniel Henninger will, dass „meine Kinder mit den gleichen Freiheiten aufwachsen wie ich“. Diese sieht er mit Blick auf den neuen „Faschismus in den USA“ – dort sahen sich unter anderem zwei Professoren zur Auswanderung gezwungen – auch in Deutschland bereits jetzt gefährdet. Dagmar Abt hingegen findet den „Ist-Zustand in Deutschland okay, wenn auch anstrengend“. Die Demokratie sei ein System, in dem man gut leben könne. „Aber ich fürchte, sie ist in Gefahr. Ich sehe Handlungsbedarf, wenn ich mir anschaue, mit was die Leute gerade liebäugeln.“ Siggi Schuler erkennt die Gefahr eines Rechtsrucks ebenfalls. Deshalb sei es ihm wichtig, dass das Bündnis Demokratie eine überparteiliche Plattform gegen rechts biete. Schwerpunktmäßig wolle man auf kommunalpolitischer Ebene etwas bewirken – und jetzt in der Woche der Demokratie für diese Staatsform zu werben. Alle Veranstaltungen sind kostenlos, um Spenden zur Deckung der Kosten wird jedoch gebeten. Eine Anmeldung ist nur für das Dialogformat „Sprechen und Zuhören“ nötig. Alle anderen Veranstaltungen können spontan besucht werden.
Stadtführung zum Thema „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“ am Freitag, 16. Mai, ab 19 Uhr, Treffpunkt vor dem Rathaus: 1848/1849 wurde bei der Badischen Revolution für eine Republik unter der Souveränität des Volkes gekämpft. Eine der Vorkämpferinnen für Demokratie und Frauenrechte in Ettenheim war Maria Antonia Stählin. Sie bestickte eine rote Fahne mit der Parole: „Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle“. Darüber und über andere Begebenheiten der Badischen Revolution wird Thomas Dees bei der Stadtführung am Freitag berichten.
Poetry Slam mit Texten zur Demokratie am Samstag, 17. Mai, ab 19 Uhr in der Ehemaligen Synagoge: Vier bis sechs Dichter werden gegeneinander antreten. Zudem wird die Ettenheimer Poetry-Künstlerin Mia Kempe außerhalb des Wettbewerbs noch einen Text vortragen.
Enkelin eines Widerstandskämpfers berichtet
Buchvorstellung mit Lesung zu „Der Flieger im Widerstand“ am Montag, 19. Mai, ab 19 Uhr in der ehemaligen Synagoge Kippenheim: Das Buch „Der Flieger im Widerstand“ handelt von Cäsar von Hofacker, Claus Schenk Graf von Stauffenbergs Mann in Paris. Als am 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier die Bombe explodierte, organisierte Hofacker einen für wenige Stunden erfolgreichen Umsturz in Paris mit, bei der Gestapo und SS festgesetzt wurden. Das Scheitern des Attentats führte jedoch zu seiner Festnahme und Hinrichtung. Valerie Riedesel Freifrau von Eisenbach ist Historikerin und die Enkelin von Cäsar von Hofacker. Sie wird auf Einladung von Jürgen Stude, Vorsitzender des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim, das Buch vorstellen.
Skulpturen-Picknick am Dienstag, 20. Mai, ab 18 Uhr im Prinzengarten: Im Rahmen des „Symp 19“ sind zahlreiche Skulpturen im Prinzengarten entstanden. Künstler Anno Sieberts und seine Frau Erika wollen diese den Besuchern im Rahmen einer Reihe näherbringen. Der Auftakt ist am 20. Mai. Dort wollen die beiden einige der Kunstwerke mit den Besuchern unter dem Blickpunkt der Demokratie in lockerer Runde betrachten. Zu dem Picknick im Prinzengarten sollte jeder Teilnehmer selbst etwas zu essen selbst mitbringen, für Getränke ist gesorgt.
