Ins Plänestudium vertieft: Tobias Bernecker, Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, und Dennis Mühleisen, zuständig für deren Eisenbahnstrecken, auf dem Mössinger Bahnhof Foto: Kistner

Modul 1 des Projekts Regional-Stadtbahn Neckar-Alb – Ammer- und Ermstalbahn – nähert sich dem Ende, die Vorplanung für Ausbau und Elektrifizierung der Zollernbahn ist in Arbeit.

Zollernalbkreis - Bis Ende 2023 soll sie laut Tobias Bernecker, dem Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn Neckar-Alb, abgeschlossen sein; dann folgen die Entwurfsplanung und das Planfeststellungsverfahren – letzteres gestückelt; es werden nicht alle Streckenabschnitte gleichzeitig an die Reihe kommen, wie auch nicht alle Streckenabschnitte gleichzeitig ausgebaut werden können, wenn nicht der ganze Bahnverkehr lahmgelegt werden soll. Terminansagen verbieten sich für Bernecker und Dennis Mühleisen, der seit April für die Eisenbahnstrecken der Regional-Stadtbahn Neckar-Alb verantwortlich zeichnet, denn es gibt jede Menge Unwägbarkeiten. Wenn die Bauarbeiten Ende der 2020er Jahre beginnen würden, lägen sie immer noch nicht außerhalb des Zeitrahmens.

Das Projekt ist extrem aufwendig; Tobias Bernecker veranschlagt die Kosten mit einer halben Milliarde Euro. Die Oberbauten der Bahndämme müssen "durchgearbeitet", Schienen, Schwellen und Schotter zum größten Teil ausgetauscht werden. Die Leit- und Sicherungstechnik wird komplett erneuert, desgleichen die Stellwerktechnik, die partiell museal erscheint: In Mössingen und Dusslingen hat die gute alte Mechanik die Zeiten überdauert; Hechingen und Balingen verfügen über Drucktastenstellwerke – die Zukunft ist, natürlich, digital. Ein weiteres Thema ist die Entwässerung, und natürlich werden etliche Brücken erneuert werden müssen, besonders dort, wo ein neues Gleis hinzukommt.

62 Kilometer von Ebingen bis Tübingen

Das ist an mehreren Stellen der Fall. Die Zollernbahn wird nicht auf voller Länge der Regional-Stadtbahn – 62 Kilometer von Tübingen bis Ebingen – zweigleisig ausgebaut, aber immerhin von Tübingen bis Mössingen. Dahinter werden weitere bisher eingleisige Abschnitte für den Begegnungsverkehr ausgebaut, nämlich in Bodelshausen, in Frommern und zwischen Bisingen und Engstlatt – und zwar prinzipiell so, dass zwei Züge gleichzeitig in die Begegnungsbereiche einfahren können. Dass gegebenenfalls ein Zug auf einen entgegenkommenden warten muss, wird sich also auch in Zukunft nicht vermeiden lassen, weil dafür durchgängige Zweigleisigkeit erforderlich wäre – aber die Wartezeiten sollen merklich kürzer werden.

21 Zentimeter höher

Auch in den Bahnhöfen wird viel passieren. Zwar bleiben die als "Angsträume" verschrieenen Unterführungen wohl größtenteils erhalten, weil Überführungen den neuen Oberleitungen allzu nahe kommen könnten, aber sie sollen freundlicher gestaltet und mit LED-Technik aufgehellt werden. Besonders wichtig: Barrierefreiheit ist ein Muss, und deshalb erhalten die sogenannten Knotenbahnhöfe verschieden hohe Bahnsteige: Für die im Halbstundentakt verkehrenden Stadtbahnzüge tun es wie bisher 55 Zentimeter, aber der Metropolexpress, der einmal in der Stunde fährt und nicht in Tübingen endet, sondern über die Filder und den Flughafen Echterdingen nach Stuttgart fährt, braucht 76 Zentimeter. Das bedeutet, dass in Ebingen, Balingen, Bisingen, Hechingen und Mössingen der halbe Bahnsteig um 21 Zentimeter angehoben wird – eine Rampe verbindet die beiden Bahnsteighälften miteinander.

Zug fährt durch den Wartesaal

In Tübingen wird es mit einer hälftigen Anhebung der Bahnsteige nicht sein Bewenden haben – dieser Bahnhof wird seine Kapazitäten merklich erweitern müssen; ob dafür zwei weitere Bahnsteigkanten geschaffen werden oder zwei Züge auf einem Gleis halten, ist derzeit noch offen. Ein Fall für sich ist der Ebinger Bahnhof, genauer: das Bahnhofsgebäude. Hier müssen Talgangbahn und Zollernbahn miteinander verknüpft werden; das kann entweder in der Nähe der Karlsbrücke geschehen – oder aber dort, wo heute der Zug hält. Die S1 würde in diesem Fall mitten durch den heutigen Wartesaal fahren. Nach dem Abriss.

Vieles muss also noch geklärt werden – doch eines steht fest: Selbst wenn – etwa beim Mastenstellen – nachts gearbeitet, wird um den Bahnbetrieb so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, wird es nicht ohne Behinderungen, Verspätungen und gelegentlich auch Vollsperrungen abgehen. Wer sich also momentan über verspätete, ausbleibende, überfüllte Züge und über Schienenersatzverkehr ärgert, dem sei gesagt: Es kann noch viel schlimmer kommen.