Uganda ist ein Schwelgen in Grün. Dass die „Perle Afrikas“, so einst Winston Churchill, auch Berggorillas bietet, ist ein extra Leckerli für Safari-Verliebte.
Kampala - Nebelschwaden wabern wie Tülltücher zwischen steilen, von dichter Vegetation überzogenen Hügeln im Südwesten Ugandas. Wer diese Landschaft schuf, hatte offenbar nur Grün im Tuschkasten. Allenfalls noch Blutrot für die schlammigen Pfade, die wie Schnüre durch das Land ziehen, und ein paar Tupfer Gelb für die Blüten des Kerzenstrauchs.
Inmitten dieses Chlorophyll-Dschungels ziehen die letzten Berggorillas unserer Erde umher, bauen des Nachts ihre Schlafnester aus Blättern und ziehen dann nach dem Frühstück weiter. Die Fellriesen mit dem sanften Gemüt in den dichten Urwäldern zu sehen, ist der unbestrittene Höhepunkt jeder Uganda-Reise.
Mit der Gorilla-Treckinggruppe unterwegs
Nur acht Besucher darf jede Gorilla-Treckinggruppe zählen, nur eine Stunde darf sie bleiben. Wie lange der Ausflug in die Wildnis dauert, steht in den Sternen. „Manchmal brauchen wir einen halben Tag, um unsere Gorilla-Familie zu finden, manchmal erreichen wir sie schon nach einer Stunde“, erklärt Ranger Miel Mfitumukiza und lächelt aufmunternd angesichts der skeptischen Blicke seiner Gäste.
Vorschriftsmäßig sind alle in langärmeligen Hemden erschienen und haben ihre Strümpfe über die Hosenbeine gezogen, damit weder Ameisen noch andere Krabbeltiere ungebeten eindringen und lästige Pikser verursachen können.
Etwas mehr als 1000 Berggorillas sind heute weltweit noch zu finden. Gut 600 leben rund um die Virunga-Vulkane im Grenzgebiet von Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Eine weitere Gruppe von gut 400 Gorillas streift durch den Bwindi-Regenwald im Südwesten Ugandas.
Dort wurden bislang 19 Gorilla-Familien habituiert, das heißt, sie wurden in einer zweijährigen Anpassungsphase an Menschen gewöhnt. Die Tickets für ihren Besuch sind weltweit heiß begehrt und kosten gewöhnlich an die 580 Euro. Doch jetzt in Coronazeiten ist die Nachfrage gering, sodass man zurzeit bereits für 330 Euro ein Ticket bekommt.
Berggorillas sind ständig unterweg
Ranger Miel drängt zum Aufbruch, denn die Berggorillas sind ständig unterwegs und könnten bald weiterziehen. Ziel ist die Mishaya-Gruppe, die von Trackern am frühen Morgen entdeckt wurde. Im Gänsemarsch, jeder einen Holzstock mit geschnitztem Gorillagriff in der Hand, geht es direkt ins Grün des Dschungels, der sich über den Wanderern wie das Meer über einem Taucher schließt.
Bald schon verliert sich der schmale Pfad im Nichts und es geht steil nach oben. Kein Weg, nur eine Gasse im Gewirr der Gräser, Büsche und Riesenkräuter, die von Rangern mit einer Sichel geschlagen wird. Das verschafft den Wanderern regelmäßig kurze Verschnaufpausen, bevor sich der Tross wieder durchs verschlungene Grün kämpft.
Vom Boss ist nur das ledrig-schwarze Gesicht zu sehen
Der Gorilla-Forscherin Dian Fossey muss es auf ihren Streifzügen ähnlich ergangen sein, wie man im Film „Gorillas im Nebel“ nachschauen kann. Plötzlich jedoch ist es so weit. Miel gibt flüsternd Anweisungen. Die Tracker und Träger müssen zurückbleiben. Schnell noch die Teleobjektive aufgeschraubt. Da ist sie, die Mishaya-Gruppe mit dem Silberrücken Tinfayo und zehn weiteren Familienmitgliedern.
