Die Große Kreisstadt ist in vielen Punkten besser als ihr Ruf. Dennoch geben ihr die Teilnehmer am Orts-Check der Oberbadischen nur 5,18 von zehn möglichen Punkten. Ein Blick hinter die Zahlen zeigt die Diskrepanz auf.
„Badisch-Rhyfälde“ ist vergleichsweise eine junge Stadt. Nach der Fusion von Nollingen und dem benachbarten Warmbach wurden zum 7. Oktober 1922 die Stadtrechte verliehen. In diesem Zusammenhang nannte sich die neue Stadt Nollingen in Anlehnung an die Schweizer Nachbarn „Rheinfelden“. Im Rahmen der Kommunalreform der frühen 1970er Jahre wurden bis 1975 auch die Gemeinden Degerfelden, Minseln, Herten, Eichsel, Nordschwaben, Adelhausen und Karsau eingemeindet. Heute ist Rheinfelden die zweitgrößte Stadt im Landkreis Lörrach.
Immobilienmarkt: Mit einem Wert von nur 3,67 ist der Wohnraum die Achillesferse Rheinfeldens. Teure Mieten und wenig freie Immobilien belasten seit Jahren die Menschen. Die städtische Wohnbau ist daher bestrebt, möglichst viele Wohnungen günstig anzubieten. Dazu werden Altbestände saniert und wenn möglich sogar aufgestockt, wie aktuell ein Projekt an der Werderstraße belegt.
Gesundheitsversorgung: Schlusslicht in der Bilanz mit 3,22 ist der medizinische Bereich. Zwar gibt es zu viele verschiedene Fachrichtungen in der großen Kreisstadt, doch sind deren Kapazitäten – wie auch die der Allgemeinmediziner und Kinderärzte – nur sehr begrenzt. Obwohl für die Notfallversorgung wenig relevant, sorgte die vor wenigen Monaten erfolgte Schließung des Kreiskrankenhauses für viel Verdruss in der Bevölkerung.
Sicherheit: Auch wenn Rheinfelden im Volksmund gerne mal als „Crimefelden“ apostrophiert wird, sieht man beim Ordnungsamt keinen Anlass für Sorgen. Mit 5,45 beim Orts-Check ist der Wert immerhin über dem Stadt-Schnitt. Amtsleiter Dominic Rago gibt Entwarnung und verweist auch auf die erfolgreiche Präsenz des kommunalen Ordnungsdienstes sowie der örtlichen Polizei: „Es gibt keine Brennpunkte, die aus polizeilicher Sicht Sorge bereiten.“ Es komme zwar immer wieder zu Ansammlungen von Jugendlichen, die allerdings polizeilich nicht negativ aufgefallen seien. Vandalismus und die illegale Müllentsorgung sei aber ein Dauerthema, das Sorge bereitet.
Sauberkeit: Mit einem Wert von 5,84 liegt die Sauberkeit der Stadt Rheinfelden im Mittelwert. Dabei haben die Technischen Dienste sogar den Personaleinsatz verschoben, wie deren Leiter Matthias Huber ausführt. Verschiedene Bereiche würden täglich gesäubert. Das sei bedauerlicherweise notwendig, weil immer mehr Hausmüll in den öffentlichen Behältern entsorgt werde. Hinzu kämen illegale Ablagerungen von Sperrmüll.
Lebensqualität: „Hier im Ortsteil Nordschwaben lebt es sich wunderbar“, schreibt ein Leser und steht für die Ortsteile mit verschiedenen besonderen Charakteren ein. Andere hätten gerne mehr Bänke im Schatten oder einen Hundepark. Obwohl Rheinfelden dank seiner die Industrie seit jeher mit vielen Zuwanderern lebt, äußern einige im Rahmen des Orts-Checks angegebene Kommentare ihre Abneigung gegen Menschen ausländischer Herkunft. Dennoch liegt der Schnitt von 5,24 über dem Stadt-Wert.
Digitalisierung und Klima: Ein anfangs belächelter Vorreiter in Bezug auf die Klimawende und Digitalisierung ist der Zweckverband Breitbandversorgung mit seiner Arbeit in Rheinfelden, um zusammen mit dem Glasfasernetz Leitungen für die Fernwärme zu verlegen.
Lediglich 5,87 Punkte im Orts-Check werden dem gezeigten Engagement wohl kaum gerecht, wenngleich inzwischen ein Großteil der Innenstadt angeschlossen sind und für 2025 auch das Freibad mit der Abwärme der Industrie beheizt werden soll.