Reiner Volpp und Yvonne Theurer vor ihrem Transporter für die Veranstaltungstechnik. Foto: Schillaci

Firma muss schon seit Februar auf die Haupteinnahmen verzichten. 28 große Veranstaltungen abgesagt.

Freudenstadt-Wittlensweiler - Gefeiert und geheiratet wird immer. Veranstaltungstechnik ist eine krisensichere Branche. Davon waren Reiner Volpp und Ehefrau Yvonne Theurer stets überzeugt. Dass ein Virus das ganze Geschäft auf den Kopf stellen könnte, daran hätten sie nie gedacht.

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Vor rund 13 Jahren machte Reiner Volpp, gelernter Metallbauer, sein Hobby zum Beruf: Tontechnik, genauer gesagt Veranstaltungstechnik. Seit 2012 führt er als Selbstständiger das Unternehmen Revo in Wittlensweiler.

Doch was macht die Revo Veranstaltungstechnik GmbH genau? "Wir bieten alles an. Sowohl im Verkauf, im Verleih, im Service und Reparaturen", erklärt Volpp. Er beliefere Veranstalter mit Geräten für Ton, Video oder Beleuchtung. Ein Veranstalter kann sich die Ausrüstung beim Unternehmen ausleihen, sofern er sich zutraut, diese bedienen zu können. Ansonsten kommen Volpp und Kollegen auch persönlich vorbei, liefern und richten die Technik ein.

Nun gelten die Regelungen aus dem zweiten Corona-Lockdown. Ändern wird sich für das Unternehmen jedoch nicht viel. "Wir stecken immer noch im ersten Lockdown", fasst Volpp zusammen.

Messen bringen am meisten Geld

Er erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Haupteinnahmen von Messen stammen. Seit Februar gab es allerdings keine mehr. "Wenn ich in den Kalender schaue, sehe ich nur Rot", so Volpp, der verkraften musste, dem 28 große Veranstaltungen abgesagt wurden. Viele weitere Aufträge kamen erst gar nicht. Sonst wäre er bei großen Messen, beispielsweise in Barcelona oder Frankfurt, als Techniker mit seinem Fachwissen unterwegs gewesen.

Andere Veranstaltungen, wie die Ballettgala in Freudenstadt und Comedy-Auftritte, fielen ebenfalls ins Wasser. Das "Horror Camp" am vergangenen Wochenende im ehemaligen Hotel Waldlust sei der erste größere Auftrag gewesen. Von diesen bräuchte die Firma aber mehrere in einem Monat um davon leben zu können, ergänzt Ehefrau Yvonne Theurer.

Plötzlich gab es keine Arbeit mehr

Die Lage müsse ernst genommen werden, fügt sie an. Denn hinter den Künstlern, die sich auf den Bühnen befinden, steckten meist große Teams. Das Unternehmen und die gesamte Branche standen in den vergangenen Monaten vor großen Herausforderungen. Plötzlich gab es keine Arbeit mehr. Volpp erklärt, dass sein Unternehmen das Glück habe, dass er keine Ausrüstung finanziere. Wenn das Geld da ist, kaufe er die Geräte. Dadurch gebe es keine zusätzlichen laufenden Kosten. Ausgeblieben sind diese jedoch nicht.

System-, Fahrzeug- oder Telefonkosten müssen bezahlt werden. Die Betriebshaftpflichtversicherung, die in der Veranstaltungstechnik "nicht gerade billig" sei, mache hierbei einen großen Teil aus. "Wir können nicht alles herunterfahren." Volpp legt mit seinem Unternehmen den Fokus auch auf Privatkundschaft und auf kleinere Veranstaltungen. Die Ausleihe oder der Verkauf von Geräten sei aber nur ein kleiner Nebenverdienst. Seine sieben Mitarbeiter hätten ihn dabei tatkräftig unterstützt.

Mit Industriemontagen über Wasser gehalten

Als gelernter Metallbauer konnte er sich nebenher mit Industriemontagen und anderen Aufgaben über Wasser halten. "Hätte das nicht funktioniert, dann weiß ich nicht, wo wir jetzt wären", so Theurer. Existenzbedroht sei die Firma durch die Pandemie also nicht. Anderen Kollegen, die eine solche Ausweichmöglichkeit nicht haben, finanzierte Geräte und die Miete für das Firmengebäude zahlen müssen, aber auch Messebauern werde die Krise "langsam das Genick brechen", ist sich Volpp sicher.

Nichtsdestotrotz zeigt das Ehepaar Verständnis für die aktuellen Beschränkungen. Die Bundesregierung habe richtig entschieden. Doch der Blick in die Zukunft lässt die Sorgenfalten nicht verschwinden. Denn die Haupteinnahmen kommen laut Theurer von Veranstaltungen, "wo viele Menschen eng zusammenkommen". "Das ist derzeit undenkbar", unterstreicht Volpp.