Das neue Präsidium des Südbadischen Ringer-Verbandes mit Werner Schüler, Ralf Wendle, Klaus Riesterer, Axel Asal, Mattias Brenn, Dorothea Oldak, Aribert Gerbode, Torsten Baumgartner, dem scheidenden Präsident Martin Knosp, sein Nachfolger Ralf Schick und Rechtsausschuss Martin Aßmuth (von links). Foto: Lothar Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Ringen: Südbadischer Verband erlebt diskussionsreiche Tagung in Hofstetten

Beim Verbandstag des Südbadischen Ringer-Verbandes in Hofstetten wurde – nicht überraschend – viel über die Vereine in der Corona-Krise diskutiert. Ebenso machen sich die Funktionäre viele Gedanken, ob am 4. September die neue Mannschaftssaison gestartet werden kann. Für den scheidenden Präsidenten Martin Knosp wurde neu Ralf Schick (Ettenheim) als Nachfolger gewählt.

Gegenüber früherer Verbandstage überwogen aufgrund der Corona-Pandemie und des anstehenden Stabwechsels an der Spitze nicht das Sportliche, sondern Emotionen.

Auf Titelkämpfe verzichtet

In seinem Rückblick bedauerte Knosp, dass im vergangenen Jahr sämtliche Deutsche Meisterschaften (DM) in allen Altersklassen ausgefallen waren. "Für Athleten, die sich durch vordere Platzierungen bei den Landesmeisterschaften die Teilnahme an den deutschen Titelkämpfen sicherten, war das besonders bitter", erinnerte sich der scheidende Präsident an den deutschen Olympiaboykott 1980, als er selbst als aussichtsreicher Kandidat als Aktiver auf den Olympiasieg galt.

Virus durchkreuzt Pläne

Bitter sei es auch für fünf Vereine aus Südbaden gewesen, die jeweils ihr Jubiläumsfeierlichkeiten im vergangenen Jahr nicht durchführen konnten.

Der Verband habe alles Mögliche versucht, um 2020 eine Verbandsrunde auf die Beine zu stellen. Nachdem sich immer mehr Vereine abgemeldet hätten, sei versucht worden, mit einer Freundschaftsliga das Ringen am Leben zu erhalten. Doch auch diesen Plan bremste das Corona-Virus aus.

Vereine leiden sehr

Seit 2000 habe der SBRV in der Gesamtwertung der Deutschen Meisterschaften mit einer Ausnahme immer auf dem Treppchen gestanden und acht Mal den Sieg geholt, bilanzierte Knosp zufrieden. Finanziell sei der Verband gut durch die Krise gekommen. Es fehle derzeit allerdings jegliche Planungssicherheit und von der Politik werde man im Stich gelassen. "Welchen Schaden Corona bei den Vereinen hinterlassen hat, ist noch nicht abschätzbar. Bei den Kaderathleten, die am Olympiastützpunkt trainieren konnten, ist eine große Bereitschaft vorhanden. Bei der Jugend muss abgewartet werden", erläuterte Knosp.

Sein Anspruch als Präsident sei immer gewesen, alle fair zu behandeln und den Sport an die erste Stelle zu rücken. Dabei habe er auch über den Tellerrand hinausgeblickt. "Es war mir eine Ehre, diesen tollen Verband 16 Jahre lang führen zu dürfen."

Für seine emotionalen Worte erhielt das Urloffener Urgestein von den stehenden Vereinsvertretern minutenlang Applaus. Auch Ralf Schick sprach nach seiner Wahl von einer Ehre, in die großen Fußstapfen von Martin Knosp treten zu dürfen. Er, so Schick, sei sich der großen Verantwortung bewusst. Aber er übernehme einen gut geführten Verband.

