Aufsehen erregt jüngst auf dem Hofgut Kaltenherberge eine Vernissage zum Thema „Reiterwissen“.
Pferdeliebhaber aus der Schweiz und dem Dreiländereck machten sich jüngst auf, um auf dem prächtigen Hofgut Kaltenherberge die Vorstellung einer Broschüre zum Thema „Reiterwissen verständlich erklärt hautnah mitzuerleben.
Im Mittelpunkt stand die Schweizer Pferdeflüsterin Marianne Fankhauser-Gossweiler, die zudem in den Jahren und Jahrzehnten zuvor eine hoch geschätzte Autorin im Schweizer Pferdesport-Magazin Kavallo war. Fankhauser-Gossweiler schrieb in diesem Magazin über die Ausbildung von Pferden und Reitern.
Ihr profundes Wissen beabsichtigte die Pferde-Expertin nun in Form einer Broschüre weiterzugeben. Die wurde nun auf dem Hofgut Kaltenherberge, das von Tanja und Ritschi Bayha gemeinsam mit Thomas Straumann, Präsident des CHI Basel, als einen aufs Wohl des Pferdes ausgerichteten Betrieb geführt wird.
Marianne Fankhauser-Gossweiler hat vor mehr als 60 Jahren im Sport Geschichte geschrieben. Sie war nämlich die erste Frau, die an den Olympischen Sommerspielen für die Schweiz teilnahm. Und das sehr erfolgreich. Sie kehrte mit einer Silbermedaille zurück.
In der rund 100 Seiten umfassenden Broschüre „Reiterwissen“ tut sie ihren Werdegang in der reiterlichen Ausbildung kund. Tanja Bayha, die sich auf dem Hofgut erfolgreich der Zucht verschrieben hat, sagte bei ihrer Begrüßung beeindruckt: Was mich bei Marianne Fankhauser beeindruckt, ist die Sorgfalt in der Ausbildung. Darin offenbart sich wahre Reitkunst. Und die „Reiterwissen“-Autorin ergänzt: „’Reiterwissen’ ist gewissermaßen mein pferdesportliches Testament.“
Mit ihrem Trakehnerschimmel Stephan glänzte Fankhauser auf sportlicher Ebene, wurde 1964 bei der Olympiade in Tokio Team-Olympiazweite und vier Jahre später in Mexiko Mannschaftsdritte jeweils in der Dressur. Auch bei den Weltmeisterschaften 1966 und 1967 schaffte es sie mit der Schweizer Equipe aufs Treppchen. Tanja Bayha wurde auf die Autorin und ihr Pferd Stephan vor einem Jahr aufmerksam. Daraus entstand schließlich eine Verbindung von beiderseitiger Wertschätzung, die nun in der Vernissage auch öffentlich eine Wertschätzung fand.
Wichtig war Marianne Fankhauser-Gossweiler vor allem ein Satz, der in vielen Reithallen zu lesen ist: Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen. Es ist ein Satz aus Goethes Faust. Für sie hat das Wort „fühlen“ eine ganz andere Dimension als das Wort „spüren“. „Es besteht ein großer Unterschied zwischen Fühlen und Spüren. An den Turnieren wird heute, so scheint es nicht nur mir, oft mehr gespürt als gefühlt. Fühlen kann einmal mehr, einmal weniger, einmal fester, weniger fest oder ab und zu auch ziemlich fest sein, fühlen kann jedoch nie gefühllos sein“, zieht die Autorin ihre Gäste auf dem Hofgut Kaltenherberge in ihren Bann. Und Fankhauser ergänzt: „Der Reiter solle sich stets bemühen, mehr zu fühlen als zu spüren.“
Ihre gehe es nicht – so Marianne Fankhauser – um die Hohe Schule, nicht um Pirouetten, Piaffe oder Passage, es geht nicht einmal um fliegende Wechsel in diesem Buch. Diese Lektionen würden sich aus dem Reiten heraus entwickeln und seien dann eine logische Folge, wenn Reiter und Pferd das Wichtigste, das ABC und das Einmaleins, immer mehr begreifen, wenn sie mit der Zeit lernen, sich gegenseitig zu fühlen. Bei vielen Gelegenheitenkommt ihr der unvergessene Hans Heinrich Isenbart in den Sinn. Am Ende eines jeden Turniertages, an dem er als Sprecher engagiert war, gab er den Zuschauern mit auf den Weg: „..und vergessen Sie die Pferde nicht.“