Ozzy Osbourne posiert auf dem Cover seines neuen Albums. Foto: Epic International/Sony Music/dpa

Der einstige "Fürst der Finsternis" des Hard Rock klingt auf "Patient Number 9", welches am 9. September erschienen ist, viel zu harmlos.

Okay, der Mann hat große Verdienste für die Rock Musik. Er hat sich nicht geschont, hat viel gesoffen und noch mehr dummes Zeug gemacht. Er kann sich an vieles davon angeblich nicht mehr erinnern. Kurzum: Er ist ein großer Rocker der alten Schule. Und er kann nicht aufhören: Mit 73 hat der gesundheitlich seit Jahren angeschlagene Ozzy Osbourne nun seine 13. Soloplatte am Start.

Hilfe von Andrew Watt

Sie heißt „Patient Number 9“, spielt erwartungsgemäß ausgiebig mit dem Irren-Image, das Osbourne seit Jahrzehnten hegt und pflegt, strotzt nur so vor illustren Gästen, und ist doch vor allem eins: Vorhersehbar. Das muss auch keinen wundern, denn als Verantwortlichen für den Klang der Scheibe hat Osbourne sich wie schon beim Album „Ordinary Man“ vor zwei Jahren den erst 32 Jahre alten US-Musiker Andrew Watt ins Boot geholt, der sonst gern auch mal für Pop-Idole wie Justin Bieber oder Miley Cyrus glattgebügelte Musik aufs Band zaubert.

Auftaktsong gefällt

Im Grunde sind Ozzys neue Songs kaum anders, eine Art Hard Rock, mit dem man Supermärkte beschallen kann, ohne jemanden zu stören: Nimmt man die tuckernden Bässe, die kratzende Gitarre und das stampfende Schlagzeug raus und ersetzt sie durch softer eingestellte Instrumente, dann könnte vermutlich auch jeder andere Pop-Star diese Sachen irgendwie zu Geld machen. Mit am besten gefällt noch der Auftaktsong „Patient Number 9“, der sich über sieben Minuten erstreckt und eine an Alice Cooper erinnernde Gruselstimmung verbreitet. Jeff Beck an der Gitarre verpasst dem Song eine Menge schräge Töne, und das ganze Stück ist eine runde Sache.

Ein Tiefpunkt hingegen ist wenig später „One Of Those Days“. Der im mittleren Tempo angesiedelte Song, an dem Eric Clapton mitgewirkt hat, wirkt wie ein zusammengenageltes Sammelsurium radiotauglicher Rock-Elemente irgendwo zwischen Rebellion und Schunkel-Rock. „Degredation Blues“ und „No Escape From Now“ sind musikalische Aufgüsse alter Black Sabbath Stilmittel, an denen Ozzys einstiger Band-Kumpel Tony Iommi mitgewirkt hat und die folglich jeder alte Sabbath-Fan ohnehin schon mal frischer und aufregender gehört und daheim im Plattenschrank abgestellt hat.

Viele weitere Gäste

Als weitere Gäste sind auf dem Album Rock-Größen wie Duff McKagan (Guns'n'Roses), Mike McCready (Pearl Jam) und der mittlerweile verstorbene Taylor Hawkins von den Foo Fighters zu hören. Ozzys alter Kumpel Zakk Wylde haut mit Schmackes in die Saiten. Aber viel retten können auch all diese Talente im klanglichen Einheitsbrei dieser Produktion nicht. Wäre da nicht die charakteristische Stimme Ozzy Osbournes, so würde „Patient Number 9“ vermutlich als x-beliebige Rock-Scheibe durch- und untergehen.

So aber gibt es zumindest ein Wiederhören mit einem der großen, alten Spinner der Rock-Musik. Ob das reicht, muss jeder selbst entscheiden.