Brenn neuer Sportreferent

Die frei gewordene Position des Sportreferenten übernahm Matthias Brenn (Tennenbronn), der ebenso einstimmig gewählt wurde wie Werner Schüler (Waldkirch) als Vizepräsident der Verwaltung. Neue Pressereferentin ist Dorothea Oldak (Seelbach). Die Kampfabstimmung um die Funktion des Jugendreferenten – Amtsinhaber Klaus Blank (Radolfzell) hatte sich nach 42 Jahren nicht mehr zur Wahl gestellt – entschied Ralf Wendle (Altenheim) gegen Gerhard Broghammer (Tennenbronn).

Neuer Kampfrichterreferent ist Torsten Baumgartner (Adelhausen), der Thomas Knosp (Bonndorf) ablöste. Weitere Änderungen im Präsidium gab es nicht.

Große Ehrungen

Martin Knosp und Klaus Blank wurden aufgrund ihrer langjährigen Verdienste für das Ringen zu Ehrenmitgliedern des SBRV ernannt. Wie Schick in seiner Laudatio betonte, habe Knosp durch seine zahlreichen sportlichen Erfolge auf nationaler und internationaler Bühne positiven Einfluss auf den SBRV genommen und sich für den Deutschen Ringerbund und andere Sportfachverbände eingesetzt. 1987 zum Vizepräsidenten Sport und 2001 zum Präsidenten gewählt, bringe er es im SBRV auf 34 Jahre Funktionärstätigkeit, hob Schick hervor. Krankheitsbedingt konnte Blank die Ehrung nicht entgegennehmen, sie wird nachgeholt.

Verschiedene Modelle

Reichen sechs Wochen Vorbereitung-Trainingszeit für die Ringer vor dem Saisonstart? Angesichts immer noch geschlossener Sporthallen stellte der Vorsitzende des KSV Taisersdorf, Stephan Endress, diese drängende Frage beim Verbandstag zur Diskussion. Die Meinung einzelner Vereinsvertreter, dass eine Mannschaftsrunde ohne Zuschauer keinen Sinn mache, wurde von einer großen Mehrheit nicht geteilt.

Andreas Weber vom KSV Wollmatingen sah in Mitte Juni den Zeitpunkt, ab dem wieder Mattentraining stattfinden müsse, wenn die Runde am 4. September beginnen soll. Während Ralf Sauer (ASV Urloffen) sechs Wochen als Minimum bezeichnete und für eine Rückkehr auf die Matten mit oder ohne Besucher plädierte, sprach Daniel Neumaier (VfK Mühlenbach) gar von zehnwöchiger Vorbereitungszeit, weshalb er ein Rundenbeginn erst im Oktober und eine Einteilung der Ligen in jeweils zwei regionale Gruppen empfahl.

Barbara Pfaff (SV Triberg) gab zu Bedenken, dass in den Sommerferien die Sporthallen grundsätzlich geschlossen seien. Steffen Mack vom KSV Gottmadingen warnte: "Wenn wir wieder nicht ringen, ist der sportliche Schaden weit größer, als wenn wir nur sechs Wochen für die Vorbereitung haben." Martin Aßmuth als Verbands-Rechtsausschuss dämpfte die Erwartungen. Noch im Juni auf die Matten zu können sei für Kontaktsport realistisch gesehen kaum möglich.

Matthias Brenn (KSV Tennenbronn) bremste ebenso: "Wir bewegen uns sehr viel im spekulativen Bereich. Den Vorschlag von Egon Bader (VfK Radolfzell), bei späterem Beginn Vor- und Rückkämpfe am gleichen Kampftag auszurichten, um bis Weihnachten mit der Runde zu sein, fand der neue Präsident Ralf Schick "eine Überlegung wert". Das SBRV-Präsidium wird diesen Plan zeitnah beraten. Grundvoraussetzung für die Mannschaftsrunde sei, dass sechs Mannschaften pro Liga an den Wettkämpfen teilnehmen. Wenn mindestens 50 Prozent der Kämpfe beendet seien, werde die Saison 2021 gewertet.