Nun fällt es zum dritten Mal in Folge aus: das Reinerzauer Riesfest, das für 4. September geplant war.
Alpirsbach-Reinerzau - Zweimal war die Pandemie der Grund für die Absage, nun ist es die Trockenheit der vergangenen Wochen. Diese hat das Reinerzauer Riesteam und die Dorfgemeinschaft dazu gezwungen, das Fest, das sie regelmäßig einmal jährlich veranstalten, auch diesmal abzusagen, so Reinerzaus Ortsvorsteher Thomas Gutmann. Denn für das Riesen der Stämme wird Wasser gebraucht – und das nicht zu knapp.
50 000 bis 60 000 Liter sind notwendig
Im Gegensatz zu früher, als die Holzstämme nach dem Fällen im Wald im vollen Saft ins Tal geriest worden sind, werden laut Gutmann beim Schauriesen schon länger gelagerte Stämme verwendet. Die sind also trocken und gleiten nicht gut. Deshalb muss der Rieskanal mit Wasser befeuchtet werden, damit die Stämme ihre Fahrt ins Tal antreten können.
"Man braucht da schon 50 000 bis 60 000 Liter Wasser", schätzt Gutmann. Das wäre unterhalb der Talsperre aus der Kleinen Kinzig entnommen und mit einer Pumpe zum Rieskanal befördert worden. Doch da das Landratsamt jegliche Entnahme aus Gewässern untersagt habe, haben Riesteam und Dorfgemeinschaft in Absprache mit der Behörde selbst die Reißleine gezogen.
Die Absage sei auch aus Gründen der Fürsorge erfolgt. Denn das Wasser, mit dem die Holzriese befeuchtet worden wäre, wäre einfach im trockenen Waldboden versickert, erklärt Gutmann. Die Dorfgemeinschaft wolle im Hinblick auf die Wasserknappheit zudem kein schlechtes Beispiel geben. Das sei auch ein Stück weit Solidarität mit den Gebieten, wo es mit dem Wasser schlechter aussieht. Und auch der für die nächsten Tage angesagte Regen könne die fehlenden Niederschläge der vergangenen Wochen nicht ausgleichen, ist Gutmann überzeugt.
Auch Waldbrandgefahr fließt in Entscheidung ein
Zur Wasserknappheit komme die Waldbrandgefahr. Auch die ist in die Entscheidung zur Absage mit eingeflossen. "Wir rechnen in der Regel mit rund 1000 Besuchern", stellt Gutmann fest. Da bestehe schon die Gefahr, dass einer mit einer brennenden Zigarette im Wald unterwegs sei oder eine Glasflasche liegenbleibe. Die Dorfgemeinschaft und das Riesteam kämen mit der Absage auch einer Vorbildfunktion nach. Denn Großveranstaltungen seien in Zeiten der Trockenheit in den Städten und Ortszentren besser aufgehoben.
Die Holzriese in Reinerzau wird von ehrenamtlichen Helfern unterhalten. Zum Riesteam gehören laut Gutmann Menschen, deren Vorfahren mit dem Riesen zu tun gehabt haben. Das Riesteam wolle diese Tradition weitertragen und der Bevölkerung zugänglich machen. Das Team übe vor dem Riesfest zwei bis drei Mal. Denn das Riesen sei eine schwere und gefährliche Arbeit gewesen. So wie einst ihre Vorfahren gehen die Rieser auch heute noch ans Werk. Mit Spitzhacken werden die Stämme in den Riesmund am oberen Einlauf der Riese befördert. Dafür seien 15 bis 20 Mann am Stamm erforderlich, sagt Gutmann. "Das bedarf einer gewissen Technik und Teamarbeit." Geübt hat das Team in diesem Jahr bereits.
Nach dem Riesen der Stämme ins Tal wurden diese in früheren Tagen in einer Spannstadt zu Flößen zusammengebunden, die auf die Reise auf die Kinzig gingen und von dort weiter teilweise bis nach Holland transportiert wurden, hat es Gutmann schriftlich zusammengefasst. Zum Zusammenbinden der Flöße wurden Wieden verwendet, die in einem Wiedenofen erwärmt und anschließend gedreht werden.
Fester Bestandteil beim Riesfest sind deshalb auch der Floßbau, den die Wolfacher Kinzigflößer präsentieren, und das Fertigen der Wieden, das die Schiltacher Flößer übernehmen. So fällt auch für sie diesmal ein fester Termin im Kalender weg. Nun hoffen alle Akteure, dass es im nächsten Jahr wieder ein Riesfest in Reinerzau geben wird.
Spaziergang als Alternative
Als Alternative zum Riesfest kann die Holzriese bei einem gemütlichen Spaziergang jederzeit besichtigt werden. Sie liegt am Reinerzauer Wasserpfad. Dieser startet am Wanderparkplatz im oberen Dörfle in Reinerzau. Die Baumstämme, die beim Riesfest über die alte Holzriese ins Tal der Kleinen Kinzig donnern, lagern entlang des Wasserpfads.