Über die Erfahrungen in der Coronazeit reden
Dialogformat „Sprechen und Zuhören“ zum Thema Corona am Mittwoch, 21. Mai, ab 19 Uhr in der alten Sporthalle des Städtischen Gymnasiums: Nach der Corona-Zeit zog sich ein Riss durch die Gesellschaft, der auch die Demokratie bedroht. Auch im privaten Umfeld zerbrachen durch die Pandemie Freundschaften. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier forderte deshalb jüngst die Aufarbeitung der Pandemie. Ein Stück weit soll das auch in Ettenheim passieren. „Wie bewerten Sie die Corona-Zeit?“ – zu diesem Thema sollen sich 80 Bürger mit unterschiedlichen Corona-Positionen in Vierergruppen austauschen. Unterstützung erhalten sie dabei von zwei erfahrenen Moderatorinnen aus Berlin, die das Ganze gut begleiten sollen. Entwickelt hat das Format der Verein „Mehr Demokratie“. Es wurde bereits in Ostdeutschland erfolgreich erprobt, erklärt Henninger: „Manche Orte sind dort extrem gespalten. Durch dieses Gesprächsformat haben es die Bürgermeister jedoch geschafft, dass die Bürger wieder miteinander an einem Tisch sitzen und reden.“ Für die Teilnahme ist eine Anmeldung unter www.lzaktuell.de/1lk oder per E-Mail an buendnis-demokratie-ettenheim@gmx.de nötig. Dabei muss man auch angeben, wie man die Corona-Zeit erlebt hat, damit in etwa gleich viele Teilnehmer jeder Gruppe vorhanden sind.
Schüler zeigen großes Engagement
Kundgebung „Freitag für Demokratie“ am Freitag, 23 . Mai, ab 11 Uhr am Parkplatz „Auf den Espen“: In Anlehnung an „Fridays for Future“ soll es anlässlich des Verfassungstags des Grundgesetzes vor 76 Jahren einen „Freitag für Demokratie“ geben. Bei diesem laufen an die 1000 Schüler des Bildungszentrums, des Städtischen Gymnasiums und der St.-Landolin-Schule in einem Sternmarsch zu einer Kundgebung zum Parkplatz „Auf den Espen“. „Das Tolle ist, dass die Schüler das über ihre jeweilige SMV selbst organisieren“, erklärt Schuler. So malen diese etwa selbst ihre Transparente und gestalten die Kundgebung. „Die Schüler aller drei Schulen trotz ihrer Altersunterschiede zusammenzubringen, war nicht ganz einfach, aber jetzt klappt es unglaublich gut. Man spürt, dass die Jugendlichen Lust dazu haben“, schildert Schuler.
Gespräche und Getränke bei „Vitamin C für die Demokratie“ am Freitag, 23. Mai, von 14 bis 18 Uhr auf dem Wochenmarkt auf dem Marienplatz: „Vitamin C stärkt und macht uns widerstandsfähig“, erklären der katholische Pfarrer Martin Kalt und die evangelische Pfarrerin Severine Plöse. Auf dem Wochenmarkt wollen sie an ihrem Stand zu Getränken mit Vitamin-C-Gehalt einladen. Dabei wollen sie gerne mit den Passanten zur Frage ins Gespräch kommen: Was kann der christliche Glaube zur Demokratie beitragen? „Für die Kirche ist das sicherlich kein einfaches Thema. Ich finde es toll, dass sie sich dazu bereits erklärt haben“, erklärt Schuler.
Ausstellung „Erinnern ist nicht genug – Unsere Schule im Nationalsozialismus“ am Samstag und Sonntag, 24. und 25. Mai, im Rahmen des Stadtfests im Ettenheimer Bürgersaal: Das Ettenheimer Gymnasium trägt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Die AG „Schule ohne Rassismus“ beleuchtet, wie es den jüdischen Schülern in der Zeit des Nationalsozialismus erging, wie sie die Ausgrenzung und Entrechtung erlebten. Zudem findet am Wochenende die große Feier zu „50 Jahre Gesamtstadt Ettenheim“ statt. „Zu diesem ist unsere Woche der Demokratie quasi der Vorläufer“, so Schuler.
Stammtisch
Einmal im Monat trifft sich das Bündnis Demokratie Ettenheim zum Stammtisch. Dort kann über die Demokratie diskutiert werden und auch unterschiedliche Standpunkte können ausgetauscht werden. Eingeladen sind alle, die gerne dabei sein möchten. Der nächste Stammtisch ist am Mittwoch, 16. April, ab 19 Uhr im Bistro Ettenheim.