Die erste Woche verbringt die Sulgenerin beim Sprachunterricht im Freien. Foto: Reuter

Wenige Tage, nachdem sie noch zum Praktikum am Schwabo-Schreibtisch saß, ist Joana Reuter in Mexiko angekommen. Statt sich direkt mit den Meeresschildkröten zu tummeln, steht nun aber erst mal pauken an.

Schramberg - Buenos dias! Nach drei Flügen und mehr als 24 Stunden Reisezeit bin ich am Sonntagmorgen in Puerto Escondido gelandet. Ein kleiner Flughafen zwischen Palmen war das erste, das ich von der Stadt gesehen habe. Ich wurde dort abgeholt und zu der Unterkunft gefahren, in der ich die nächsten vier Wochen wohnen werde.

Schon auf dem Weg dorthin stieg meine Aufregung. Wie wird meine Zimmerpartnerin sein? Werde ich nette Leute kennenlernen? Wie wird das Projekt, wie der Unterricht? In meinem Kopf waren so viele Fragen.

Auf den Straßen alles möglich

Anfangs hatte ich tatsächlich ein bisschen Probleme, mich zurechtzufinden. Puerto Escondido ist in mehrere Gebiete aufgeteilt; Das Surf-Camp, in dem ich wohne, liegt zum Beispiel in "La Punta". Um in die verschiedenen Gebiete zu kommen, muss man ein Taxi nehmen oder mit einem sogenannten "Colectivo" fahren – kleinen Sammelbussen, die hinten offen sind. Innen ist zwar auf beiden Seiten eine Sitzbank, viele stehen aber auch einfach hinten drauf. Allgemein gibt es hier im Straßenverkehr nichts, was es nicht gibt. Zu viert auf dem Mofa oder zu zehnt im und auf dem Pick-up zu fahren, scheint völlig normal.

Klassenzimmer im Freien

Am Sonntag bin ich wegen dem Jetlag recht früh schlafen gegangen, tags darauf war dann mein erster richtiger Tag vor Ort. Es ging direkt los mit dem Spanischunterricht: In kleinen "Klassenräumen" im Freien haben wir uns zusammengefunden. Wir lernen dort in kleinen Gruppen, die auf die verschiedenen Spanischkenntnisse angepasst sind.

Spanisch ist nicht gleich Spanisch

In meiner Gruppe sind wir zu fünft, morgens haben wir zweieinhalb Stunden Grammatikunterricht und mittags ist bis 14 Uhr "Conversation Class", in der man sich eher praxisorientiert einfach noch mal ein bisschen auf Spanisch unterhält. Was mit gleich auffiel: Es gibt einige Unterschiede zwischen dem Spanisch, das man in Spanien spricht, und dem Spanisch hier. In Mexiko gibt es zu Beispiel kein "vosotros", also keine Ihr-Form. Und auch einige Wörter sind anders, "Brille" beispielsweise heißt in Spanien "gafas", hier nennt man sie "lentes".

Menschen freundlich und offen

In den ersten Tagen habe ich mich hier noch nicht zu hundert Prozent wohlgefühlt, aber langsam habe ich das Gefühl, anzukommen. Die Menschen sind sehr freundlich und offen und auch in meiner Unterkunft habe ich mich mittlerweile eingelebt. Das Surf-Camp liegt sehr nah am Strand, der einem abends einen wunderschönen Sonnenuntergang beschert.

Die Unterkunft ist überschaubar groß, wir haben eine Gemeinschaftsküche und eine gemütliche Sofa-Ecke, wo am Abend viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Man hört zwar viele Deutsche, aber auch Niederländer Kanadier und Mexikaner selbst wohnen hier für einige Zeit. Manche sind in Puerto Escondido, um zu surfen, andere zum Spanischlernen und wieder andere machen ein Freiwilligenprojekt – wie ich.

Große Kultur des Feierns

Ich stand am Montag das erste Mal auf einem Surfboard und es ist genau, wie ich es mir vorgestellt habe, die Sonne geht langsam unter und du paddelst auf deinem Surfbrett der Sonne entgegen. Abends hört man auf den Straßen überall Musik, viele Livebands spielen und die Straßen sind belebt.

Die Mexikaner feiern sehr gerne, was man unter anderem daran erkennt, dass viele traditionelle Feste groß gefeiert werden. Am ersten und zweiten November war in Mexiko der "Dia de los muertos", auch dieses Fest wird mit viel Freude und Musik begangen. Die Menschen hier glauben daran, dass an diesen beiden Tagen verstorbene Familienmitglieder und Freunde "zu Besuch kommen". Es ist eine wunderschöne Erfahrung, den mexikanischen Lebensstil mitzuerleben und diese Kultur kennenzulernen.

Jetzt geht es zu den Tierchen

Morgen ist Freitag und somit schon mein letzter Tag in der Sprachschule. Ich bin etwas traurig darüber, weil ich mich gerade an den Alltag gewöhnt habe, aber ich freue mich natürlich, ab Montag bei den Schildkröten zu sein. Ich bin gespannt, was ich hier noch alles erleben darf, und freue mich auf die kommenden Wochen. Ich bin dem dunklen November entflohen und verbringe ihn nun in der Sonne unter Palmen – das ist doch was.

Info: Die Serie

Die Sulgenerin Joana Reuter nimmt derzeit in Puerto Escondido im Süden Mexikos an einem vierwöchigen Hilfsprojekt mit dem Fokus auf Meeresschildkröten teil. Die Schwabo-Leser möchte die 18-Jährige an ihrer spannenden Reise gerne teilhaben lassen: In einer losen Serie wird sie regelmäßig von ihrer Zeit in Mexiko, von Land, Projekt und Leuten berichten.