2020 hatte Starkregen etwa in Mühlheim für teils dramatische Zustände gesorgt. Foto: Polet

Starkregenereignisse sind spätestens seit der Katastrophe im Ahrtal ein großes Thema. Sulz kümmert sich nun um die von der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) empfohlene Erstellung eines kommunalen Starkregenrisikomanagements.

Sulz - Im Februar 2020 hatte Starkregen für teils dramatische Zustände im Sulzer Stadtgebiet gesorgt.

Das aktuelle Vorhaben der Risikomanagement-Erstellung wird mit bis zu 70 Prozent gefördert. Das Ingenieurbüro Winkler und Partner hat die Stadt bereits bei der Erstellung des Hochwasseralarm- und Einsatzplans unterstützt und wurde vom Sulzer Gemeinderat am Montag für rund 110 000 Euro beauftragt, sich um das Starkregenrisikomanagement zu kümmern. Etwa 80 000 Euro werden vom Land getragen.

Prozessdauer: ein Jahr

Vor dem Beschluss erläuterte Joachim Liedl vom Büro die geplante Vorgehensweise. Die Prozessdauer werde sich auf ein Jahr belaufen. Vorgenommen werden eine hydraulische Gefährdungsanalyse anhand der Starkregengefahrenkarten, worauf eine Analyse des Überflutungsrisikos folgt. Danach wird ein Handlungskonzept zur Risikominimierung erarbeitet.

Bei der Risikoanalyse würden unter anderem besonders kritische Objekte mit öffentlichem Bezug, Verkehrsinfrastruktur, wassergefährdende Stoffe und Hangrutschproblematiken ins Auge gefasst. Für besonders vulnerable Objekte erstelle man so genannte Risikosteckbriefe, so Liedl.

Verschiedene Säulen

Das Handlungskonzept basiere dann auf den Säulen Informationsvorsorge, Kommunale Flächenvorsorge, Krisenmanagement und bauliche Maßnahmen. Bei Ersterem gehe es um die Sensibilisierung der Bevölkerung. Bei der Flächenvorsorge würden gefährdete Bereiche im Flächennutzungsplan gekennzeichnet. Zudem werden bauliche Vorkehrungen wie Retentionsräume festgesetzt. Auch Anpassungen der Bauweise, etwa bei Kellerfenstern, spielen eine Rolle.

Krisenmanagement bezeichne unter anderem die Frühwarnung über Niederschlagsprognosen des Wetterdienstes, die Vorsorge bei kritischen Objekten und die Fortschreibung des Hochwasseralarm- und Einsatzplans. All das sei aufgrund der oftmals sehr kurzen Vorwarnzeiten und der lokal unterschiedlichen Niederschlagsmenge nur bedingt umsetzbar, erklärte Liedl.

Stauraum erhöhen, Objekte schützen

Als bauliche Maßnahmen nannte der Planer etwa die Erhöhung des Stauraums in Straßen bei Sanierungen, etwa durch eine Erhöhung der Bordsteine, zudem Wasserrückhalt und Erosionsminderung in der Fläche, Objektschutzmaßnahmen und zusätzliche Ableitungen und Regenwasserentlastungen.

Martin Sackmann erkundigte sich danach, ob man nur Neckar, Mühlbach und Glatt betrachte. Diese drei Flüsse seien schon untersucht worden, meinte Liedl. Bei der aktuellen Untersuchung gehe es um die kleineren Wasserläufe, die bei Starkregen zu Sturzbächen werden könnten.

Präventive Bauleitplanung

Heidi Kuhring (GAL) fand gut, dass man das Thema nun angeht. Man müsse künftig auf eine präventive Bauleitplanung setzen und auf Versickerung achten. Sie wollte wissen, wie der Sachstand beim Thema Alarmierung über Sirenen sei. Diesbezüglich war der Gemeinderat im Oktober 2021 über ein Förderprogramm informiert worden. Das Thema werde man nochmals gesondert aufgreifen, meinte Hauptamtsleiter Hartmut Walter.

Auf Nachfrage von Barbara Klaussner (CDU) zur Aktualität der vorhandenen Karten des LUBW erklärte Planer Liedl, die Befliegungen seien 2016 und später vorgenommen worden. Geländeveränderungen würden zudem ins Modell eingepflegt. Ortsbegehungen seien natürlich zusätzlich besonders wichtig.

Eberhard Stiehle (FWV) fragte, ob das Kanalsystem in die Untersuchung mit einfließe. Joachim Liedl meinte, dass dieses ohnehin nicht auf Starkregen ausgerichtet sei und man daher automatisch von einer Überlastung ausgehe.