Die Bundesregierung will den Rentenbeitragssatz zum Januar voraussichtlich um 0,2 Prozentpunkte auf 18,7 Prozent senken. Foto: dpa

Die Renten in Deutschland könnten im nächsten Jahr um ein bis zwei Prozent steigen. Sicherheit gebe es aber erst im Frühjahr 2015, so die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung Bund, Annelie Buntenbach.

Würzburg - Die gut 20 Millionen Rentner können Mitte kommenden Jahres mit einer spürbaren Rentenerhöhung rechnen. Die Renten könnten um ein bis zwei Prozent in West- und Ostdeutschland steigen, wie die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung Bund, Annelie Buntenbach, am Dienstag in Würzburg sagte. Damit dürfte die Rentenanpassung deutlich niedriger ausfallen als noch 2013 gedacht, aber über der aktuellen Inflationsrate liegen. Hauptursachen für die Erhöhung sind die gute Konjunktur und die hohen Löhne.

Im Osten dürfte die Rentenanpassung aufgrund der günstigeren Lohnentwicklung etwas höher ausfallen als im Westen, kündigte der Präsident der Rentenversicherung, Axel Reimann, an. Sicherheit gebe es aber noch nicht. „Erst im Frühjahr kommenden Jahres werden die zur Anpassung relevanten Daten vorliegen“, sagte Buntenbach, die die Gewerkschaftsseite bei der Rentenversicherung vertritt.

Zuletzt stiegen die Rentner zum 1. Juli im Osten Deutschlands um 2,53 Prozent, im Westen um 1,67 Prozent.

Die Rentenanpassung fällt im kommenden Jahr aufgrund eines statistischen Einmaleffekts rund 1,1 Prozentpunkte niedriger aus als ohne diesen Effekt. Das entspreche gut 2,4 Milliarden Euro, die den Rentnern vorenthalten würden, erläuterte Buntenbach.

Denn aufgrund von EU-Vorgaben gibt es eine Revision der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Die Aufnahme bestimmter Beschäftigter im Niedriglohnbereich drückt auf die für die Rentenerhöhung zentralen Gehälter. 2016 dürfte es aber wieder eine höhere Rentenanpassung geben und der Statistikeffekt im Großen und Ganzen ausgeglichen werden.

Beitragssatz sinkt

Der Beitragssatz dürfte Anfang 2015 von derzeit 18,9 auf 18,7 Prozent vom Einkommen sinken. In dieser Größenordnung bewegt sich der Spielraum zur Senkung. Die Bundesregierung hatte eine entsprechende Entlastung bereits angekündigt. Auch um ein Signal gegen die schwächelnde Konjunktur zu geben, will die Regierung den gültigen Mechanismus zur Beitragssenkung nicht erneut wie für 2014 per Gesetz außer Kraft setzen.

Die Senkung um 0,2 Prozentpunkte bringt eine Entlastung um rund zwei Milliarden Euro, die sich gleichermaßen auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer verteilt. Bezogen auf einen Durchschnittsverdiener sei das eine Entlastung um 35 Euro pro Jahr, so Buntenbach.

Nach den bisherigen Schätzungen dürfte der Beitragssatz dann bis 2018 stabil bleiben. 2019 dürfte er auf 19,1 Prozent angehoben werden müssen. Gründe sind laut Buntenbach der zuvor niedrige Beitragssatz und die „Fehlfinanzierung“ der Mütterrente großteils nicht aus Steuer-, sondern aus Beitragsmitteln.

Laut jüngster offizieller Finanz-Schätzung dürfte die Rentenkasse 2014 einen Überschuss von 1,8 Milliarden Euro erzielen. Die Reserve - die Nachhaltigkeitsrücklage - wächst laut Buntenbach voraussichtlich um 1,5 auf 33,5 Milliarden Euro. Das entspricht gut 1,8 Monatsausgaben. Ab 1,5 Monatsausgaben muss der Beitragssatz gesenkt werden, außer der Gesetzgeber beschließt es anders.

Die Beitragseinnahmen sollen laut den Berechnungen für 2014 um 7 auf 200,6 Milliarden Euro steigen. Der Bund steuert insgesamt rund 61,3 Milliarden Euro bei. Die Ausgaben dürften 261,4 Milliarden Euro betragen.

Die Möglichkeit, bereits mit 63 statt mit 65 Jahre in Rente zu gehen, erfreue sich großer Beliebtheit. Bis Oktober seien 163.000 Anträge eingegangen. Die Kosten der abschlagsfreien Rente werden von den Schätzern für 2014 auf 1,5 Milliarden Euro taxiert.