Sport gehört zum Leben von Coskun Öztürk. Der Ringer und Fußballer ist mehrmals in der Woche aktiv, in Coronazeiten auch im eigenen Fitnessraum.Foto: Rohde Foto: Schwarzwälder Bote

Ringen: Gebürtiger Dunninger lebt für den Sport / Coskun Öztürk sammelt als Ringer Medaillen und ist Meistertrainer im Fußball

Es gibt sie die Sport-Multi-Talente, Ausnahmeathleten, die zwei oder drei Sachen gleichzeitig betreiben können, und das auf hohem Niveau und erfolgreich: Einer dieser Akteure in der Region ist der Coskun Öztürk.

Bekannt als Bundesliga-Ringer, erfolgreicher Fußballer und Spielertrainer, aktuell wohnt der 37-Jährige in Triberg und ist Aktiver beim Fußball-Landesligisten FC Schonach sowie ein leidenschaftlicher Kraftsportler. Gespräche mit Coskun Öztürk sind motivierend. Er strahlt immer Zuversicht und etwas motivierendes aus. Der 1, 84 Meter große und 100 Kilogramm schwere Athlet hat viele Talente, die er Jahrzehnte lang immer wieder unter Beweis stellte, viel zu erzählen hat. Er kann auf dem Sportplatz mit dem Ball umgehen und schießt viele Tore. Hat die filigrane Beweglichkeit und Wendigkeit auf der Ringermatte sich mit Gegnern auf Augenhöhe in der Halbschwer- sowie Schwergewichtsklasse auf Bundesliga-Niveau zu messen.

Und nicht zuletzt der Kampf gegen sich selbst beim Krafttraining, wobei es für Coskun Öztürk weit mehr ist als pures Eisen zu stemmen und Muskeln aufzubauen. "Bei mir dreht sich alles im Leben um Sport. Ich lebe schon immer gesund. Alkohol schmeckt mir nicht, ich rauche nicht und ich brauche diese Dinge nicht um gut drauf zu sein. Daher schaue ich auf eine sehr gesunde Ernährung. Damit beschäftige ich mich viel, wie ich für meinen Körper die optimale Energie bekomme." Mit 37 ist dies für ihn längst zur Routine geworden und gehört zum Lebensalltag.

Die Pandemie hat ihn unterdessen ebenso mit Einschränkungen erfasst wie viele anderen Amateursportler und Familienväter. "Ich kann wenigstens daheim in meinem eigenen Kraftraum weiterhin vier- bis fünfmal die Woche trainieren und bin top fit. Und bin froh, dass ich vor ein paar Tagen das erste Mal geimpft wurde." Im April und Mai stand im Hause Öztürk allerdings ein anderer Marathon an: "Meine drei Töchter und ich haben alle im Vierzehn-Tage-Rhythmus Geburtstag gehabt. Meine Frau schert mit Oktober etwas aus der Reihe", erzählt er schmunzelnd. Als Moslem schloss er jüngst dieser Tage den Fastenmonat Ramadan ab. "Damit habe ich überhaupt keine Probleme. Da beschäftigt man sich mit sich selbst. Es ist nichts besonderes in der sportlichen Belastung, weil es eine Frage des Willens und innerer Stärke darstellt."

Enormer Ehrgeiz und Wille sind seine Stärken

Stärke, dies ist sein Stichwort im Sport: "Ich bin in Dunningen im Kreis Rottweil aufgewachsen und habe gerne Fußball gespielt", wurde Öztürk schnell so gut, dass ihn die TSG Balingen entdeckte. Anfang der 2000er, als er zu den Aktiven kann, reichte es beim damaligen Verbandsligisten, der heute in der Regionalliga spielt, nicht in die 1. Mannschaft. Auch die regionalen Topvereine FV 08 Rottweil, SV Zimmern oder der FC 08 Villingen hatten ihn offenbar nicht auf dem Schirm. Parallel dazu war Coskun bereits ein starker Ringer. Dieses Talent führte ihn auf die Matte der besten Mannschaften im Kreis Rottweil und Schwarzwald-Baar-Kreis – eine Ringerhochburg im Lande.

"Ich habe früher jeden Tag mehrere Einheiten absolviert. In der Jugend war es oft so, dass ich um 15 Uhr ein Fußballspiel hatte und danach zum Ringkampf gegangen bin. Dazu kam noch in Aichhalden und Nendingen bei Tuttlingen das Ringer-Stützpunkttraining sowie in Balingen die württembergische Fußball-Auswahl. Mit der Ringer-Nationalmannschaft war ich in Ruit, Aalen oder Freiburg. Und da ich dies gerne und freiwillig so wollte, gab es kein Wehklagen und Jammern bei den vielen Reisen."

