Das Kitz sollte keinen Menschengeruch annehmen. Foto: Haischer

Zum Highlight wurde bei der Hauptversammlung des Hegerings Oberndorf die Demonstration, wie mit modernster Technik Kitze und Hasen vor dem Tod durch Mähmesser gerettet werden können.

Oberndorf - Rolf Wetter, der Drohnenpilot, ist Jäger aus Aichhalden, der auf einem Bauernhof groß wurde. Früh hat er erlebt, dass die im Mai und Juni in Wiesen gesetzten Rehkitze durch die Mähmesser der landwirtschaftlichen Maschinen getötet werden.

"Ich sehe sowohl die Landwirte, die die Wiesen bewirtschaften, wie die Jäger, die dort in der Verantwortung zum Tierschutz jagen". Also hat er viel Geld in die Hand genommen, um die junge Technik der Kitzrettung mit der Drohne (also aus der Luft) anzugehen.

Das geht so: Die im Mai/Juni geborenen Kitze werden von den Geißen oft im hohen Gras geboren und versteckt. Da Kitze keinen Eigengeruch verbreiten, sind sie vor Fressfeinden sicher. Den Kitzen ist es angeboren, bei der Annäherung eines Feindes nicht davon zu laufen, sondern sich an den Boden zu drücken.

Der Landwirt, der im Juni mit großem Gerät die erste Heuernte einbringen will, kann das Tier folglich nicht erkennen. Um diesen grausamen Tod zu verhindern, kooperieren Landwirte mit den Drohnenpiloten und ihren Helfern.

In 33 Stunden zwölf Einsätze

Rolf Wetter betont, dass erfolgreiche Kitzrettung nur in konstruktiver Kooperation von Landwirt, Jäger und Drohnenpilot mit seinen Helfern gelingen kann. Die frühzeitige Kommunikation zwischen Landwirt, Jäger und Drohnenteam ist unerlässlich. Mindestens eine Nacht sollte zwischen der Information, dass die Wiese gemäht wird und der Anforderung des Drohnenteams liegen.

Rolf Wetter fliegt die Wiese dann mit der Drohne nach Rehkitzen und Hasen ab. Ist ein Kitz von der Wärmebildkamera, die an der Drohne angebracht ist, erkannt, werden die Retter über Funk informiert und zum Kitz dirigiert. Die Retter tragen Handschuhe und bergen das Tier mit Gras in den Händen. Das Kitz darf keinen Menschengeruch annehmen, sonst wird es von der Geiß verstoßen. Das Kitz wird vom Feld getragen und in einem Karton erst einmal verwahrt.

Hat der Bauer die Wiese gemäht, wird das Kitz wieder in der unmittelbaren Nähe seines Ruheplatzes ausgebracht. Die Geiß nimmt sich ihrer Kitze an, sowie wieder Ruhe eingekehrt ist, und bringt sie in Sicherheit.

Bis zur nächsten Mahd sind die Kitze zwei oder drei Monaten älter geworden. Sie orientieren sich dann an ihrer Mutter. Nähern sich Menschen oder Fressfeinde, flüchten sich.

Rolf Wetter, der in diesem Jahr mit der ehrenamtlich zu leistenden Aufgabe der Kitzrettung angefangen hat, ist über die Erfolge beglückt. Er konnte in 33 Stunden zwölf Einsätze fliegen, in denen er und seine Helfer 23 Kitze und sieben Feldhasen vor dem sicheren Tod bewahren konnten.