Ob Blumenerde gut ist, kann man auch sehen, riechen und fühlen. Foto: fotolia

Das Angebot an Blumenerde in den Geschäften ist riesig. Wer Billigprodukte kauft, muss mehr düngen.

Universal einsetzbar oder speziell für Tomaten, mit Torf oder ohne, ein Euro der Sack oder mehr als zehn: Zumindest der Verpackung nach gibt es bei Blumenerde riesige Unterschiede. Aber trifft das auch auf den Inhalt zu? Und woran erkennt man gute Produkte?

Erde mit Torf:

90 Prozent der Produkte enthalten Weiß- oder Schwarztorf. Aus gärtnerischer Sicht gibt es dafür gute Gründe: Torf speichert Wasser gut, ist luftdurchlässig, hat einen niedrigen Salzgehalt und sackt im Beet nicht so schnell in sich zusammen. Umstritten ist torfhaltige Blumenerde trotzdem: Um Torf zu gewinnen, werden Moore entwässert und dadurch der Lebensraum für viele Pflanzen und Kleintiere zerstört. Außerdem entweichen beim Torfabbau große Mengen an Kohlendioxid und Lachgas. Beide schaden dem Klima. „Wer das nicht möchte, hat als Hobbygärtner mit torffreien Produkten inzwischen genauso gute Alternativen“, sagt Robert Koch, Versuchsingenieur für Substrate und Düngung an der Staatlichen Versuchs- und Lehranstalt für Gartenbau in Heidelberg.

Torffreie Erde:

Grünschnittkompost, Rindenhumus, Kokos- oder Holzfasern ersetzen den Torf. „Geschickt kombiniert bringen sie dieselben Eigenschaften mit wie Torf. Die Hersteller haben das inzwischen gut im Griff“, sagt Robert Koch. Am besten achtet man auf den Aufdruck „torffrei“. Bei Bioerde hingegen sollte man die Inhaltsstoffe lesen. Nicht immer sind diese Produkte torffrei. Bioerde enthält nur organischen Dünger. Da es eine Weile dauert, bis dieser von Mikroorganismen umgesetzt ist, wachsen die Pflanzen in den ersten Wochen vielleicht nicht ganz so schnell. „Düngen muss man sie trotzdem nicht extra, meist bringen sie in den Töpfchen beim Kauf ohnehin genug Nährstoffe mit“, sagt Koch. Enthält die Erde keinen oder wenig Sand, Lavagranulat oder Tonminerale, kann man diese selbst untermischen. So wird die Erde lockerer und kann Wasser besser speichern.

Spezialerde:

Kräuter, Tomaten oder Rosen brauchen keine Spezialerde, auch wenn es genug solcher Produkte in den Geschäften gibt. Hier reicht Beet-, Balkon- oder Kübelpflanzenerde. Aber Robert Koch nennt auch einige Pflanzen, bei denen Spezialerde ihre Berechtigung hat: Rhododendren brauchen saure Böden, blaue Hortensien Aluminium und Zitruspflanzen Eisen. Das wird in den jeweiligen Spezialprodukten berücksichtigt. Auch Anzuchterde ist sinnvoll, weil sie sehr fein ist und einen geringen Nährstoff- und Salzgehalt hat. Das regt die Pflänzchen zur Wurzelbildung an.

Nährstoffgehalt:

Auf der Rückseite der Blumenerde-Säcke stehen viele Angaben. Achten sollte man bei den Nährstoffen zumindest auf eins: Der N-P-K-Wert (N = Stickstoff, P = Phosphat, K = Kalium) sollte in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.

Preis:

Erde lässt sich in Billigware vom Discounter sowie eine mittlere Preisklasse und Premiumprodukte im Gartencenter oder in der Gärtnerei einteilen. Vor einigen Jahren hat Robert Koch mit Kollegen an der Staatlichen Versuchs- und Lehranstalt für Gartenbau unterschiedlich teure Balkonerden untersucht – in die jeweils die gleichen Pflanzen gesetzt wurden. Das Ergebnis: In der Premium-Erde sind die Balkonpflanzen am besten gewachsen – zumindest solange die Pflanzen in den billigeren Erden nicht täglich oder wöchentlich nachgedüngt wurden. Der Grund: Premiumsubstrate enthalten meist bereits Langzeitdünger – das bedeutet: Man muss erst im Sommer nachdüngen. Bei billiger Erde hingegen ist entscheidend, wie gut man das Düngen selbst im Griff hat. „Ich würde bei Erde nie sparen, sie ist die Grundlage für gutes Wachstum“, sagt Koch.

Kompost:

Je nachdem, was darauf verrottet, ist die Zusammensetzung immer anders. An Nährstoffen mangelt es meist aber nicht, dafür hat Hauskompost oft einen zu hohen Salzgehalt. „Für Balkon- oder Kübelpflanzen würde ich deshalb nie mehr als 30 Prozent Kompost verwenden und den Rest mit gekaufter Erde auffüllen“, sagt Robert Koch. Denn zu viel Salz schädigt die Wurzeln der Pflanzen. „Im Beet hingegen kann man ruhig ausschließlich Kompost ausbringen, die vorhandene Erde puffert den Salzgehalt ab.“