Blättern in der Vergangenheit: Das gute alte Fotoalbum Foto: Hänssler

Ich habe Großputz in meiner Digitalkamera gemacht und am PC ein Fotobuch zusammengestellt.

Neulich habe ich "Großputz" in meiner Digitalkamera gemacht, alle Schneefotos aus diesem Winter heruntergeladen und sie am Computer zu einem Fotobuch zusammengestellt. Während ich da so vor dem Bildschirm saß, klickte, Fotos drehte, hochkant stellte, bestätigte und nach und nach die Seiten zusammenstellte, gingen meine Gedanken mit mir auf Erinnerungstour. Zurück in die Kindheit. Sonntagnachmittage am Wohnzimmertisch.

Es war die unangefochtene Aufgabe meines Vaters, das Familien-Fotoalbum zu führen. Bei jedem Ausflug, in jedem Urlaub sammelte er Eintrittstickets, Restaurantrechnungen, Fahrkarten, Prospekte. Und wo der Blitzwürfel nicht stark genug oder fotografieren verboten war, kaufte er eine Postkarte. In einer großen Schachtel sammelte er all die Mitbringsel und die Fotos. Am Anfang waren sie noch schwarz-weiß, teils mit ziselierten Rand, später wurde dann auf Farbe und größeres Format umgestellt. Ein paar Jahre später von glänzend auf matt.

Es waren schöne Sonntagnachmittage mit meinem Vater. Das ledergebundene Fotoalbum mit transparenten Blättern dazwischen, die das Zusammenkleben der Fotos verhindern sollten, faszinierte mich. Mein Vater ordnete Fotos samt gesammeltem Beiwerk und stellte die Seiten zusammen. Mit weißem Stift und in Sonntagsschrift schrieb er auf die schwarzen Albumseiten - nicht nur das Datum und die Namen der Sehenswürdigkeiten und Personen. Er ließ Zeilen aus Gedichten einfließen, gab Infos zur besichtigten Stadt und schrieb beim Skiurlaub sogar die Schneehöhen dazu. Mir hatte er bei dieser Arbeit eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe übertragen: Ich durfte die Bilder mit Fotoecken aufs Einkleben vorbereiten. Eine fitzelige Arbeit. Die durchsichtigen Plastikecken mit selbstklebender Rückseite machten ihrem Namen alle Ehre, blieben - kaum hatte ich sie vorsichtig aus ihrer Box gezogen - an meinen Fingerkuppen kleben. Und sobald ich die vierte über die letzte Ecke des Fotos geschoben hatte, machte sich eine der anderen wieder selbstständig.

Ich hatte alle Hände voll zu tun, mit meinem Vater Schritt zu halten und ihn mit Fotos zu versorgen. Er war viel schneller beim Einkleben und Beschriften der Seiten. Schade, dass man beim Erstellen von heutigen Fotobüchern allein ist.