Schmerzverzerrtes Gesicht, aber durchgehalten: Andreas Brünz ritt auch mit Bandscheibenvorfall famos auf. Foto: Lück

German Masters: Bester im Kreis Freudenstadt trotz Bandscheibenvorfalls. Auch Michael Jung schnuppert rein.

Das German Masters schreibt viele Geschichten. Die härteste kommt diesmal aus dem Landkreis Freudenstadt: Andreas Brünz aus Pfalzgrafenweiler ist der "König der Schmerzen". Trotz Bandscheibenvorfalls schafft er es mit einem fehlerfreien Ritt unter die Top Ten.

Gestern, 16.45 Uhr. Angesetzt ist die Nationale Springprüfung Klasse S. Aus dem Landkreis Freudenstadt mit am Start: unser Gold-Michi Michael Jung mit fischerChelsea, dem Siegerpferd vieler Turniere, Eva-Maria Lühr aus Salzstetten – und Andreas Brünz vom RSC Salzstetten auf Balam.

Für Michael Jung ist sein erster Auftritt auf dem diesjährigen German Masters ein erstes Reinschnuppern. Er sagt nach der Begehung der aufgebauten Hindernisse: "Ein schöner Parcours. Man kann sich die Wege aussuchen und schauen, wie das Pferd drauf ist." Andreas Brünz dagegen ist ganz gespannt. Er sagt: "Ich reite mit Bandscheibenvorfall. Ich habe leider erst nächste Woche einen OP-Termin bekommen." Wie zu erfahren ist, hat er sich von einem Physio fit machen lassen und sich den Rücken tapen lassen.

Schmerzen kann Andreas Brünz nicht beschreiben

Gegen 17.50 Uhr läuft Brünz mit seinem Balam ein. Schon beim letzten German Masters war er hier in der Schleyerhalle mit seinem damaligen Ersatzpferd der beste Landkreis-Reiter gewesen. Doch wie packt er diesmal den Parcours? Brünz reitet los. Erstes Hindernis, zweites Hindernis – und alles läuft rund. Fehlerfrei! 72,59 Sekunden. Brünz lächelt: "Das Pferd hat sauber mitgemacht."

Nächste Reiterin aus dem Landkreis: Eva-Maria Lühr auf Concrue aus Pfalzgrafenweiler. Sie geht locker durch – bis zum siebten Hindernis. Ihr Pferd berührt die oberste Stange, und dafür gibt es vier Strafpunkte. Sie sagt hinterher: "Ich bin ganz zufrieden. Für mein Pferd ist das sehr schwierig, sich an die Hallenatmosphäre mit den vielen Zuschauern zu gewöhnen. Ich habe gemerkt, wie Concrue versucht hat, die Flucht nach vorne anzutreten. Deshalb bin ich bewusst die Außenbahnen gegangen, um Ruhe reinzubringen."

Zuletzt ist Michael Jung aus dem Landkreis als 21. von 25 Reitern auf fischerChelsea am Start. Er lässt es bewusst ruhiger angehen, was die Zeit von 72,89 Sekunden beweist – kein Jung-Turbo wie sonst. Trotzdem reißt das Tier eine Stange. Vater Joachim Jung gibt sich gelassen: "Das war lediglich eine Einlaufrunde."

Und dann die große Überraschung: Brünz landet schon wieder auf dem Siegertreppchen – trotz Bandscheibenvorfalls. Platz sieben mit 72,59 Sekunden. Auch im letzten Jahr hatte er diese Platzierung in diesem Wettbewerb geholt. Brünz sagt: "Die Schmerzen kann ich nicht beschreiben." Und damit ist Brünz der "König der Schmerzen." Joachim Jung: "Da kann ich nur sagen – Respekt." Eva-Maria Lühr: "Das habe ich auch schon selber mitbekommen, wie es ist, mit Verletzungen zu reiten. Ich kenne das Gefühl – das Reiten ist dann wie eine Droge."

Heute muss unser "König der Schmerzen" wieder ran. Um 19.15 Uhr im BW Hallenchampionat. Und hier geht es dann wirklich um Wertungspunkte. Und er trifft wieder auf unseren Gold-Michi und die charmante Reiterin aus Pfalzgrafenweiler – und all die anderen Top-Reiter.

Wir haben ein Interview mit Michael Jung geführt: