Pedro Almeida Morais und die TSG Balingen mussten sich beim FC Gießen trotz einer 1:0-Halbzeitführung am Ende noch mit 1:3 geschlagen geben. Foto: Eibner

Trotz einer 1:0-Führung zur Halbzeit standen die Fußballer der TSG Balingen in der Regionalliga Südwest im Gastspiel beim FC Gießen am Ende mit leeren Händen da. Denn die Hessen drehten den Rückstand noch in einen 3:1-Erfolg.

Julian Hauser, der Torwart der TSG Balingen, lehnte enttäuscht an der Bande hinter der Trainerbank im Gießener Waldstadion. Da kamen sogar zwei Anhänger des Gegners von der VIP-Tribüne zu ihm hinunter und versuchten, ihn aufzubauen.

Was Hauser so sprachlos machte, war die Art und Weise, wie die TSG die 1:0-Führung beim FC Gießen zur Halbzeit aus der Hand gegeben hatte und am Ende mit 1:3 als Verlierer vom Platz ging. "Eigentlich ist das ein Messer ins Herz rein", zog er einen martialischen Vergleich. "Du hast alle Karten für dich und gehst dann ohne Spannung auf den Platz. In der zweiten Halbzeit waren wir überhaupt nicht da, weder spielerisch, noch körperlich oder vom Kopf her."

Warum das so war? "Wenn du lange fährst, hast du in der ersten Halbzeit Schwierigkeiten, reinzukommen. Aber spätestens in der zweiten Hälfte solltest du da sein. Bei uns war das irgendwie andersrum", rätselte der 31-Jährige. Mit einem Sieg hätten die Eyachstädter den Sprung über den Strich geschafft und wären auf einem Platz gestanden, der zum sicheren Klassenerhalt berechtigt. Stattdessen mussten sie den Gegner in der Tabelle an sich vorbeiziehen lassen und nun steht aktuell der 16. Platz.

Versäumt hatten es die Balinger damit auch, nach dem 3:2-Heimsieg gegen den VfR Aalen eine Woche zuvor nachzulegen. TSG-Trainer Martin Braun hatte dreimal umgestellt: Wie angekündigt fehlten Aron Vivendi und Leander Vochatzer verletzt, zudem stand Lukas Foelsch nicht im Aufgebot. Auf dem Rasen befanden sich dafür Ivan Cabraja (auf der Sechser-Position als Ersatz für Foelsch) sowie Kaan Akkaya und Pedro Almeida Morais, die das Offensivspiel ankurbeln sollten. Bei den Mittelhessen fehlte mit Torwart Frederic Löhe einer der wichtigsten Akteure, für ihn kam Vladan Grbovic zu seinem Regionalliga-Debüt.

Den ersten Warnschuss gaben vor den 450 Zuschauern die Gießener ab: Einen Schuss von Dennis Owusu von der Strafraumkante lenkte Hauser zur Ecke (10.). Sieben Minuten später erzielte die TSG die 1:0-Führung, die sich nicht direkt angedeutet hatte: Nach einer Ecke von Akkaya rutschte der Ball an Freund und Feind vorbei zu Simon Klostermann, der den Ball aus sieben Metern ins linke Eck schob.

Der Gastgeber wollte natürlich den schnellen Ausgleich. Aber nach einem Freistoß drosch Nikola Trkulja den Ball aber freistehend drüber (25.). Ein Distanzschuss von Nikita Marusenko geriet darüber hinaus zu unplatziert – Hauser hatte damit keine Mühe (43.).

Auf der Gegenseite hatten die Balinger die ganz große Chance, auf einen Zwei-Tore-Vorsprung zu erhöhen. Almeida Morais war von Jan Ferdinand glänzend freigespielt worden, brachte den Ball aber nicht am Torwart vorbei, der mit den Fäusten abwehrte (43.). "Wir waren richtig gut, da war Gießen nicht mal ein bisschen auf dem Platz", fasste Hauser die ersten 45 Minuten zusammen.

Normalerweise dauert eine Halbzeit ja eine Viertelstunde. Die Balinger schienen sich jedoch gleich eine halbstündige Auszeit genommen zu haben. Anders war es nicht zu erklären, dass dem FCG, kaum dass der zweite Spielabschnitt begonnen hatte, gleich ein Doppelschlag gelang – an beiden Treffern waren eingewechselte Spieler beteiligt. Erst schlug der neue Mann Kristian Gandermann einen Ball in die Mitte und Donny Bogicevic köpfte den Ball zum ins linke obere Eck (48.). "Ich bin dran an dem Ball. An einem sehr guten Tag kann ich ihn kratzen, obwohl das dann schon ein sehr hohes Niveau ist", beurteilte Hauser selbst den Gegentreffer.

Dann durfte Dennis Owusu den Ball seelenruhig an der Strafraumgrenze entlang spielen, und der eingewechselte Giuseppe Burgio setzte das Leder zur 2:1-Führung in die Maschen (49.).

Erst nach einer Stunde fing sich die TSG wieder einigermaßen. Einmal noch hätte das Spiel eine erneute Wendung nehmen können. Einen satten Schuss von Lukas Ramser lenkte Gießenes Keeper Grbovic aber noch um den Pfosten (75.).

Umgekehrt sorgte ein Schuss von FC-Kapitän Trkulja flach links unten zum 3:1-Endstand (81.) für die endgültige Entscheidung zugunsten der Hausherren.