Den Fußballern der TSG Balingen steht das Wasser bis zum Hals. In einem Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann fordert der Vorsitzende Eugen Straubinger ein Hilfsprogramm für die baden-württembergischen Regionalliga-Vereine.
Sportlich läuft es für die Balinger Fußballer in der Regionalliga Südwest sehr gut – die TSG belegt einen Mittelfeldplatz in der Tabelle – finanziell sieht es dagegen weniger rosig aus: Verbindlichkeiten in einem laut TSG-Geschäftsführer Jan Lindenmair "guten sechsstelligen Betrag" drücken den Verein.
Diese dürften noch wachsen, sollten auch weiterhin aufgrund der Coronavirus-Pandemie keine Zuschauer die Spiele besuchen dürfen; so fehlen den Eyachstädter pro Heimspiel rund 15 000 Euro, die dringend benötigt werden, um die anlaufenden Kosten zu decken.
Status nicht einheitlich geklärt
Im Zuge des November-Lockdowns war die Regionalliga Südwest von den Landesregierungen der beteiligten Vereine – in Baden Württemberg snd dies neben der TSG der VfR Aalen, die SG Sonnenhof Großaspach, der FC Astoria Walldorf, der Bahlinger SC, der SSV Ulm, sowie die U2-Teams der Bundesligisten VfB Stuttgart und SC Freiburg – als Profiliga eingestuft worden, um den Spielbetrieb fortsetzen zu können. Doch die Begegnungen finden, wie auch in den anderen Profiligen ohne Zuschauer statt. Doch während die Vereine aus der Bundesliga, sowie der 2. und 3. Liga finanzielle Mittel aus Fernsehübertragungsrechten und verschiedenen Hilfsprogrammen wie der Novemberhilfe generieren können, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können, gehen die Vereine der 4. Liga gänzlich leer aus, da ihr Status nicht einheitlich geklärt ist.
"Sportlich gesehen ist die Fortsetzung des Spielbetriebs für uns sehr erfreulich. aus wirtschaftlicher und finanzielle Hinsicht ist die Entscheidung aber ein Mühlstein, der uns in die Tiefe zu reißen droht", schreibt Straubinger in seinem Brief an den Ministerpräsidenten. Da es nicht möglich sei, Fans ins Stadion zu lassen, entgingen den baden-württembergischen Vereinen in der Regionalliga Südwest fest eingeplante Einnahmen; Reisekosten, Personalkosten und interne Kosten könnten so nicht abgedeckt werden. "Da davon auszugehen ist, dass wir die Saison ohne Zuschauer zu Ende spielen werden, steigen mit jedem Spiel unsere Ausgaben und Verbindlichkeiten. Bis zum Sommer werden wir vor einem riesigen Schuldenberg stehen", fährt Straubinger in seinem Brief fort. "Ohne Unterstützung durch diverse Hilfsprogramme kann die finanzielle Deckung bei uns und auch den meisten anderen Vereinen nicht mehr gewährleistet werden." Bei der TSG, die als Ausbildungsverein über 250 Jugendspieler in ihren Mannschaften hat, würden durch die finanzielle Notlage auch alle Bereiche in Mitleidenschaft gezogen.
Bitte um Soforthilfeprogramm
"Wir alle tragen gerne die Verantwortung mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft und kämpfen an allen Fronten dafür, den Sport in seiner Vielfältigkeit auch als Kitt der Gesellschaft zu erhalten. Doch ohne politische Unterstützung können wir die vielfachen Aufgaben in diesen schweren Zeiten nicht stemmen. Im Namen der Fußballvereine aus Baden-Württemberg der Regionalliga Südwest, bitten wir die Landesregierung, ein Soforthilfeprogramm aufzulegen."
Als Beispiele für länderspezifische Hilfsprogramm führt Straubinger in seinem Brief das Land Nordrhein-Westfalen an, das für seine Vereine der 4. Liga ein Hilfspaket in Höhe von 15 Millionen Euro als Notprogramm zur Sicherung des Fortbestandes der Vereine aufgelegt hat. Das Land Hessen bietet seinen Viertliga-Klubs ein zinsloses Darlehen-Programm. Bei einer Rückzahlung binnen fünf Jahren wird eine Teilschuld erlassen.
"Nur mit finanzieller Unterstützung können wir die wirtschaftliche Schieflage abfedern. Gleichzeitig hilft eine Gleichbehandlung der Vereine aller Bundesländer, eine Wettbewerbsverzerrung auszuschließen. Wir fordern, dass das Land Baden-Württemberg die Fußballvereine der Regionalliga Südwest unterstützt, ganz konkret durch finanzielle Deckung der entgangenen Zuschauereinnahmen pro Heimspiel. Bitte helfen Sie uns, damit wir auch in Zukunft unseren gesellschaftlichen Auftrag wahrnehmen können."