Vom Boss ist nur das ledrig-schwarze Gesicht zu sehen. Er ist tief im Moos versunken und hangelt nach ein paar hellgrünen Blättern, die er dann in aller Seelenruhe verspeist. Seine zweibeinigen Verwandten, deren Genpool nur um knapp zwei Prozent abweicht, scheinen ihn nicht zu interessieren. Mehr als einen kurzen Blick aus tiefschwarzen Augen hat er für sie nicht übrig.
Da gibt sich Baby Karebi schon interessierter. Der Kleine hangelt sich einen Ast hinauf, der sich wie ein Flitzebogen biegt, sodass Karebi zu Boden purzelt. Dann lugt er aus dem Grün und trommelt sich mit den Fäusten auf seine Babybrust – der nächste Boss im Dschungel meldet seine Ansprüche an.
„Dieses Land ist ein einziger schöner Garten“
Stundenlang möchte man schauen, doch ein kühler Hauch zieht hier auf fast 2000 Meter Höhe durch den Regenwald, gefolgt von einer feuchten Dunstwolke. Die archaisch anmutenden Fellwesen lösen sich in einem weißen Schleier auf – Gorillas im Nebel, so wie sie Dian Fossey gesehen haben mag.
Doch die Berggorillas sind nicht die einzigen touristischen Juwelen, die Uganda zu bieten hat. „Dieses Land ist ein einziger schöner Garten – es ist die Perle Afrikas“, fand schon Winston Churchill. Zudem gehört Ugandas Klima zum angenehmsten der Welt. Die Äquatornähe bringt Sonne, die Hochlage Temperaturen, die bei 25 bis 28 Grad Celsius liegen. Häufig öffnet der Himmel seine Schleusen und kippt Wasser auf die tropisch-grüne Landschaft, sodass die Seen üppig gefüllt sind und jedes Fleckchen Erde aussieht, als hätte jemand einen Paradiesgarten anlegen wollen.
Info: Anreise
Ab Stuttgart bieten sich verschiedene Umsteigeverbindungen nach Entebbe in Uganda an. Zum Beispiel mit KLM, Ethiopian Airlines, Brussels Airlines oder mit Qatar Airways.
Veranstalter
Der Besuch der Berggorillas ist oft Teil einer Rundreise durch Uganda. Angeboten werden diese etwa vom Veranstalter Akwaba Afrika. Preisbeispiel: Privat geführt, 14 Tage inklusive Flug, Gorilla- und Schimpansenpermit, ab 4700 Euro. Preisbeispiel Venter Tours: 8 Tage Gruppenreise Uganda Deluxe, exklusive Flug, ab 4150 Euro.
Unterkunft
Persönlich geführte, stilvolle Lodge mit Blick auf den Lake Mutanda: Chameleon Hill Lodge, Doppelzimmer ab 410 Euro mit Vollpension. Superservice und direkt bei den Schimpansen in Kibale: Primate Lodge, DZ ab 200 Euro mit Halbpension. Freundlich mit tollem Blick auf den Victoriasee: Carpe Diem Guest House in Entebbe, DZ ab 160 Euro mit Frühstück, keine Homepage, Tel. +256 / 785 / 71 13 32.
Berggorillas
Ugandas Berggorillas sind in den beiden Nationalparks Mgahinga (eine an Menschen gewöhnte Gruppe) und Bwindi (19 an Menschen gewöhnte Gruppen) zu finden. Jede Gruppe darf pro Tag genau eine Stunde lang von maximal acht Gästen besucht werden. Die Genehmigungen kosten circa 580 Euro (in Coronazeiten sind sie billiger: 330 Euro). Circa 7 Euro pro Gorilla-Besuchserlaubnis und 20 Prozent der Parkgebühren gehen an Gemeinschaftsprojekte in den umliegenden Gemeinden.