Foto: Mutz

Bau des Gerätehauses sorgt in Ringsheim weiter für Diskussionen / Vor allem Kosten sind Bürgern Dorn im Auge

 
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Ringsheim - Wohin kommt das neue Ringsheimer Gerätehaus? Diese Frage bleibt wegen der Corona-Krise vorerst unbeantwortet. Derweil formiert sich in der Bevölkerung weiter Widerstand gegen den von Verwaltung und Feuerwehr präferierten Standort.

Pandemie hat den Zeitplan durcheinander gebracht 

Nach jahrelanger Diskussion sollte Ende März die Entscheidung fallen, wo die Ringsheimer Feuerwehr künftig zu Hause sein wird. Die Pandemie warf den Zeitplan der Verwaltung über den Haufen – alle Gremiensitzungen wurden abgesagt.

Am kommenden Dienstag hat der Gemeinderat nun erstmals wieder eine öffentliche Zusammenkunft im Bürgerhaus, den Punkt "Standort Gerätehaus" sucht man auf der Tagesordnung (siehe Info) jedoch vergeblich. "Wir rechnen bei dem Thema mit großem öffentlichen Interesse, was in der aktuellen Situation nicht förderlich wäre", erklärte Bürgermeister Pascal Weber am Mittwoch auf LZ-Nachfrage.

Seit Februar heftige Diskussionen im Ort 

Legt man die bisherige Resonanz, die die Standort-Frage hervorgerufen hat, zugrunde, dürfte Weber mit seiner Prognose Recht behalten. Seitdem Mitte Februar die Machbarkeitsstudie des Riegeler Ingenieurbüros Keller veröffentlicht wurde, wird im Ort heftig diskutiert.

Die Gutachter waren zu dem Ergebnis gekommen, dass dem Plan von Verwaltung und Feuerwehr, das Gerätehaus südlich der Kahlenberghalle zu bauen, keine unüberwindbaren Hürden im Weg stehen. Dennoch stieß das Vorhaben auf teils große Gegenwehr.

Gemeinsamer Brief von Anwohnern an die Gemeinde 

14 Anwohner des Graswegs schrieben einen gemeinsamen Brief an Bürgermeister und Gemeinderäte, in dem sie ihre Ablehnung gegenüber dem Gerätehaus in ihrer Nachbarschaft zum Ausdruck brachten.

Lärm und Verschattung, argumentierten sie unter anderem, würden ihre Lebensqualität einschränken und den Wert ihrer Grundstücke mindern. Im Ernstfall, so die Grasweg-Bewohner, hätten sie kein Problem damit, sich juristische Unterstützung zu holen.

Viel Gegenwind für den Standort an der Halle machte auch Joachim Pfeffer. Er hatte schon 2018 maßgeblich dafür gesorgt, dass die Ringsheimer über den Bau eines Flüchtlingsheims in der Ruster Straße abstimmten. Für das Gerätehaus brachte er wieder einen Bürgerentscheid ins Spiel.

Auch ehemalige Gemeinderäte kritisieren den Standort an der Halle 

Nun kommt erneut Kritik: Am Mittwoch wandten sich die beiden einstigen Gemeinderäte Konrad Broßmer und Norbert Kaufmann sowie Theo Feist mit zwei Schreiben an die LZ. Auf insgesamt drei DIN A 4-Seiten legten sie dar, warum das Gerätehaus aus ihrer Sicht an der Halle alles andere als gut aufgehoben wäre. Die wichtigsten Argumente im Überblick.

Unsicherheitsfaktor Bahn: Schon die Verfasser der Machbarkeitsstudie hatten darauf hingewiesen, dass die Bahn zwar grundsätzlich nichts gegen die Errichtung des Feuerwehrhauses an der Kahlenberghalle hat. Allerdings könnten mit dem Ausbau der Rheintalbahn massive Einschränkungen für die künftige Nutzung des Gebäudes einhergehen.

Möglicherweise notwendige bauliche Veränderungen müsste die Gemeinde bezahlen, so die Ansage der Bahn. "Warum", fragen die Briefeschreiber, "will die Gemeinde ein unkalkulierbares Risiko eingehen?"

Teure Rampe: Um den Höhenunterschied zwischen geplantem Standort und der darüberliegenden Hauptstraße auszugleichen, wäre für die Zufahrt der Bau einer Rampe nötig. Die Gutachter prognostizieren dafür Kosten von bis zu 400 000 Euro.

Unnötig, sagen die Kritiker, die das Gerätehaus am liebsten im nördlichen Grasweg sähen. So wie es vor Jahren schon geplant war. Zwar wäre dafür der Ausbau der Straße nötig, doch "handelt es sich hierbei um eine Investition in die Infrastruktur der Gemeinde, was bei der ›Rampe‹ zweifelsohne nicht der Fall wäre".

Synergien nutzen: Weil bekanntlich auch der Bauhof ein neues Domizil erhalten soll und dafür nach wie vor der Grasweg Option Nummer eins ist, plädieren Broßmer, Feist und Kaufmann für einen gemeinsamen Bau mit der Feuerwehr.

Auch das sei einst Konsens im Rat gewesen und in Nachbargemeinden so geschehen, etwa in Kappel-Grafenhausen und Rust. Ein Standort würde "Kosteneinsparungen beim Bau und bei der Unterhaltung" bedeuten. Das sei heute umso wichtiger, da durch die Corona-Krise mit einem "starken" Rückgang bei der Gewerbe- und Vergnügungssteuer zu rechnen sei.

Zufahrt breit genug: Eines der Hauptargumente der Feuerwehr für den Standort südlich der Kahlenberghalle ist die gute Erreichbarkeit im Ernstfall. Die drei Briefeschreiber halten entgegen: Wer sich vor Ort ein Bild mache, erkenne, "dass es auch für ein großes Feuerwehr-Auto problemlos möglich ist, bei Einsätzen den Grasweg zu befahren".

Was die neuerliche Kritik am geplanten Standort bewirkt, wird sich zeigen. Bei den öffentlichen Beratungen im März ließ sich im Gemeinderat bereits eine Tendenz Richtung Halle erkennen.

Allerdings sorgten die hohen Kosten für den Rampenbau auch im Gremium für Unmut, weshalb man das Büro Keller beauftragte, zu eruieren, ob die Verwendung von gebrauchtem Erdaushub zu einer Kostenreduzierung führen würde.        

Ergebnis der Prüfung soll Baukommission im Mai vorliegen

Laut Rathauschef Weber soll das Ergebnis dieser Prüfung im Mai der Baukommission vorgelegt werden und anschließend im Mitteilungsblatt der Gemeinde noch einmal "ausführlich" über den aktuellen Stand informiert werden.

"Wenn beides passiert ist und es die Situation zulässt, werden wir die Standort-Entscheidung auf die Tagesordnung des Gemeinderats setzen", gibt Weber den Zeitplan vor. Demnach sollen außerdem im Februar Zuschüsse für den Feuerwehr-Neubau beantragt werden – an welchem Standort auch immer er errichtet wird.

Info: Bebauungspläne sind Thema

Zwei Bebauungspläne sind die Hauptthemen der öffentlichen Sitzung des Ringsheimer Gemeinderats am Dienstag, 28. April. Ab 19 Uhr behandelt das Gremium im Bürgerhaus den Entwurf zum "Europa-Feld I" sowie eine Teiländerung von "Unterfeld II". Zudem werden Beschlüsse aus dem Umlaufverfahren vorgestellt.