André Kooker und Reiner Schulz (von links) reparieren ein rund 100 Jahre altes Schaukelpferd in der Werkstatt des Seniorenzentrums. Foto: Max Kovalenko

Im Advent haben die Mitarbeiter der Seniorendienst-Werkstatt in Feuerbach alle Hände voll zu tun. In diesen Tagen bringen die Kunden vor allem altes Spielzeug vorbei. Die ehemaligen Schreiner, Elektriker oder Polstermacher reparieren die Stücke, die zum Teil mehrere Hundert Jahre alt sind.

Stuttgart - Besonders in der Vorweihnachtszeit herrscht in der Werkstatt des Seniorendienstes Stuttgart-Feuerbach reger Betrieb. Kleben, streichen, schleifen – im Untergeschoss des Burgenlandzentrums riecht es im Advent nicht nach Zimt und Nelken, sondern nach Farbe und frisch gebeiztem Holz. Rentner reparieren hier Spielzeug und Möbel.

Schreinermeister Reiner Schulz leimt mit fachmännischer Präzision den Kopf eines Holzschaukelpferdes wieder fest auf den Körper. „Er saß nicht mehr richtig und wenn Kinder damit schaukeln, fällt er leicht runter“, sagt der 70-jährige Rentner. Dem rund 100 Jahre alten Pferd ist auch der Schweif abhanden gekommen. „Das ist kein Problem. Ich schnitze ihm einfach einen neuen, aus ähnlichem Holz“, sagt Schulz. Der Experte ist meist die letzte Hoffnung, wenn es um die Instandsetzung alter Gegenstände geht.

Zwischen Bandsäge, Werkbank und Hobelmaschine kleine Wunder vollbringen

Reiner Schulz arbeitete früher in einem Baubüro eines Stuttgarter Bekleidungsunternehmens. Danach war er 30 Jahre lang für einen Feinkostanbieter tätig. „Ich wollte auch als Rentner weiter aktiv bleiben und etwas tun, was mir Spaß macht“, sagt Schulz. Seinem Kollegen André Kooker ging es ähnlich. „Wir arbeiten drei Stunden die Woche in der Werkstatt und können damit etwas Gutes tun“, sagt dieser und fixiert die Flügel eines Holzengels. Bis die Bruchstelle der Figur getrocknet ist, widmet sich Kooker der Reparatur eines alten, defekten Stuhls. Seit zwölf Jahren arbeitet er bereits im Reparaturservice, Reiner Schulz seit zehn Jahren. Zwischen Bandsäge, Werkbank und Hobelmaschine vollbringen die beiden Tüftler kleine Wunder. Ältere Menschen geben hier meist richtige Schätze ab und lassen sie für wenig Geld wieder instand setzen. „Meistens bringen die Kunden altes Holzspielzeug oder Weihnachtsdekoration vorbei. Manchmal auch ältere Möbelstücke“, zählt Reiner Schulz auf. „Ein besonders tolles Stück, das wir mal da hatten, war ein Barockschrank von 1775. Diesen haben wir mit viel Zeit und Aufwand restauriert“, sagt Schulz.

Auch Marie-Louise Vogel-Stilling schaut in der Werkstatt vorbei. Sie hat eine alte Holzkommode zur Reparatur gebracht: „Das Möbelstück besitze ich seit 35 Jahren. Ich habe darin früher Babysachen und Kleidung aufbewahrt.“ Für sie ist es eine Herzensangelegenheit – eine Reparatur bei einem Schreiner wäre viel zu kostspielig. „Die Menschen hängen an ihren alten Sachen und wollen sie nicht einfach wegwerfen. Oftmals handelt es sich um Kleinreparaturen, die sich schnell beheben lassen. Selten haben wir es mit hoffnungslosen Fällen zu tun“, so Schulz.

Die Kommode von Marie-Louise Vogel-Stilling muss aber noch warten. Reiner Schulz muss sich erst um andere Aufträge kümmern. Neben dem alten Schaukelpferd wartet noch eine Holzdampflok mit kaputten Rädern und ein Holzschrank auf sein handwerkliches Geschick. Schließlich sollen zumindest alle Spielzeuge pünktlich zum Weihnachtsfest fertig sein.

Der Reparaturservice

Seit 27 Jahren gibt es den Reparaturservice des Stuttgarter Seniorendienstes. Ehemalige Schreiner, Elektriker oder Polstermacher engagieren sich ehrenamtlich unter dem Motto „Senioren helfen Senioren“ aktiv für den „Treffpunkt Senior“.

Die Werkstatt des Seniorendienstes Stuttgart hat donnerstags zwischen 9.30 und 12 Uhr geöffnet. Holzspielzeug und -möbel können in der Werkstatt in der Sankt-Pöltener-Straße 29 in Stuttgart-Feuerbach abgegeben werden. Infos gibt es unter www.seniorendienst.de und unter Telefon: 07 11/85 66 018.