Was für Eigenschaften oder Trainingsmethoden vom Ringen sind beim Fußball sinnvoll einzubringen? "Disziplin, Beharrlichkeit, Fleiß und Kontinuität – dies ist für den einzelnen Spieler einer Mannschaft ebenso wichtig. Damit alle immer versuchen das Maximum rauszuholen für den gemeinsamen Erfolg."

Was waren die schönsten Erlebnisse im Fußball und Ringen? "Beim Fußball waren es natürlich die beiden Aufstiege mit dem FC Schönwald 2015/16, als wir von der Kreisliga B in die Bezirksliga gekommen sind. Und zuletzt die drei Jahre bei meinem Heimatverein FC Dunningen. Da ist uns 2018 der Aufstieg in die Kreisliga A gelungen. Ich habe selber mit 40 Toren dazu beigetragen. Ein schönes Erlebnis war hierbei zudem, dass mein Trainervorgänger Markus Fuchs als Spieler weitergemacht hat. Nicht selbstverständlich. Er war Profi beim 1. FC Nürnberg und hat sich mir trotzdem untergeordnet", zollte Coskun Öztürk dafür Respekt.

Weiter fügt er an: "Mir sind allerdings so viele tolle Erlebnisse in der langen Zeit über 20 Jahre in Erinnerung. Beim Ringen natürlich die fünf Einzelmedaillen bei den deutschen Meisterschaften. In der Presse wurde ich früher wegen meiner 90 bis 95 Kilo Kampfgewicht immer das Kraftpaket, genannt" – was ja zweifellos auf den Top-Athleten auch zutrifft.

Viele tolle Erinnerungen an großartige Erfolge

Natürlich war für Öztürk als Ringer die Bundesligazeit beim SV Triberg und AB Aichhalden vor den vielen Zuschauern in den vollen Hallen wunderschön und etwas besonderes.

Doch es gab auch traurige Momente, an er sich nicht gerne erinnere: "Das Jahr 2008 vor der Ringer-WM. Ich bin ja von Geburt an Deutscher, für die Türkei zu starten stand nicht zur Debatte. Ich habe wohl damals mit dem Vorurteil meines Namens und meiner Herkunft leben müssen und durfte nicht mit zur Weltmeisterschaft – obwohl ich in einer internen Ausscheidung den anderen Ringer zweimal klar besiegt habe. Und als dieser dann Vizeweltmeister wurde dachte ich mir, es darf doch nicht war sein, was da für mich möglich gewesen wäre. Es war schwer zu akzeptieren. Doch es bleibt einem nichts anderes übrig." Wer sich mit Coskun Öztürk unterhält, der hört es am Dialekt, der spürt es an der Herzlichkeit, Offenheit und Freude im Schwarzwald zu leben. Integration ist für ihn kein Thema, "ich habe türkische Wurzeln, doch Deutschland ist meine Heimat."

Coskun Öztürk hängt 2008 heute nicht mehr nach. Er ging seinen Weg, hatte immer Spaß an seinen Sportarten. Und hält bis ins hohe Alter ein erstaunliches Niveau, "Dank meiner Lebensweise und Lebensphilosophie." Was er damals vor 13 Jahren erlebt hat, würde heute mit Sozial Media und im Fernsehen eine Rassismus-Debatte lostreten, wie sie aktuell in vielen Bereichen ohnehin immer allgegenwärtiger wird. "Leider habe ich rassistische Beleidigungen in den letzten zehn, fünfzehn Jahren selber auf dem Fußballplatz durch Gegenspieler immer mal wieder erlebt. Zuletzt passierte mir dies mit Dunningen vor zwei Jahren bei einem Topspiel gegen eine favorisierte Mannschaft, als wir 5:1 führten und mich einer aufs übelste beleidigte. Mir blieb erst mal die Spucke weg, dachte mir dann, O.k. der ist frustriert und neidisch. Ich lasse mich davon jedoch nicht runterziehen, dennoch macht es mich schon nachdenklich."

Da er als Spielertrainer Vorbildfunktion inne hat, ebenso die A-Lizenz als Ringer und einen Fußball-Schiedsrichter-Lehrgang besuchte, versucht er immer neuen Input zu erhalten. "Ich möchte mich weiterbilden, Ernährung, Psychologie, Körpereigenschaften, dies alles interessiert mich." Er rüstet sich für den Restart im Fußball. "Beim FC Schonach möchte ich es nochmals wissen, wo in der Landesliga meine Grenzen liegen. Bis mindestens 40 möchte ich aktiv spielen, danach sind alle Türen offen als Trainer. Zum Glück bin ich immer vor schweren Verletzungen verschont geblieben." Die Mitspieler im Training und Gegenspieler im direkten Duell müssen sich sicher warm anziehen, weil Öztürk selbst mit 37 während der Covid19-Zeit durch Joggen und Fitnesstraining einen körperlichen Zustand hat, von dem wesentlich jüngere Sportler selbst in Topform nur träumen können.