Versöhnung? Tourismus-Staatssekretär Patrick Rapp (Mitte) stößt mit Michael Ruf an. Nationalpark-Geschäftsführerin Myriam Geiser (vorne links) applaudiert. Auch Landrat Rückert lächelt, während er das Sektglas abstellt. Foto: Lück

Der Tourismus-Tag auf der Reisemesse CMT. Traditioneller Termin für die Pressekonferenz von Freudenstadt-Tourismus. Gibt’s diesmal nicht. Dafür Maultaschen am "Näcker". Und einen neuen Trend: Freudenstadt setzt jetzt (auch) auf "Wetter-Touristen".

Stuttgart/Freudenstadt - Tourismustag der CMT. Weil die Pressekonferenz von Freudenstadt Tourismus ausfällt, wird das "Näcker-Erlebnis-Tal" von Jens Caspar recherchiert. Und wer steht am Stand des Neckar-Käpt’n-Besitzers und haben gerade die Maultaschen von Caspars "Herr Kächele" hinter sich? Carolin Moersch, stellvertretende Tourismusdirektorin Freudenstadt, Beate Gaiser (Dehoga, Hotel Adler) und Oliver Widmann (Gastronom, unter anderen Marktwirtschaft).

Beate Gaiser: "Das Geschäft und die Nachfrage ist da. Das große Problem: Uns fehlen die Fachkräfte. So fällt es vielen schwer, alle Zimmer im Hotel oder alle Tische in der Gastro zu belegen!"

Dehoga: Die Gäste suchen Abkühlung

Ist ja schon mal eine Erklärung, warum es keine PK gibt. Moersch: "Wir haben jede Menge Anfragen. Die durchschnittliche Übernachtungsdauer beträgt über drei Nächte."

Beate Gaiser: "Gerade im Sommer gibt es jetzt einen neuen Trend: Wir haben keine Klimatouristen, sondern Wetter-Touristen. Das sind Gäste, die suchen Abkühlung. Die schauen auf die Wetterkarte und schauen nicht – wo gibt es Sonne. Sondern Abkühlung und Regen. Die bleiben gleich wochenweise da!"

Freudenstadt ist "cool" – gerade bei Hitzewellen

Wo kommen die Wettertouristen her? Gaiser: "Man wird es kaum glauben – wo doch die Deutschen auf ihre Lieblingsinsel Mallorca fliegen – wir hatten letzten Sommer jede Menge Gäste aus Spanien da!" Oliver Widmann: "Die Wetterdaten zeigen: Bei uns in Freudenstadt ist es fünf bis sieben Grad kühler als in der Rheinebene!"

Carolin Moersch: "In Freudenstadt weht immer ein kühles Lüftchen. Durch unser kulturelles Angebot im Sommer und als einzige Stadt im Schwarzwald, die komplett vom kühlenden Wald umgeben ist, sind wir für diese Gäste das perfekte Sommerziel zur Abkühlung. Deshalb ist auch das Prädikat ›heilklimatischer Luftkurort‹ so wertvoll wie nie. Klar, dass wir in den heißen Südländern ganz bewusst Werbung in den sozialen Medien machen. Nach dem Motto: Sucht Ihr Abkühlung? Kommt nach Freudenstadt!"

Diese Werbung – sie funktioniert.

Gaiser: "Selbst jungen Spaniern ist es zu heiß!"

Dehoga-Kreischefin Beate Gaiser schmunzelt: "Ich erinnern mich an eine Gruppe spanischer Gäste. Die haben im letzten Sommer morgens bei uns aus dem Hotel ihre Verwandten in Spanien angerufen. Die klagten über 40 Grad Hitze. Ich fragte die Spanier: ›Ich dachte, Ihr seid das gewohnt?‹ Die jungen Männer – alle um die 20 – antworteten: ›Das ist auch uns zu heiß!‹"

Freudenstadts stellvertretende Tourismusdirektorin Moersch: "Für diese junge Zielgruppe sind natürlich unsere Sportangebote wie Mountain-Biking interessant. Wir werden deshalb in diesem Jahr das Netz der Strecken besser verknüpfen, um Anschlüsse zu den Nachbarn zu schaffen. Dazu werden wir eine E-Bike-Tour zwischen Baiersbronn, Freudenstadt und Loßburg schaffen – mit Highlights an der Strecke. Auch für die ältere Zielgruppe, die Abkühlung bei uns sucht."

Das Außenbecken im Pano-Bad ist die Playa

Beate Gaiser: "Jetzt zeigt sich, dass es richtig war, am Panoramabad auch ein Außenbad im Freien zu bauen. Noch ein Pluspunkt in Freudenstadt für alle, die sich abkühlen wollen."

Okay. Die Deutschen fliegen nach Malle, die Spanier auf Freudenstadt. Und nach der Maultasche am "Näcker" geht es an den Stand der Nationalpark-Region Schwarzwald.

Klar: Auch stellvertretende Tourismusdirektorin Moersch, Beate Gaiser und Oliver Widmann sind gespannt, was ihr Staatssekretär nach der Blitz-Abfertigung beim Eröffnungsrundgang durch Tourismus-Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) zu bieten hat.

Wie lange bleibt Staatssekretär nach "Blitz-Abfertigung" seiner Ministerin?

Patrick Rapp. Kommt fast pünktlich gegen 15.42 Uhr am Nationalpark-Stand an. Spricht erst mal intensiv mit Nationalpark-Aufsichtsrat Michael Ruf und Landrat Klaus Michael Rückert. Begrüßt alle am Stand per Handschlag, sagt: "Der Nationalpark ist das touristische Flaggschiff von Baden-Württemberg." Dann noch in Ruhe das Gruppenfoto – und nach zwölf Minuten war zumindest Rapps Charmeoffensive offenbar beim Nationalpark erfolgreich. Der Staatssekretär zum Schwarzwälder Boten: "Normalerweise sind nur drei Minuten pro Stand vom Protokoll vorgesehen."

Alles vorerst gut. Bis zu einer möglichen politischen Aufarbeitung über die "Blitz-Abfertigung" durch die Tourismus-Ministerin im Landtag, die offenbar schon überlegt wird, wie der Schwarzwälder Bote erfuhr.

Was hat eigentlich Freudenstadt vom Nationalpark?

Oliver Widmann: "Durch die ideale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr über die Regionalstadtbahn von Karlsruhe und vom heißen Stuttgarter Kessel braucht man nicht mal ein Auto!" Beate Gaiser: "Die stündlichen Busverbindungen zum Ruhestein werden von unseren Gästen gern genutzt. Das Auto kann stehen bleiben, der Parkplatz wird gespart."

Übrigens: Die Hoteliers und Gastronomen laufen sich schon warm für die Spanien-Gäste im nächsten heißen Sommer. Oliver Widmann: "Ich habe schon eine spanische Weinprobe mit Tapas gemacht!"