Zu Besuch bei den Kanderner Ringern: Wenn Jugendtrainer und Zögling nur noch ein Knäuel sind, wird der Schulterschwung geübt. Foto: Ines Bode

Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 15 Jahren bilden den Nachwuchs der Kanderner Ringer. Ein Besuch beim Training.

Es ist Freitagabend, und in der Sporthalle der August Macke-Schule herrscht eine Energie wie an einem Montagmorgen: Die beiden Nachwuchsmannschaften der Abteilung Ringen des TSV Kandern haben zwei Stunden Training.

 

Mehr als 40 Kinder und Jugendliche, zwischen fünf und 15 Jahre alt, bevölkern die Halle, und dennoch geht es ungewöhnlich leise zu. Jugendleiterin Stephanie Brucker erklärt: „Wenn sich die Großen ruhig verhalten, tun es ihnen die Kleinen nach.“ Und die Großen hätten bereits gelernt, was Disziplin bedeutet. Viele Eigenschaften geben die Älteren nach unten ab. Teamgeist spiele eine Rolle. Wenn einer der lebhaften Knirpse aufdreht, seien es die großen Jungs, die ihn kurz ermahnen und nicht zwingend die Trainer, sagt Miriam Kiefer, die zweite Jugendleiterin.

Der Nachwuchskader kommt aus Kandern und dem Umland. Sieben feste Trainer, darunter eine Trainerin, kümmern sich um die Ausbildung der Zöglinge. Mancher Stöpsel hat hier seine Karriere gestartet. „Wir nehmen aber auch Elfjährige, die sich erst später fürs Ringen entscheiden“, teilt Peter Wohlschlegel mit. Mit Gerhard Gola teilt er sich den Posten des Haupttrainers. Selbstredend dürften auch unsportliche Mädchen und Jungen teilnehmen. Wer ungelenkig sei und nie an einem Wettkampf teilnehme, lerne beim Ringen viel für den Alltag. Kameradschaft und Rücksichtnahme zum Beispiel.

Wissen, was zu tun ist

„Um Sechs liegt die Matte“, sagt Brucker zum Ablauf. Soll heißen, die Kinder kommen an, und wissen, was zu tun ist. Ein großer Schwung kam vor den Sommerferien. Eine Sechsjährige gehört dazu, und mit gekonntem Griff jongliert sie mit einer der leichten, aber viel zu großen roten Matte. Geschickt befördert das Mädchen die Unterlage an ihren Platz. Später wird sie sagen, am besten von allem gefalle ihr das Ringen selbst.

Von Beginn an heißt es: Griffe lernen. Als die graue Matte der Großen liegt, und die rote der Jüngeren ebenso, fällt eine Stoffwand gen Boden. Die Halle ist geteilt. Ziel der ambitionierten Kleineren sei natürlich, auf die Seite der Großen zu wechseln, erklären die Jugendleiterinnen. Manche benötigen nur ein halbes Jahr. Es komme aufs Kind an, auf die Motorik und mehr.

Alle bauen dann gemeinsam die dritte Matte auf. Dabei kommt es naturgemäß zu heiterem Gerangel. Körperkontakt sei bei der Sportart das A und O, sagt Brucker. Manche Kinder täten sich damit am Anfang schwer. Bis heute schmunzelt Brucker, wenn die Kleinsten mitten in einen Haufen Großer rennen. Etwa, um die Plane über die Matten zu ziehen. Dazu wird die XXL-Unterlage meterhoch aufgerichtet.

Samstags Wettkämpfe

Dann geht’s los: Gola informiert über die Wettkämpfe der Runde. Die laufen jetzt jeden Samstag bis Ende Dezember. Und während sich die erste Gruppe souverän ins Trainingsprogramm stürzt, gibt die kleine Garde Vollgas. Der Trupp verschwindet mit Phil Sütterlin und Fabian Kühner hinter die Trennwand. Es ist Zeit fürs Aufwärmtraining. Alle pesen mit Tempo durch ihren Bereich.

Verschiedene Übungen werden absolviert, kurze Weisungen genügen. Eines der Mädchen macht eine Brücke, bildet ein Hindernis. Still und lange harrt sie in der Position aus. Später watscheln alle im Entengang. Es sei die solide Basis, auf der ringerische Fähigkeiten entwickelt, und Selbstvertrauen und Freude gewonnen werden, sagt die Leitung.

Zum Abschluss ein Spiel

Auch Carina Kiefer gehört zum Trainerteam der jüngsten Ringer. Als alle warm sind, korrekt ordentlich durchgerüttelt, werden nach der Trinkpause Griffe gelernt: „Schulterschwung“ etwa. Zwei Jungen sind emsig am Üben. Wenn sie die Technik beherrschen, geht einer schwungvoll über die Schulter des anderen zu Boden. Chef Fabi macht die Runde, gibt Tipps, weist auf Mängel hin. Auch Zuschauer, die freitags immer vorbeikommen dürfen, finden das amüsant. Die Jungs indes nehmen die spielerisch wirkende Übung ernst, das sieht man etwa, als die Fußstellung korrigiert wird.

Den Abschluss des Abends bildet stets ein Spiel. Eine Mutter erzählt, ihr älterer Sohn wollte etwas Körperliches machen. Und wie so oft, schloss sich der kleinere Bruder an. Sie befürworte vieles, was Oskar und Tom lernen. Ausdauer und Kopfarbeit seien darunter. „Er läuft ganz anders“, fiel ihr bei Oskar auf. Ein neuer Vater mit Sprössling ist an diesem Tag auch dabei. Am laufenden Band könne man Schnuppern.

Schnuppern erlaubt

Laut dem Vorsitzenden Maik Scheurer sind die Ringer zwar an der Kapazitätsgrenze. Dennoch dürfen Interessenten freitags von 18 bis 20 Uhr kommen.