Das Nagolder Reparaturcafé feiert seinen zehnten Geburtstag: Ehrenamtliche tüfteln, nähen, löten und schrauben dort seit 2015, um Alltagsgeräte wieder in Gang zu bringen.
In der Burgschule duftete es nach Kaffee und frischem Hefezopf. Aus einem der Räume klackten Schraubenzieher, es wurde geredet, gelacht und konzentriert repariert. Das Reparaturcafé hatte geöffnet. Und mit ihm ein Ort, an dem „kaputt“ nicht das Ende bedeutet, sondern der Anfang von etwas Neuem.
Was viele der Besucher zunächst nicht wussten: Es war ein Jubiläumstag. Seit genau zehn Jahren wird dort getüftelt, genäht, gelötet und geschraubt. Von Ehrenamtlichen, die ihre Erfahrung und ihre Zeit verschenken. Und von Gästen, die mit kaputten Geräten, aber oft auch mit viel Hoffnung kommen.
Seit Tag eins findet das Reparaturcafé an jedem letzten Samstag im Monat statt, bis auf die Monate Juli, August und Dezember.
Gegründet wurde das Projekt 2015 aus dem Arbeitskreis „Soziales“ des damaligen Nagolder Bürgerforums. Die Idee: Dinge reparieren statt wegwerfen, Ressourcen schonen und einander helfen. Die Stadt stellte Räume bereit, der BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz – sicherte das Projekt organisatorisch ab. Heute ist es im FOKUM verankert, dem Forum für Klima, Umwelt und Mobilität. Dort sind bürgerschaftlich getragene Initiativen vernetzt, die in Nagold nachhaltiges Denken sichtbar machen – so wie das Reparaturcafé.
„Manchmal braucht es einen Geistesblitz“
Seit einem Jahrzehnt bringen Menschen defekte Alltagsgeräte wie Staubsauger, Radios, Laptops, Nähmaschinen oder Spielzeug ins Café. „Manchmal braucht es einen Geistesblitz. Manchmal einfach jemanden, der sich Mühe gibt“, erklärt Starkstromelektriker Berthold Vetter. Gemeinsam mit langjährigen Mitstreitern sorgt er dafür, dass liebgewonnene Dinge weiterleben.
Zum Reparaturteam gehören Oswald Armbruster, Alexander Baier, Johannes Frank, Fritz Brezing, Anton Unmacht, Siegfried Schinn, Gabriel Noussi, Hans-Joachim Ruschke, Rüdiger Bruns, Hans Zimniewicz und Vetter. Viele sind von Anfang an dabei, manche inzwischen über 80 Jahre alt. Unterstützt werden sie im Cafébereich (die Küche der Burgschule) – und manchmal auch an der Nähmaschine – von Adelheid Brenner, Liesanne Renz, Ineke Bruns sowie den Mitgründerinnen Ute Elsässer und Ursel Ploghöft.
Repariert wird zwar gemeinsam. Die Besucher helfen mit, lernen, packen an. Doch bei komplizierteren Arbeiten wie Demontage oder sicherheitsrelevanter Elektronik wird im Café gewartet. Dort werden Tee eingeschenkt, Kuchen und Brezeln serviert, geredet. Manche kommen längst nicht mehr nur wegen eines Defekts. „Es tut einfach gut hier“, freute sich eine Besucherin.
„Jetzt läuft er wieder“
Hans-Joachim Triller brachte einen Staubsauger mit, der das Kabel nicht mehr hielt. „Ich dachte, der ist durch. Aber hier nahm sich jemand Zeit, und jetzt läuft er wieder. Kostenlos.“ Diese Dankbarkeit war spürbar.
Nicht alles lässt sich retten. Aber jeder Versuch zählt. Und wenn’s klappt, freut sich das ganze Team mit. Hier wird nicht nur repariert, hier wird Haltung gelebt: Dinge verdienen eine zweite Chance. Es geht auch um Achtsamkeit, um Weitergabe von Wissen, um das Bewahren von Fertigkeiten.
Trotz Erfolg und Erfahrung: Nachwuchs wird gebraucht. „Wir werden älter“, erklärte Ploghöft. „Und wir suchen Menschen, die Lust aufs Tüfteln haben.“ Elektronikkenntnisse sind kein Muss, Leidenschaft reicht. Willkommen ist, wer sich einbringen möchte.