Das Pferd fischerChipmunk wäre Michael Jungs erste Wahl bei den Olympischen Spielen in Tokio gewesen. Hier überwindet das Duo ein Hindernis bei der Reit-EM in Luhmühlen, wo die beiden vergangenes Jahr die Silbermedaille gewannen.Foto: Gentsch Foto: Schwarzwälder Bote

Reitsport: Olympiasieger Michael Jung ist zurück im Sattel / "Corona-Zeit" für intensives Training genutzt

In gut vier Wochen wären sie losgegangen, die Olympischen Spiele in Tokio. Und Vielseitigkeitsreiter Michael Jung hatte sich fest vorgenommen, seiner Olympiamedaillensammlung weiteres Edelmetall hinzuzufügen.

Die Pläne hat die Corona-Pandemie durchkreuzt. Turnierluft schnuppert Jung trotzdem.

Am Freitag war Michael Jung das erste Mal seit Beginn der Corona-Krise wieder bei einem Turnier. In Heiligkreuztal nutzte er die Gelegenheit, um junge Pferde ans Turniergeschehen heranzuführen. "Ich bin hier mit einer fünfjährigen Stute, sie geht ihre ersten Prüfungen. Dann habe ich noch eine neunjährige Stute dabei, die geht zwei Prüfungen. Und für das M-Springen geht der siebenjährige ›Django‹ an den Start", freut sich Jung wieder, die Pferde vorstellen zu dürfen.

In Heiligkreuztal sind keine Zuschauer erlaubt, doch es herrschen Turnierbedingungen. "Man reitet ab in einer anderen Halle, kommt dann auf den Prüfungsplatz, dabei sammeln die jungen Pferde erste gute Erfahrungen. Fremde Hindernisse, fremde Plätze – da müssen sie gleich ihren Parcours gehen. Natürlich fehlt jetzt noch die Atmosphäre, wenn die Zuschauer klatschen oder jubeln, aber so ist es auf jeden Fall eine gute Übung und ein guter Einstieg", sagt Jung.

Jetzt gehe es wieder los, einige Turniere stehen auf dem Programm. Allerdings käme es laut Jung alle paar Tage zu Änderungen. Man müsse in der momentanen Situation flexibel sein und es so nehmen wie es komme. Rückblickend auf die zurückliegenden Monate erzählt Michael Jung, dass er viel Zeit hatte, sich vor allem um die jungen Pferde zu kümmern. "Trainingsmäßig gesehen, war das eher von Vorteil. Das ein oder andere Pferd hat sich deutlich verbessert", sagt der mehrfache Olympiasieger. Auf der heimischen Reitanlage gab es zudem einiges zu tun. Der Frühjahrsputz stand an, Hindernisse mussten repariert, der Rasen gemäht werden.

Komplettabsage wäre hart

Natürlich zielte die ursprüngliche Jahresplanung von Michael Jung auf die Olympischen Spiele in Tokio ab. In gut einem Monat wäre der Startschuss für den absoluten Höhepunkt für jeden Sportler erfolgt. Vor wenigen Wochen wurde das Großereignis aufgrund der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben. "So lange nächstes Jahr die Olympischen Spiele stattfinden, bin ich noch recht zufrieden mit allem. Wenn sich aber herausstellt, dass sie komplett abgesagt werden müssen, weil das alles noch nicht in trockenen Tüchern ist, dann wäre das hart und bitter für alle Athleten, die sich darauf vorbereiten. Olympia findet nur alle vier Jahre statt und man bereitet sich doch so lange und intensiv darauf vor", sagt Jung.

Keine ganz großen Turniere

Dieses Jahr gebe es wenig Höhepunkte was Turniere anginge. "Wir haben jetzt kein anderes Championat, wenig ganz große Turniere. Ich bin sowieso ein Mensch, der versucht, alles ein bisschen positiv zu sehen. So muss man nun gucken, dass man weiter arbeitet, trainiert, damit wir nächstes Jahr richtig loslegen können", so der 37-Jährige.

Im Mai 2018 hatte Michael Jung sein legendäres Pferd "La Biosthetique Sam FBW", kurz "Sam", in den Ruhestand verabschiedet. Zwölf Jahre hatte ihn das Pferd von Erfolg zu Erfolg begleitet. Für die Olympischen Spiele 2020 wäre nun "fischerChipmunk" an der Reihe gewesen. "Er ist momentan die Nummer eins, doch wir sind da allgemein sehr gut aufgestellt. Dazu kommen fischerRocana oder fischerWild Wave und Kilcandra Ocean Power, die nachkommen, das sieht alles sehr vielversprechend aus."

Im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2021 könnte es durchaus auch ein Vorteil sein, dass "fischerChipmunk" sich noch weiter entwickeln darf. "Er ist noch im besten Alter, in dem man bei jedem Turnier Erfahrung sammelt und dazulernt. Das eine Jahr nutzt dem Pferd dadurch ungemein, es ist eine noch bessere Vorbereitung", schätzt Michael Jung die Entwicklung seines Toppferdes ein.

Als nächstes ist Michael Jung beim Reitturnier in Altensteig zu sehen. Der Wettkampf habe ihm nicht unbedingt gefehlt, aber es sei jetzt schon gut, dass es wieder losgeht. Wenn man seine Pferde bei Turnieren reiten könne, sei das nochmal ganz anders als im Training.