Frank Stäbler ist "wirklich deprimiert und traurig". Foto: Schmidt

Sport-Lockdown: Kritik an "undifferenziertem" Herunterfahren des Betriebs. 

Der ab Montag beginnende Teil-Lockdown hat im Sport erste Konsequenzen. Weil im November bei Sportveranstaltungen keine Zuschauer zugelassen sind, bricht die Ringer-Bundesliga ihre Saison mit sofortiger Wirkung ab.

Darauf einigten sich die elf verbliebenen Klubs bei einer Videokonferenz am Freitagabend. "Nach der Auswertung war klar, dass die Mindestanzahl von acht Vereinen, die man für die Durchführung einer attraktiven Endrunde benötigt, nicht erreicht worden ist", teilte der Deutsche Ringer-Bund mit. "Daher wird die Bundesligasaison 2020 nicht fortgesetzt."

Der dreimalige Ringer-Weltmeister Frank Stäbler ist "wirklich deprimiert und traurig. Mit Blick auf meine Vorbereitung auf die WM und Olympia ist das eine Katastrophe", sagte der 31-Jährige am Samstag. "Wer weiß, was das alles für unseren Sport noch für Folgen hat."

Sportanlagen gesperrt

Ab Montag werden Anlagen und Plätze gesperrt, der Ligen-Betrieb vorübergehend eingestellt und in Schwimmhallen sowie Fitnessstudios ist bis Ende November körperliche Ertüchtigung verboten. Im Vergleich dazu sind die Einschnitte der Profisportler eher gering. Die Fußballer zum Beispiel dürfen weiter trainieren, ihren dicht getakteten Spielplan abarbeiten und für mehrere Wettbewerbe mit Klub und Nationalmannschaft quer durch Europa reisen. Der Beitrag des Profilagers zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ist nach der Entscheidung von Bundesregierung und Ministerpräsidenten: Publikum in den Stadien ist ab sofort wieder untersagt.

Die millionenschweren Profiklubs, für die der Beschluss der Politik weitere Millionenverluste bedeutet, sind mit dieser Entscheidung nicht alle einverstanden. Vize-Meister Borussia Dortmund schickte einen Offenen Brief an seine Fans, in dem es unter anderem hieß: "Der Profifußball ist nachweislich kein Treiber der Pandemie. Und ehrlich gesagt sieht das auch niemand anders. Gerade vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen."

Auch der Gesundheitsökonom Florian Kainzinger (38) hält die wieder verschärften Corona-Auflagen für den Sport in Deutschland für teilweise überzogen, auch wenn er die Entscheidungen der Politik nachvollziehen kann. Kainzinger sind nach eigenen Angaben keine Fälle bekannt, wonach es bei Sportveranstaltungen mit Zuschauern zu Infektionen gekommen ist. Das heiße freilich nicht, dass es gar keine gegeben habe. "Es wird auch kein zu 100 Prozent sicheres Konzept geben, aber wenn Sie in den Supermarkt gehen oder mit der U-Bahn zur Arbeit fahren, gibt es auch ein Risiko, sich anzustecken." Das Gegensteuern sei richtig, sagt Kainzinger. "Was ich mir aber wünschen würde, ist, dass man sich differenzierter damit auseinandersetzt, wo es Ansteckungsketten gibt – und wo nicht."

"Verbot geht zu weit"

Das vollständige Verbot von Zuschauern in den kommenden Wochen geht Kainzinger, der Vereine und Theater berät und auch das Hygienekonzept für das Finalturnier der Basketball-Bundesliga erarbeitet hatte, zu weit. "Gerade im Outdoor-Bereich. 5000 Menschen im Berliner Olympiastadion sind weder auf den Rängen noch bei der Abreise ein Problem", meint Kainzinger.

Damit die Folgen der Pandemie für die Sportklubs, von denen viele um ihre Existenz bangen, abgemildert werden, hatte der Bundestag ein Hilfspaket in Höhe von 200 Millionen Euro verabschiedet. Etwas mehr als 19 Millionen Euro sind bislang in den Profisport geflossen. Dem Bundesverwaltungsamt lagen einen Tag vor Ablauf der ursprünglich bis zum 31. Oktober laufenden, nun aber bis 11. November verlängerten Frist 245 Anträge mit einer Summe von 58 247 465,40 Euro vor. 80 Anträge wurden bisher in einem Volumen von 19 104 350,52 Euro bewilligt.