Nachdem der Rettungsdienst in einer Balinger Wohnung eingesperrt wurde, laufen nun die Ermittlungen. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

Muss 50-Jährige den Einsatz bezahlen? Wird es wirklich "immer schlimmer"? Wir haben mit dem DRK gesprochen.

Balingen - Nachdem eine Balingerin vergangenen Freitag den Rettungsdienst in ihrer Wohnung für kurze Zeit eingesperrt hat, ermittelt die Polizei weiter gegen die 50-Jährige wegen Freiheitsberaubung. Indes wirft der ganze Vorfall viele Fragen auf. Wir haben einige Antworten gesammelt.

Kurzer Rückblick, was genau an dem Tag passiert ist: Der Rettungsdienst wurde wegen des Lebensgefährten der Frau in die Wohnung gerufen. Er benötigte medizinische Versorgung. Als sich die Rettungskräfte entschlossen, den 41-Jährigen ins Krankenhaus nach Balingen zu bringen, rannte die Bewohnerin aus dem Zimmer. Dabei verschloss sie die Tür hinter sich. Diese Tür hat jedoch keine Türklinke.

Die Rettungskräfte waren also mit dem Patienten eingeschlossen. Erst nach mehreren Minuten, noch vor dem Eintreffen der alarmierten Polizei, öffnete die Frau schließlich die Tür mit dem Kommentar "War doch lustig".

Wer hat die Frau angezeigt?

Das Verhalten der Frau wurde von den Rettungssanitätern angezeigt. So empfiehlt es auch der DRK-Kreisverband seinen Mitarbeitern, wie deren stellvertretender Vorsitzender Dietmar Dieter im Gespräch erklärt.

Muss die Frau nun den Einsatz zahlen?

Nein, weder der Polizeieinsatz noch der Einsatz des Rettungsdiensts gehen auf ihre Kosten. Die Kosten für den Rettungseinsatz werden durch das Patienten-Entgelt gedeckt. Ein Polizeisprecher erklärt, dass auch der Einsatz der Beamten nicht in Rechnung gestellt werde.

Welche Strafe könnte die Frau erwarten?

Laut Strafgesetzbuch sind bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe möglich. Nach den Ermittlungen der Polizei geht der Fall an die Staatsanwaltschaft, die dann weiter entscheidet.

Sind Rettungskräfte auf solche Situationen vorbereitet?

Die Mitarbeiter würden im Rahmen des Arbeitsschutzkonzepts geschult, um auf Situationen dieser Art vorbereitet zu sein, wie Dietmar Dieter vom DRK-Kreisverband erklärt. Dabei würden "deeskalierende Kommunikation und Selbstschutztechniken" gelehrt, erläutert Dieter. Auch praktische Übungen im Rettungswagen würden bei diesen Schulungen durchgeführt, um beispielsweise Abwehrtechniken zu lehren. Die Devise sei "zurückweichen und deeskalieren". Eine passive Bewaffnung mit etwa Pfefferspray wäre jedenfalls keine Alternative, meint er.

Bewerben sich wegen der zunehmenden Gewalt weniger Menschen für den Rettungsdienst?

Dieter verneint dies. Die Gewalt würde zwar zunehmen, aber einen Einfluss auf die Bewerberzahlen habe dies nicht. Genügend Menschen hätten trotzdem Interesse an der Tätigkeit.

Warum hatte die Tür von Innen keine Klinke?

Auf diese Frage kann aufgrund von Persönlichkeitsrechten nicht eingegangen werden. Das DRK äußert sich aufgrund des laufenden Verfahrens generell nicht zum Sachverhalt selbst.

Wird es "immer schlimmer"?

"Es wird doch immer schlimmer", meinten die Kommentatoren unter dem Beitrag auf unserer Facebookseite. Doch wird es wirklich "immer schlimmer", Herr Dieter? Die Statistik zu den Übergriffen sei nur bedingt Aussagefähig, erklärt dieser. "Aber wenn man die Kollegen fragt, ja. In der Gefühlswelt haben solche Übergriffe zugenommen."

Bei den Facebook-Kommentatoren sorgte der Vorgang für Empörung: