Die meisten Pisten im Südwesten sind derzeit eher grün statt weiß. Foto: dpa

Winter zieht sich in hohe Berge zurück. Durch Klimawandel wird Schneegrenze um 300 Meter steigen.

Oberndorf - Von wegen Ski und Rodel gut. Die meisten Pisten im Südwesten sind derzeit eher grün statt weiß. Nach einer OECD-Studie wird das auch in den kommenden Wintern so bleiben. Auf der Alb und im Schwarzwald sieht man’s gelassen.

Es war eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung, die den (Schnee-)Ball ins Rollen brachte. In der Antwort des Bundesumweltministeriums steckt vor allem Brisanz für die süddeutschen Mittelgebirge: Es sei "sehr wahrscheinlich", dass die Wintersportsaison sich deutlich verkürzen oder in höhere Lagen verschieben werde, prophezeien die Fachleute in Berlin und verweisen auf eine OECD-Studie, die bereits aus dem Jahr 2007 stammt. Dabei wird in Anbetracht des Klimawandels in einem Szenario durchgespielt, was eine Temperaturerhöhung von zwei Grad für die Skigebiete bedeuten würde. Ergebnis: Die Anzahl der Tage mit einer Schneehöhe von mindestens 30 Zentimetern werde in den meisten Gebieten stark zurückgehen. Das gelte auch für bislang eigentlich schneesichere Gegenden wie das Allgäu und Oberbayern.

Weit stärker betroffen wären von dem prognostizierten Anstieg der Schneesicherheit um 300 Meter die Schwäbische Alb und der Schwarzwald. Auf dem 1493 Meter hohen Feldberg konnte man sich zwar auch in den vergangenen Jahren auf die weiße Pracht verlassen – 2012 kam man hier immerhin auf 120 Skitage. In niedrigeren Regionen war Wintersport indes nur noch sporadisch möglich.

Atmosphäre muss stimmen

Auf dem gut 900 Meter hoch gelegenen Ruhestein an der Schwarzwaldhochstraße sieht man der angekündigten Schneearmut gleichwohl gelassen entgegen. "Vorbereiten? Wie soll man sich darauf denn vorbereiten? Entweder es schneit, oder es schneit nicht", meint Liftbetreiber Josef Trayer. 23 Lifttage kamen in der laufenden Saison bislang zusammen. Noch etwas wenig, aber Trayer setzt darauf, dass der Winter noch eine Schippe drauflegt. Im Schnitt läuft sein Skilift 50 bis 70 Tage in der Saison. Eine Tendenz nach unten stellt Trayer nicht fest. "Das kann ich nicht bestätigen. Das ist doch Miesmacherei."

Auch auf der Alb zuckt man mit den Schultern. "Trockene Perioden ohne Schnee hatten wir immer mal wieder", sagt Raimund Kiauka, stellvertretender Vorsitzender sowie Lift- und Gerätewart beim Ski-Klub Onstmettingen. "Aber in diesem Jahr fehlt uns zudem auch noch ganz extrem die Kälte." Dem Thema "Schneemacherei" stehe der Ski-Klub deshalb kritisch gegenüber, betont Kiauka, "denn wenn es zu warm ist, könnten wir ohnehin keinen Schnee machen." Außerdem: Schnee aus der Kanone sei nicht interessant für den Breitensport, "wenn es rechts und links davon grün ist" – dann stimme die Atmosphäre, die der Wintersportler wolle, nicht mehr.

Der Wärmeeinbruch in den Weihnachtsferien hat auch Heinz Gossenberger das Geschäft vermiest. Er betreibt den Skilift in Simmersfeld im Nordschwarzwald. Aber allein zwei "tolle Wochenenden" im Januar mit massenhaft Schnee hätten ihn teilweise entschädigt. Und sowieso: Er muss von den Einnahmen nicht leben, "sonst hätte ich Existenzangst und könnte nachts nicht mehr schlafen".

Alternativen im Blick

Die Nachrichten von bevorstehenden schneearmen Zeiten lassen derweil Tourismusmanager im Südwesten über Alternativen nachdenken. "Die Studie hat sicherlich einen wahren Kern", sagt Julian Schmitz, Geschäftsführer der Ferienland im Schwarzwald GmbH, die sich um die Vermarktung der Orte Schonach, Schönwald, Furtwangen, St. Georgen und Unterkirnach im Schwarzwald-Baar-Kreis kümmert. "Wir sehen, dass die Winter unzuverlässiger werden. Das muss uns dazu bringen, Alternativen zu suchen." Dies müsse allerdings nicht heute oder morgen geschehen. Schmitz geht davon aus, dass dafür noch zehn bis 15 Jahre Zeit bleiben. Es bringe aber nichts, Mountainbike-Touren im Januar anzubieten, wenn der Urlauber das nicht annehme. Hauptmotiv für den Wintertourismus sei nach wie vor das Erleben der Natur im Schnee.

Für Skiliftbetreiber sei es bitter, wenn die Schneefallgrenze dauerhaft steige. Es gehe aber auch um Veranstaltungen wie den Weltcup in Schonach, der dieses Jahr wegen Schneemangels verschoben werden musste. Solche Veranstaltungen seien ein Wirtschaftsfaktor, der nicht zu unterschätzen sei, sagt Schmitz.