Starkregenereignisse können auch jenseits von Flüssen zu Überschwemmungen mit hohem finanziellen Schaden führen. Im Ausschuss Technik und Umwelt ist der Bericht zum kommunalen Starkregenrisikomanagement vorgestellt worden.
„In Süden von Sulz kommt es im Bereich der Mündung des Weilerbaches zu Überflutungen. Zudem sammelt sich Oberflächenwasser im Bereich Danziger Weg, Brühlstraße und steht bis zur Unteren Hauptstraße.
Das Wasser fließt durch die Bebauung in Sulz Kastell und die Bergfelder Klinge und sammelt sich im Bereich der Holzhauser Straße. Nördlich des Neckars sammelt sich Wasser im Bereich der Stuttgarter Straße, Canalstraße und Rottweiler Straße.“
Warnung des Experten
So könnte Szenario aussehen, wenn Sulz von einem außergewöhnlichen Starkregenereignis betroffen ist. Dies kommt statistisch gesehen alle 100 Jahr vor und führt dazu, dass es innerhalb einer Stunde bis zu 64 Millimeter Niederschlag gibt.
Joachim Liedl vom Ingenieurbüro Winkler und Partner stellte dies im Rahmen des Starkregenmanagements im Ausschuss Technik und Umwelt vor. „Bei Starkregenereignissen sind die Vorwarnzeiten sehr gering bis nicht vorhanden“, warnte er die Stadträte.
Gefährdete Risikoobjekte
Denn aufgrund ihres lokalen Charakters seien die Niederschläge nur schwer vorhersagbar. Auch führe der Regen dazu, dass es auch abseits von Gewässern zu Überflutungen komme.
Um dennoch auf solche Ereignisse vorbereitet zu sein, habe man online einsehbare Starkregengefahrenkarten erstellt und verschiedene Risikoobjekte identifiziert, die bei einem außergewöhnlichen Ereignis betroffen sein könnten.
Kindergarten und Pflegeheim
Eine hohe Risikobewertung liegt laut dem Erläuterungsbericht etwa beim Albeck-Gymnasium, dem Katholischen Kindergarten oder dem Kindergarten Kastell vor.
Aber auch beim Seniorenheim „Am Stockenberg“ oder dem Angelika-Wössner-Stift wird das Risiko als „hoch“ eingestuft. Insgesamt habe man in Sulz und seinen Teilorten 166 solcher Risikoobjekte identifiziert.
Informationen sind wichtig
Von 44 davon existieren Risiko-Steckbriefe. Diese beinhalten einen Lageplan des Gebäudes und stellen dar, wie hoch das Wasser stehen könne, wenn eine Gewitterzelle direkt über den Haus abregne.
„Das A und O ist die Informationsvorsorge“, betonte Liedl. Durch die Starkregengefahrenkarten und spezifische Veranstaltungen könnten betroffene Anwohner Risiken für ihr Eigentum ableiten und auf privater Ebene geeignete Schutzmaßnahmen treffen.
Fenster und Türen sichern
Maßnahmen seien etwa Rückstausicherungen, die Erhöhung von Hauseingängen durch Treppen oder Rampen, die wasserdichte Abdeckung von Kellerlichtschächten oder die Erhöhung von Lichtschachtoberkanten.
Bei vollautomatischen Objektschutzmaßnahmen bieten sich selbsttätig schließende, druckwasserdichte Fenster, Klappschotte sowie automatische Barrieren an Fenster- oder Türöffnungen an.
Fokus auf kritische Infrastruktur
„Bei der Bürgerinformationsveranstaltung waren weniger Leute, die gerade bauen“, blickte Sabrina Glöckler von den Bürgerdiensten auf den letzten Vortrag der Stadt zu dem Thema zurück.
Im Krisenfall müsse sich die Feuerwehr nämlich um die kritische Infrastruktur wie Kitas und Schulen kümmern und nicht um vollgelaufene Keller von Privatpersonen, zeigte sie das Ressourcendilemma auf.
Feuerwehr als Multiplikator
„Eine jährliche Wiederholung solcher Info-Veranstaltungen kann gegen die ‚Hochwasser-Demenz‘ helfen“, riet Liedl zur Verstetigung der Informationsvorsorge.
Und Bürgermeister Jens Keucher machte noch eine weitere Zielgruppe aus, die in den Teilorten für das Thema sensibilisieren könne: „Die Feuerwehr ist ein großer Multiplikator“, stellte er mit Blick auf die Ehrenamtlichen fest.