Michael Jung bei seinem achten Siegesritt in Stuttgart mit Corazon. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder-Bote

Reitsport: Michael Jung bei German Masters in Stuttgart erneut erfolgreich

Lächelnd klopft Michael Jung nach dem Sieges-Ritt seine Corazon. Vater Joachim Jung sagt: "Es ist nicht zu glauben. Fehlt nur noch, dass sie die 40 Sekunden genau erreicht. Als ob sie das schon immer macht!"

Denn: Mit fabelhaften 40,03 Sekunden hat sein Sohn gerade einmal mehr das Indoor-Derby beim German Masters in Stuttgart gewonnen.

Michael Jung im Glück. Und das gleich dreifach. Der achte Sieg im Stuttgarter Indoor-Wettbewerb. Die Premiere mit der Hannoveraner Stute gleich gewonnen. Und: Mit Corazon hat Jung jetzt ein neues, hoffnungsvolles Vielseitigkeitspferd im Stall.

Die letzten beiden Male in der Schleyer-Halle hatte Jung in seiner Paradedisziplin nur um Haaresbreite den ersten Platz verpasst. 2015 gegen Sidney Dufresne fehlten Jung auf fischerRocana lediglich 0,03 Sekunden, im letzten Jahr gegen Nikolas Wettstein nur 0,34 Sekunden. Doch diesmal – in der neuen Drei-Phasen-Prüfung, erreichte er mit der Debütantin Corazon fast die Idealzeit von 40 Sekunden.

Vater Joachim Jung: "Das war wirklich Zufall. Auch Ingrid Klimke hätte siegen können." Aber eine Punktlandung. Denn: Da es im Jahr 2016 zwei spektakuläre Stürze gegeben hatte, wurde das Reglement für das Indoor-Derby diesmal geändert. Kein Reiten mehr über alle Hindernisse in der bestmöglichen Zeit mit allen Risiken, sondern eine sogenannte "Drei Phasen-Prüfung" (wir berichteten). Eigentlich der "Sicher-Parcours", trotzdem gab es zwei Stürze. Lea Ruff, die auch auf dem Reiterhof der Jungs in Horb-Altheim trainiert, fliegt schon in der ersten Phase beim spektakulär über das achte Hindernis. Die Halle wird totenstill. Die Reiterin steht, atmet schwer, hält sich den Arm. Dann erwischt es auch Sidney Dufresne, der vor zwei Jahren Jung um Haaresbreite besiegt hatte. Sein Pferd "Looping de Buissy" kracht auf das Hindernis. Im ersten Moment sieht es so aus, als ob das Pferd den Reiter unter sich begraben hat. Sanitäter rücken sofort mit der Trage an. Doch Dufresne steht mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.

Am Parcours lag es nicht

Hat der "Sicher-Parcours" nicht funktioniert? Joachim Jung: "Nein. Bei Lea Ruff ist das Pferd gestolpert. Sie hatte zusätzlich zu ihrer Sturzweste eine Airbag-Weste an. Die öffnet sich in Sekundenbruchteilen, so dass dem Reiter die Luft wegbleibt. Und bei Dufresne ist das Pferd mit einem Huf in das Eisen des Vorderbein hineingetreten. Am Parcours an sich lag es nicht." Und Hallensprecher Carsten Sostmeier, auch Reitsportspezialist und ARD-Kommentor: "Das war unglücklich. So etwas kann den Pferden auch im flachen Gelände passieren."

Trotzdem denkt Joachim Jung über weitere Verbesserungen nach:"Das Reglement ändert sich ohnehin im nächsten Jahr. Das Reiten von Hindernissen gegen die Uhr ist in der Vielseitigkeit dann verboten. Für die Zuschauer war es diesmal aber sehr schwierig. In der letzten Phase, in der es drauf ankommt, dass die Reiter genau die Idealzeit erreichen, ist die Uhr ausgefallen." Laut Jung gäbe es die Möglichkeit, das Reiten gegen die Uhr in der Vielseitigkeit durchzuführen, wenn alle Hindernisse abwerfbar sind: "Aber ob das im Sinne unseres Sports und der Reiter ist, das ist wohl fraglich. Ich denke, eine Möglichkeit wäre, den Parcours in zwei Phasen aufzuteilen. Für die Zuschauer waren die ersten beiden Phasen in diesem Jahr wohl langweilig. Obwohl das Stuttgarter Publikum bei der Vielseitigkeit sehr sensibel, fachkundig und interessiert ist."

Michael Jung hat mit Corazon jetzt jedenfalls eine neue Hoffnung für die Vielseitigkeit im Stall. Sen Vater dazu: "Die wurde uns vor einem Jahr von den Besitzern zur Verfügung gestellt. Erst haben ihn Schüler geritten, dann Isabell Englisch auf kleineren Prüfungen. Michi hat ihn dann auch probiert. Zweimal hat es toll funktioniert. Vor dem German Masters war sich Michael dann sicher, dass sie sehr gut ist. Und die drei Phasen-Prüfung war natürlich ideal für ein junges Pferd."

Wie geht es jetzt weiter mit Corazon? Joachim Jung: "Michi wird sie vor Weihnachten noch in Genf reiten. Corazon ist derzeit auf Zwei-Sterne-Niveau. Wir werden die Stute im nächsten Jahr zunächst auf Ein-Sterne- und Zwei-Sterne Prüfungen schicken und schauen, ob sie auch das Potenzial für Drei-Sterne-Prüfungen hat. Wahrscheinlich könnte Corazon auch in Bordeaux laufen. Auch in Wiesbaden oder Aachen könnte die Stute gehen."