Anna Genkinger (links) erhielt von den Verantwortlichen des PSK Nordschwarzwald, Reinhold Kuch (Zweiter von rechts) und Harald Brandl (rechts), einen Anerkennungspreis. Unterstützt wird die 22-Jährige von ihrer Schwester Jasmin Genkinger (Zweite von links) und ihrem künftigen Schwager Steffen Brauchle (Mitte). Foto: Hennig Foto: Schwarzwälder Bote

Pferdesport: 22-Jährige aus Bösingen schnappt sich in München den deutschen Meistertitel im Pony-Einspänner der U25

München-Riem könnte auf der Liste der Lieblingsorte von Anna Genkinger innerhalb weniger Stunden auf Platz eins gesprungen sein. Die 22-jährige Bösingerin feierte dort den bislang größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere: den deutschen Meistertitel der U25 im Pony-Einspänner.

 

Ein Spätzünder. So bezeichnet sich Anna Genkinger selbst, wenn sie auf ihre Liebe zum Fahrsport angesprochen wird. "Eigentlich wollte ich immer Vielseitigkeit reiten", erklärt die 22-Jährige am Dienstagabend auf der Reitanlage Brünz in Salzstetten. "Wir hatten früher Haflinger, da war nicht viel mit Vielseitigkeit reiten. Und ein Pferd extra dafür habe ich nicht bekommen." Also wurde es der Fahrsport – und der wurde Anna Genkinger wahrlich in die Wiege gelegt. Sowohl ihr Vater als auch der Patenonkel waren und sind aktiv, ihre ältere Schwester Jasmin ebenfalls und ihr künftiger Schwager Steffen Brauchle feierte nur zwei Wochen zuvor die deutsche Meisterschaft mit dem Pony-Vierspänner.

Goldrichtige Wahl

Von ihnen allen, betont Anna Genkinger, wird sie unterstützt und trainiert. So auch in den Tagen vom 11. bis 14. Juli. In diesem Zeitraum fand auf der Olympia-Anlage in München-Riem die deutsche Jugendmeisterschaft im Fahren statt. Mit von der Partie war die 22-jährige Bösingerin (Pfalzgrafenweiler), die für die RG Hof Georgenau startet, mit der siebenjährigen Stute Bella Donna. Im Alter der Stute liegt gleichzeitig eine große Besonderheit – denn in Topform sind die Kutschpferde meist zwischen neun und 14 Jahren, Bella Donna ist damit noch sehr jung. "Sie musste bereits im Vorjahr ran, weil das Pony, mit dem ich eigentlich starten wollte, ausfiel. Sie hat das damals schon toll gemeistert, wir sind Vierter geworden. Dieses dieses Mal habe ich von Anfang an auf sie gesetzt", erklärt Genkinger. Und mit ihrer Wahl lag sie im wahrsten Sinne des Wortes goldrichtig.

In der Dressur, die den Auftakt der drei Disziplinen macht, landete Genkinger mit einer Notensumme von 430,00 Punkten und 71,67 Prozent noch auf Platz drei. In der Geländeprüfung am Samstag – ihrer Lieblingsdisziplin – trumpfte sie dann aber groß auf, gewann und übernahm damit auch die Führung in der Kombinationswertung übernommen vor Tom Bücker (RFV Emsdetten) sowie Timo Eitzmann (RFV Visselhövede), die sie auf die Plätze zwei und drei verwies.

Große Anspannung

Allerdings, auch das betont Anna Genkinger, sei der Druck, wenn man als Führende ins abschließende Hindernisfahren geht, riesig. Man gewöhne sich auch nicht wirklich daran – "zumindest war ich schon sehr nervös. Aber Bella Donna ist ruhig und konzentriert geblieben", sagt Genkinger. So sollte ihr das Kunststück gelingen, eine Nullfehlerrunde hinzulegen. Zwar schafften dies mit Florian Müller (RFV von Lützow Herford) und Carolin Horst (FSG Westfalen) zwei weitere Fahrer in kürzerer Zeit – doch die weiteren 20 Starter sammelten Fehlerpunkte. So behielt Anna Genkinger mit Rang drei in der Hindernisprüfung die Spitzenposition in der kombinierten Wertung und kürte sich zur deutschen Meisterin. Vom Pferdesportkreis Nordschwarzwald bekam die 22-Jährige am Dienstagabend deshalb durch Präsident Harald Brandl und seinem Vize Reinhold Kuch einen Preis überreicht: Genkinger bekommt zwei Dressurstunden von Vielseitigkeitsass Michael Jung.

Allerdings, das betont Anna Genkinger bei aller Ehre, war ihr Erfolg mitnichten eine Einzelleistung. "Der Fahrsport funktioniert nur im Team", sagt Anna Genkinger. Als Beifahrer war in den Disziplinen Dressur und Hindernis ihre Schwester Jasmin in der Kutsche – "mein Ruhepol", sagt Anna Genkinger, während ein Lächeln über ihre Lippen huscht. Im Gelände stand ihr Steffen Brauchle bei. Während es sich bei den Prüfungen in München um Prüfungen der Klasse M handelte, tritt Anna Genkinger am ersten August-Wochenende in Schwanau-Ottenheim in der höchsten Klasse, der Klasse S, an. Dort wird auch der Weltmeister von 2015, Fabian Ganshirt, in seiner Heimat am Start sein.

Ruhiges Gemüt

Was den Fahrsport für sie so besonders macht, ist schnell erklärt: "Es ist ein Teamsport, den man gar nicht alleine betreiben kann. Und dann ist da noch das Pony: Entweder es kämpft für einen mit – oder man steht allein im Regen." Bella Donna, das hat sie bei der deutschen Meisterschaft unter Beweis gestellt, kämpft: "Im Gelände holt sie immer nochmal ein bisschen mehr aus sich heraus, obwohl sie vom Gemüt her eher ruhig ist." Zu Anna Genkinger scheint die Stute optimal zu passen – und die beiden stehen wohl erst am Anfang ihrer gemeinsamen Reise.