Benjamin Reichelt vom Landratsamt Calw erklärt im Ortschaftsrat Rexingen, was es mit den Ausgleichsmaßnahmen für die Hermann Hesse Bahn auf sich hat. Rechts Ortsvorsteher Mario Kamphoff. Foto: Jürgen Lück

Als Ausgleichsmaßnahme für die Hermann-Hesse-Bahn sollen Fledermäuse Unterschlupf in Rexingen finden. Kann das auch helfen gegen den geplanten Windpark Großer Hau?

Weil in den Tunneln der Hermann-Hesse Bahn zwischen Calw und Weil der Stadt so viele Fledermäuse sind, müssen Ausgleichsmaßnahmen her. Da klopft der Zweckverband auch in Rexingen an. Kann das auch helfen, den Windpark Großer Hau zu verhindern?

 

Benjamin Reichelt vom Landkreis Calw sitzt im Ortschaftsrat Rexingen. Er erklärt.,dass der Zweckverband der Hermann-Hesse-Bahn an drei Hütten sogenannte „Spaltkästen“ für Fledermäuse anbringen will. Die Hütten: Allmendhütte, die „Waldfesthütte“ und die Forsthütte. Reichelt: „Wir würden die Kästen dauerhaft anbringen und sie pflegen. Wir können auch anbieten, der Ortschaft jährlich 50 Euro einmalig zu bezahlen.“

Auf Nachfrage aus dem Gremium fügt Reichelt noch hinzu: „Zusätzlich könnten wir ihnen 50 bis 100 Euro jährlich als Vergütung anbieten.“

Ortsvorsteher Mario Kamphoff will wissen, ob man die Hütten dann weiterhin ohne Einschränkungen nutzen kann. Weil die Allmendhütte auch als Grillhütte genutzt wird.

Weil in den Tunneln der Hermann-Hesse Bahn so viele Fledermäuse sind, müssen Ausgleichsmaßnahmen her. (Archivbild) Foto: Karl-Ulrich Schneider

Reichelt: „Das können wir vertraglich so festhalten. Wir bringen die Kästen außen an. Dadurch bleiben die Fledermäuse nur draußen. Sie sind nicht im Giebel, wo man Einschränkungen hätte.“

Können die Fledermaus-Kästen auch am Baum hängen?

Ortsvorsteher Kamphoff: „Kann man die Kästen nur an Hütten anbringen? Oder auch an Habitatbäumen?

Reichelt: „Fledermäuse sind Gebäudenutzer.“ Auf Nachfrage sagt er, dass sich die ausgesuchten Standorte der Spaltkästen auf das Quartier der Fledermäuse in Dießen bezieht: „Das Quartier in der St.Martin-Kirche ist bis zu 4,2 Kilometer von den Rexinger Hütten entfernt. Das ist schon die äußerste Grenze für solche Spaltkästen.“

Baden-Württembergs Ex-Umweltminister Franz Untersteller hatte das Fledermausquartier in Dießen 2017 besucht. Damals suchten hier 1260 Fledermäuse Unterschlupf. Der Minister erwähnte damals, dass die Fledermaus-Population in Dießen zu den zehn größten im ganzen Bundesland gehört.

Helfen neue Fledermaus-Kästen im Kampf gegen die Windkraft?

Ortschaftsrat Martin Graf fragt: „Kann uns die Spaltkästen an den Hütten nutzen, wenn im Großen Hau Windräder drohen?“

Windkraft. Das Aufreger-Thema in Rexingen. Im August 2023 konnte eine Petition und Entscheidungen des Regierungspräsidiums verhindern, dass auf dem Großen Hau ein Windpark gebaut wurde. Der große Hau ist das Waldgebiet, dessen Ränder das im Tal gelegene Rexingen umgeben.

Waldgebiet Großer Hau in Rexingen: Viele Rexinger wollen keine Windkraft in ihrem „Waldjuwel“. (Archivbild) Foto: Hopp

Jetzt plant der Regionalverband Nordschwarzwald, diese Fläche wieder für Windparks freizugeben. Der Gemeinderat Horb hatte sich im April 2024 mehrheitlich auch dafür ausgesprochen. Argument: Der Wald vieler Ortsteile könnte von Windkraft betroffen sein. Tenor: „Wir wollen nicht entscheiden, welcher Wald wertvoller ist.“

Das ist eine „Wochenstube“

Susan Knowles, kaufmännische Geschäftsführerin, Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn, ist auch vor Ort. Sie sagt: „Das sehe ich eher positiv“. Sie ergänzt noch, dass es solch einen Fall in Ostelsheim (Kreis Calw) gibt: „Wenn es eine bestehende Wochenstube gibt, muss die Windkraft-Anlage einen bestimmten Abstand haben: 1,5 Kilometer für die Sommerwochenstube, drei Kilometer zum Winterquartier.“ Unter Wochenstube verstehen Experten den Raum, in dem die Fledermausweibchen ihre Junge zur Welt bringen. Ein Bürger sagt in der Ortschaftsratssitzung: „Fledermäuse gegen Windmühlen – das ist gut.“

Was war in Ostelsheim?

Marie Lindenberger, Sprecherin des Landkreises Calw, erklärt zum vorliegenden Sachverhalt: „In Ostelsheim gab es eine Situation, in der Maßnahmen zum Fledermausschutz in einem Gebiet umgesetzt wurden, in dem auch Windkraftanlagen geplant waren. Diese Schutzmaßnahmen waren dem Regionalverband zunächst nicht bekannt, da sie nicht kartiert waren. Dadurch wurde das Thema bei der Planung relevant und musste berücksichtigt werden. Letztendlich wurde festgestellt, dass der Abstand zwischen den geplanten Windkraftanlagen und den Fledermaus-Schutzmaßnahmen ausreichend groß ist, sodass der Bau der Anlagen in Ostelsheim möglich bleibt.“

Was sagt das Horber Rathaus?

Horbs Rathaussprecherin Inge Weber sagt zur Anfrage aus Calw: „Es ist für uns selbstverständlich, dass Ausgleichsmaßnahmen auf Horber Gemarkung keine anderen wichtigen Projekte im Stadtgebiet beeinträchtigen dürfen. Sollten vorgeschlagene Ausgleichsmaßnahmen potenziellen Windkraftanlagen im Weg stehen, bleibt diese Option so lange ausgeschlossen, bis eine endgültige Entscheidung über die Flächen getroffen wurde, die derzeit in der Fortschreibung des Regionalplans Windenergie Nordschwarzwald behandelt werden.“