Die Teilnehmer müssen die Figuren und deren Position ertasten. Foto: Neumann

Das Regionalturnier des Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund geht in Mühlenbach in die achte Auflage. Für den Organisator Gert Schulz ist der Wettbewerb "wie ein Familientreffen", erklärt er auf Nachfrage unserer Redaktion.

Mühlenbach - 21 Schachspieler treffen sich von Sonntag, 30. Oktober, bis Samstag, 5. November, in Mühlenbach, um gegeneinander anzutreten. Die Besonderheit: Die meisten von ihnen sind blind oder sehbehindert.

Organisiert wird der Wettbewerb vom Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund, der bereits zum achten Mal das Regionalturnier in Mühlenbach veranstaltet. Seit 2008 ist der Austragungsort das Schwarzwaldhotel "Roter Bühl" – für Gert Schulz, Organisator des Turniers, bieten sich dort perfekte Voraussetzungen. "Die Atmosphäre dort ist einfach genial", freut er sich auf Nachfrage unserer Redaktion. So sei das Hotel übersichtlich aufgebaut, wodurch sich die Teilnehmer dort gut orientieren können. "Zudem ist das Schwarzwaldhotel sehr abgelegen. So können die Teilnehmer auch problemlos spazieren, ohne beispielsweise ein gefährliche Straße überqueren zu müssen", erklärt Schulz.

Gespielt wird nach dem "Schweizer System". So werden die ersten Begegnungen gelost, danach spielt der Erstplatzierte gegen den Zweitplatzierten, der Dritte gegen den Vierten und so weiter. Auch insgesamt drei sehende Spieler werden antreten – alle haben jedoch laut Schulz einen Bezug zum Blindenschach. So sei beispielsweise der Vater vom Schiedsrichter Dieter Lang blind gewesen – dadurch habe er eine enge Bindung zum Blindenschach.

Sehende treten auch gegen Blinde an – Schulz sieht darin jedoch keine Ungleichheit: "Für mich ist Schach der inklusivste Sport überhaupt. Egal, welche Behinderung ein Schachspieler hat, er kann mit einer Assistenz am ›ganz normalen‹ Schachbetrieb teilnehmen". Denn wenn von beiden Spielpartnern mindestens einer so schlecht sieht – weniger als zehn Prozent Sehvermögen –, dass er die Spielberechtigung für das Blinden- und Sehbehindertenschach hat, dann gelten die im Regelwerk des Weltschachverbands verankerten Regeln für das sogenannte Zweibrettspiel, das auch bei der kommenden Veranstaltung gespielt wird: So erhalten beide Spielpartner ihr eigenes Schachbrett, auf dem auch die Züge des Gegners ausgeführt werden müssen.

Schachuhren haben sich weiterentwickelt

Dabei könne man die verschiedenen Figuren anhand der unterschiedlichen Form erkennen. So haben die schwarzen Figuren im Vergleich zu den weißen Figuren einen taktil fühlbaren Metallstift und auch die schwarzen Felder sind im Gegensatz zu den Weißen erhöht, damit der Spieler die Felder unterscheiden kann. Das Spielbrett des sehbehinderten Spieler ist zudem ein Steckschachspiel, damit die Figuren beim Ertasten der Stellung nicht umfallen. Wird ein Zug gespielt, dann wird dieser angesagt, der Gegner führt den Zug auf dem eigenen Brett ebenfalls aus und die Stellungen sind wieder identisch.

Früher habe es noch mechanische Schachuhren gegeben, die kein Uhrenglas hatten, sodass die Stellung der Zeiger gefühlt werden konnte. "Bei den mittlerweile verwendeten elektronischen Schachuhren gibt es Spezialanfertigungen, bei denen mittels Ohrstöpsel die jeweilige Zeit nach Knopfdruck ›direkt ins Ohr‹ gesprochen wird", berichtet Schulz. Mechanische Uhren seien kaum noch in Benutzung, da es nur mit elektronischen Uhren möglich sei, Spieler für jeden ausgeführten Zug eine Zeitgutschrift zu geben.

Schulz wird selbst auch antreten und freut sich bereits auf den kommenden Wettkampf: "Dieses Turnier ist auch unser ›Familientreffen‹, es geht nicht nur um Schach sondern auch um die Geselligkeit." Die Siegerehrung wird am 5. November, um 18.30 Uhr im Schwarzwaldhotel gefeiert. Geehrt werden laut Schulz die drei besten Gesamtspieler, die beiden Spieler, die sich aus der nach Spielstärke sortierten Startrangliste in der Endtabelle am meisten verbessert haben und für die "beste Dame".

Der Verband

Der Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Schachbund (DBSB) wurde im Jahr 1951 gegründet, hat seinen Sitz in Heidelberg und zählt heute rund 160 Mitglieder. Er ist Mitglied im Deutschen Schachbund und hat dort den Status eines Landesverbands. Die stärksten Spieler vom DBSB nehmen an Welt- und Europameisterschaften der "International Braille Chess Association" (IBCA) teil.