Seine technische Überlegenheit demonstrierte KSV-Athlet Fabian Reiner (rechts) gegen Jannik Malz vom AVS. Foto: Moosmann

Ringen: KSV Tennenbronn nach dramatischer Aufholjagd 19:12-Sieger gegen AV Sulgen. Drei enge Kämpfe entscheiden.

Rund 650 begeisterten Ringkampffans boten die beiden Schramberger Stadtteil-Vereine Tennenbronn und Sulgen ein spannungsgeladenes Duell. Es war keineswegs eine so klare Sache für den KSV, wie das 19:12-Ergebnis ausdrückt.

Dank drei "Herzschlag-Siegen" behielt man in einer dramatischen Aufholjagd die Punkte gegen den AVS. Den Aufstellungspoker spielte Tennenbronns Trainer bis zum Wiegen. Zur gegnerischen Verwirrung ließen sich mehrere KSV-Ringer in Sportkleidung als Option für die mittleren Klassen in der Halle sehen und erst die Wiegeliste brachte es an den Tag: Beide Mannschaften sahen die 71kg-Klasse als Schlüssel zum Erfolg und ließen ihre Ringer abkochen - für Tennenbronn Luca Lehmann und für Sulgen Trainer Semih Bosyan.

Die ersten fünf Kämpfe "vorprogrammiert"

Die ersten fünf Kämpfe waren vorprogrammiert. Julian Götz verlor gegen Shota Glonti nach zwei Minuten mit 0:15-Punkten und Dimitar Kumchev glich 40 Sekunden später mit einem Schultersieg gegen Kevin Preuss für Tennenbronn aus. David Brenn legte den übergewichtigen Benjamin Muske aufs Kreuz und im Gegenzug sorgte Andreas Miekeley mit 15:0 gegen Maximilian Mond wieder für Gleichstand. Die Wahl, wer gegen Sulgens Star Georgi Davitaia "verlieren durfte" fiel auf Lukas Brenn.

Der junge Tennenbronner profilierte sich dabei, dass er dem georgischen Topringer auf der Matte nur ein 11:1 überließ, aber wegen Übergewichts trotzdem vier Mannschaftspunkte zum Pausenstand von 12:8 für Sulgen verlor.

Die beiden Ex-Bundesligaringer Miroslav Geshev und Pascal Koch eröffneten die zweite Hälfte mit einem ausgeglichenen und risikoarmen Gefecht, das jedem Ringer nur einen Aktivitätspunkt einbrachte. Erst nach vier Minuten gelang Koch eine Eins und bis zehn Sekunden vor Kampfende lag er damit in Führung.

Der Tennenbronner jedoch, inzwischen berühmt für seine Schluss-Attacken, schlug auch diesmal wieder zu: Griff ans Bein, Teak-Down und zwei schnelle Dreher – mit dem Gong hatte er den Kampfverlauf auf den Kopf gestellt und einen 7:2-Punktsieg in der Tasche. Luca Lehmann dagegen suchte gegen Semih Bosyan den Angriff und hatte nach einer Minute schon Zwei plus vier Punkte auf dem Konto.

Seinen nächsten Versuch jedoch konterte Sulgens Trainer erfolgreich und brachte Luca in eine extrem kritische Lage, aus der er sich mit letzter Kraft befreien konnte. Der Faden war gerissen und Bosyan glich nicht nur aus, sondern überholte auf 6:8-Punkte.

Luca Lehmann mit eisernem Siegeswillen

Luca Lehmann zeichnete sich am Ende aus, dass er nicht aufgab, sondern zehn Sekunden vor Schluss noch den Ausgleich markierte und dank der höheren Einzelwertung als Sieger von der Matte ging.

Der nächste Akt des Dramas folgte sofort. Jonas Schondelmaier wurde in die Bodenlage beordert, konnte einen Dreher nicht verhindern und lag damit 0:3 in Rückstand. In der zweiten Kampfhälfte bewies er gegen Valentin Baier die bessere Kondition und glich mit Passivitätspunkten aus. Durch die höhere Einzelwertung wäre der Sulgener noch Kampfgewinner gewesen, doch Jonas Schondelmaier holte wie seine beiden Vorgänger einen Herzschlag vor dem Schlussgong die letzte siegbringende "Eins".

Mit diesem harten Stück Arbeit hatte der KSV Tennenbronn den Rückstand ausgeglichen und konnte zuversichtlich in die letzten beiden Duelle sehen. Mit Fabian Reiner und Timo-Marcel Nagel gingen nun zwei Favoriten auf die Matte und beide wurden den Erwartungen gerecht - Reiner punktete Jannik Malz zu Beginn der zweiten Runde überlegen aus und Timo-Marcel Nagel war gegen Fabio Herzog beim 8:0-Sieg ebenfalls stets Herr der Lage. Die Tennenbronner Freude über den Sieg war umso größer, wusste man doch, dass bei umgekehrten Ausgang der drei Schlüsselkämpfe eine knappe Niederlage gestanden hätte.

Trainerstimmen

Matthias Brenn (KSV Tennenbronn):

"Es war ein Derby, wie es sein soll: Viele Zuschauer, gute Stimmung und spannende Kämpfe. Jede Mannschaft wollte unbedingt gewinnen und hat das Beste aus sich herausgeholt. Am Ende waren wir einen Tick besser. Wir haben die Schlüsselkämpfe in den Gewichtsklassen 71 kg, 80 kg und 86 kg gewonnen und dabei auch ein bisschen Glück gehabt. Ich weiß nicht, wie die Begegnung verlaufen wäre, wenn Luca Lehmann auf die Schultern verloren hätte. Ich bin überzeugt, dass der AV Sulgen mit dieser Mannschaft den Klassenerhalt schafft, auch wenn mich die Ergebnisse in der Regionalliga an diesem Wochenende überrascht haben.

Semih Bosyan (AV Sulgen):

"Unterm Strich haben wir natürlich verdient verloren. Mit ein bisschen Glück hätten wir auch gewinnen oder wenigstens einen Punkt mitnehmen können. Nachdem Pascal Koch unglücklich und ich unnötig verloren haben, war die Niederlage besiegelt. Ich möchte mal die Kampfrichterleistung hervorheben, auch wenn einige Entscheidungen zu Ungunsten von uns ausfielen. Vielleicht haben wir in den nächsten Kämpfen mit dem Kampfleiter das bisschen Glück, das man zum Gewinnen braucht. Unterm Strich bin ich aber mit unserer Mannschaftsleistung zufrieden und die Moral stimmt. Jetzt gilt die volle Konzentration auf den nächsten Heimkampf am kommenden Freitag gegen den KSV Hofstetten. Da bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir gewinnen."