Drehbuchautor und Regisseur Armin Schnürle bearbeitet sein Werk am liebsten nachts. Er ist Macher unter anderem der Filmreihe Mordkommission Calw.
„Nachts wenn alles schläft“ – dieses Lied hätte Howard Carpendale auch über Armin Schnürle singen können. Zu diesen Zeiten sitzt der Macher der Filme von Mania Pictures gerade wieder am Schneidetisch und stellt die neueste „Mordkommission Calw“ unter dem Titel „Nemesis“ fertig. Die Premiere ist am 16. August beim Calwer Sommerkino in Hirsau.
Schnürle ist Dreh- und Angelpunkt von Mania Pictures. Er schreibt die Drehbücher, führt Regie. Und schneidet die Filme. Das ist eine seiner liebsten Tätigkeiten – nachts ungestört sein Werk zu bearbeiten.
Kino war im pietistischen Elternhaus tabu
Schnürle ist ein Filmfreak von Kindesbeinen an. Dabei war Kino weitgehend tabu im pietistischen Elternhaus. Es hat lange gedauert, bis Armin mit seiner zehn Jahre älteren Schwester mal ins Kino durfte.
Die Enttäuschung war zunächst groß, als der angekündigte Film „Der letzte Countdown“ nicht lief. Stattdessen wurde ein grausliger Horror-Streifen gezeigt – ein Genre, das Schnürle bis heute begeistert.
So nach und nach ließen die elterlichen Restriktionen nach. Mit 15 saß Schnürle mit Kumpel Jean-Claude Fink stundenlang vor dem Videorekorder. Sie zogen sich einen Film nach dem anderen rein. Schon wenig später begann der heute 54-jährige Bankkaufmann selbst zu filmen. Der Freund seines Vaters besaß eine Videokamera. Das erste Werk war eine 1:1-Kopie des Horror-Klassikers „Halloween“ unter dem Titel „Bogy Man“. Schüler des Hermann-Hesse-Gymnasiums sahen den Streifen im Chemiesaal und bezahlten dafür 50 Pfennig Eintritt.
Im Rückblick war das für Schnürle „fürchterlich schlecht“. Auch bei seinem „Manta“-Film, der vor ausverkauftem Haus lief, treibt es dem Calwer Filmemacher heute die Schamesröte ins Gesicht.
Immerhin hatte er das Kultauto der 70er-Jahre zum Thema gemacht, noch bevor der Kassenschlager „Manta Manta“ in die Kinos kam. 1993 wurde dann Mania Pictures gegründet. „Tastenwahn“, ein Pubertätsdrama, hatte in der Aula Premiere. „Ich habe schnell gemerkt: Das war nicht mein Ding“, sagt Schnürle.
Erfolgsserie „Mordkommission Calw“
Es folgte der Thriller „Body Count“, der ihn viel Geld gekostet hat. Dann kam „Fallen Angels“, eine apokalyptische Geschichte, die in New York, London, Paris, Spanien und Calw gedreht wurde.
„Nicht schlecht“, so die Resonanz des Publikums, „aber warum macht ihr so was nicht ausschließlich in Calw“. Das war die Initialzündung für die Reihe „Tatort Calw“, die dann umbenannt wurde, weil die ARD ihr Veto einlegte. Das tat der Erfolgsserie, die jetzt als „Mordkommission Calw“ läuft, keinen Abbruch.
Finanziell tragen sich die Projekte durch gut besuchte Premieren, die Aufführungen in den Kinos der Region und die Werbespots, die Mania Pictures für das örtliche Gewerbe dreht.
Das reicht dann noch für Gagen, um bekannte Schauspieler zu engagieren. In „Nemesis“ spielt Hartmut Volle („Rentnercops“) wieder den Polizeichef. Schnürle hat auch schon mal daran gedacht, aufzuhören. Das war, als seine Tochter in Italien 2019 verunglückte. „Wir wussten nicht, ob sie das überlebt. Lange lag sie im Koma“, erzählt er. Heute sitzt die 21-Jährige im Rollstuhl und verständigt sich mit ihrer Umwelt über die Computertastatur.
Sie verfolgt die Filmerei des Vaters und spielt in „Nemesis“ eine kleine Rolle. „Das Leben mit Julia hat sich eingespielt“, sagt Schnürle. Im September wollen sich die beiden einen Traum erfüllen und fliegen nach New York.
Sicherheit ist Schnürle wichtig
Schnürle hat mit einem bekannten Kollegen eine Gemeinsamkeit. Auch der in Calw geborene Regisseur Ed Herzog, der durch die Verfilmungen der Rita Falk-Krimis wie zum Beispiel „Rehragout-Rendezvous“ oder „Dampfnudelblues“, bekannt wurde, stammte aus einem pietistischen Elternhaus. Er durfte nur am 1. Mai ins Kino. Mit Herzog, ein Bewunderer von Mania Pictures, steht Schnürle in Kontakt. Das Filmen zum Beruf zu machen, kam für ihn freilich nie in Frage. Er habe bei der Sparkasse Pforzheim Calw einen „tollen, flexiblen Job.“ Um hauptberuflich Filme zu machen, dazu habe ihm das Selbstvertrauen gefehlt. Sicherheit sei ihm wichtig. Dennoch bekennt er: „Mania Pictures ist die Konstante meines Lebens.“