Jürgen Siefert (links) und Udo Scharr machen sich im Lager auf dem Schlachthof-Areal ein Bild von den Fahrrädern, die während der Wintermonate abgegeben worden sind. Foto: Freundeskreis Flüchtlinge

Der Freundeskreis Flüchtlinge vermittelt seit drei Jahren gebrauchte Räder an Geflüchtete. Bisher wurden jedes Jahr mehr als 200 reparierte Drahtesel übergeben. Die Organisatoren Jürgen Siefert und Udo Scharr sprechen über die Hintergründe.

Die Fahrrad-Werkstatt des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr geht nun schon in ihr viertes Jahr. Am morgigen Samstag, 22. März, nimmt sie wieder ihre Arbeit auf. Dabei geht es darum, Migranten zu einem Fahrrad zu verhelfen. Über das Projekt informieren mit Jürgen Siefert und Udo Scharr zwei der drei Organisatoren der Fahrrad-Werkstatt im Interview.

 

Herr Siefert, Herr Scharr, wie läuft es bisher mit der Werkstatt?

Jürgen Siefert: Wir sind sehr zufrieden und konnten bislang jedes Jahr mehr als 200 gebrauchte Fahrräder aller Art an Geflüchtete übergeben.

Das waren aber nicht nur Migranten aus Lahr?

Udo Scharr: Nein, auch aus den Umlandgemeinden. Wir decken in etwa den alten Landkreis Lahr mit unserem Angebot ab.

Siefert: Die Spenderinnen und Spender kommen übrigens auch nicht nur aus Lahr und den Stadtteilen. Sie bringen ihre Räder aus einem großen Umkreis zu uns, aus Ettenheim im Süden, Hohberg im Norden, aus dem Ried und dem Tal.

Was motiviert die Spender, ihre gebrauchten Räder in der Fahrrad-Werkstatt abzugeben?

Scharr: Sie wollen Geflüchteten zunächst einmal dazu verhelfen, zu einem günstigen fahrbaren Untersatz zu kommen. In vielen Fällen geht es ihnen aber auch um den Aspekt der Nachhaltigkeit. Sie finden die Idee gut, dass ihre Räder repariert werden und dann einen neuen Besitzer finden, der sich darüber freut.

Siefert: Oft ist es auch so, dass E-Bikes angeschafft worden sind und die alten Räder nun im Weg stehen. Für den Sperrmüll oder den Schrottplatz sind sie den Eigentümern aber zu schade. Da ist dann die Fahrrad-Werkstatt eine willkommene Lösung.

Sie sprachen davon, dass die gebrauchten Räder der Fahrrad-Werkstatt günstig sind. Was heißt das konkret?

Scharr: Wir verschenken die Fahrräder nicht, sondern verlangen mindestens zehn Euro. Je nach dem Zustand und dem Alter des Rades auch einiges mehr. Es geht dabei um die Wertschätzung. Sie wissen: Was nichts kostet...

Siefert: Es gibt aber noch einen zweiten Aspekt. Wir wollen am Ende der Saison einen ansehnlichen Geldbetrag erwirtschaftet haben. Er wird überwiesen auf das Konto des Freundeskreises Flüchtlinge Lahr, der auch mit diesem Geld die Aufwandsentschädigungen für sein Grundschulprojekt finanziert, also die Deutsch-Nachhilfe für Kinder von Migranten. Diese Einnahmequelle ist übrigens sehr viel wichtiger geworden, seitdem die Stadt ihren Zuschuss für dieses Projekt aus finanziellen Gründen gestrichen hat.

Die Arbeit in der Fahrrad-Werkstatt wird aber nicht vergütet?

Scharr: Nein, natürlich nicht. In der Werkstatt sind nur Geflüchtete tätig, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Sie kommen aus der Türkei, aus der Ukraine und aus Syrien. Ein Palästinenser ist ebenfalls im Team.

Siefert: In der Werkstatt passiert genau das, was das Ziel des Freundeskreises ist: Flüchtlinge helfen Flüchtlingen. Dank des Fahrrad-Projekts sogar doppelt: Geflüchtete bekommen ein verkehrstüchtiges Rad und Kinder von Geflüchteten Nachhilfe in Deutsch.

Die Werkstatt

Die Fahrrad-Werkstatt läuft vom 22. März an jeweils samstags von 10 bis 12 Uhr im Schlachthof Jugend & Kultur in der Dreyspringstraße 16. Angenommen werden in dieser Zeit gebrauchte Räder aller Art. Sie sollten noch gut erhalten und nicht zu alt sein. Willkommen ist auch Zubehör wie Helme, Schlösser, Körbe oder Kindersitze, Ersatzteile und Werkzeug. Die Werkstatt befindet sich im Gebäude rechts des Bistros. Weitere Infos gibt’s im Web unter unter https://freundeskreis-flüchtlinge-lahr.de/fahrraederfuer-gefluechtete/.