Die Kreuzbergkapelle standen im Zentrum von Karl Kimmichs Vortrag zur 750-Jahr-Feier von Altoberndorf.
Eine größere Betrachtung widmete Pfarrer Martin Schwer der Reliquie und ihrer Bedeutung für die heutige Zeit. Die im Gegenstand wirkende Kraft sei ein sichtbares Zeichen, von guten Mächten wunderbar geborgen zu sein. Es sei eine ökumenische Kraft – deshalb solle die Reliquie zu neuer Ehre erhoben werden.
Karl Kimmich legte den Schwerpunkt seines Vortrags auf die Baugeschichte der Kreuzbergkapelle. Die Errichtung wurde 1797 vom Konstanzer Bischof Maximilian Christoph von Rodt erlaubt, 1801 wurde die Kapelle geweiht.
Die Inventarliste
Diese Zeit war für die katholische Kirche nicht gerade erquicklich. Schon Kaiser Joseph II. (1765-1790) hatte „unnütze“ Orden aufheben lassen und ließ nur solche zu, die sich der Krankenpflege oder Erziehung widmeten. Viele Feiertage wurden – ebenso szenische Darstellungen wie die Auferstehung Christi – abgeschafft.
Am 1. Mai 1815 wurde die wöchentliche Messe in der Kreuzbergkapelle schließlich eingestellt. 1840 fertigte der zuständige Geistliche ein Inventar der Kreuzbergkapelle, in dem als Punkt 11 „d. hg. Schweißtuch“ aufgeführt wurde.
Bild aus der Ewigen Stadt
Mit diesem Inventar wurde die Grundlage für die Wiederbelebung der Kapelle geschaffen. Nach Renovierungsarbeiten ist im Rechnungsbuch unmittelbar nach dem letzten Eintrag von 1815 zu lesen „Unterm 12. November 1847 wurde die Kreuzcapelle restituiert und daselbst feierlicher Gottesdienst gehalten durch Pfarrverweser Ruckgaber.“
Nach dieser Neuweihe stiftete Freiherr Gustav von Stain, Schlossherr auf Lichtenegg, dieses bisher nur geliehene Bild „das heilg. Schweißtuch unseres Herrn Jesu Christi darstellend“, das er aus Rom, so Karl Kimmich, mitgebracht habe. Das abgebildete Tuch habe demnach das Antlitz Jesu gezeigt.
Werk aus Manoppello?
Weiter führte der Referent aus, dass es bis zum 16. Jahrhundert im Petersdom ausgestellt gewesen sei und jetzt als verschollen gelte. Dies ist durchaus im Bereich des möglichen, haben doch 1527 Söldnertruppen Kaiser Karls V. im „Sacco di Roma“ die Ewige Stadt tagelang geplündert. Doch nach den Recherchen des Journalisten Paul Badde gibt es ein anderes Bild in der Sakristei des Petersdomes. Er fährt fort: „Seit 400 Jahren hängt ein als Bild mit Jesu Antlitz verehrtes Tuch zwischen zwei Kristallscheiben in einem Kirchlein der Kapuziner in Manoppello, einem Bergstädtchen in den Abruzzen.
Paul Badde verweist auf die Stelle 20,7 f im Johannesevangelium, in der vom Schweißtuch Jesu berichtet wird und folgert daraus, dass es sich „möglicherweise“ um das in Manoppello ausgestellte handle.
Erst kürzlich wiederentdeckt
Fest steht, dass Gustav Freiherr von Stain in einem Nachtrag zur Bildtafel die beiden Texte auf dem Bild erklärt: „Oben: Angerührt am heilg. Gesichte, Kreuze und Lanze, im Jahr 1725 Unten: Dieß ist die Abbildung des heilg. Gesichtes, welches in Rom sich befindet.“
Als die Kreuzbergkapelle ausgeräumt wurde, kam das Bild auf den Speicher der Sakristei der Pfarrkirche und geriet dort in Vergessenheit. Erst als die Kirchengemeinde nach einem Beitrag zur 750-Jahr-Feier suchte, stieß Susanne Melzer auf das Schweißtuchbild. Diplomrestauratorin Annette Kollmann reinigte es und besserte kleine Riss aus.