Beim Weihnachtsmarkt in Freudenstadt werden dieses Jahr an zwei Eingängen Barrieren stehen, die verkleidet werden. Foto: Fritsch

Polizei und Städte im Südwesten geben sich gelassen. Vorfälle nicht auszuschließen, doch keine konkreten Drohungen.

Region - In dieser Woche eröffnen zahlreiche Weihnachtsmärkte in  Baden-Württemberg. Trotz  abstrakter Gefährdungslage gebe es keinen Grund zur Panik, heißt es. Städte und Polizeipräsidien greifen auf bewährte Sicherheitskonzepte zurück: Zufahrtsstraßen werden auf allen Märkten verstärkt beobachtet und Hindernisse aufgestellt.

Ein Überblick:

Kreis Calw
Skeptisch sieht Nagolds Ordnungsamtsleiter Achim Gräschus die großflächige Berichterstattung über Sicherheitsmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten der Republik. Das sei in sich widersprüchlich, die getroffenen Maßnahmen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Trotzdem teilte Gräschus mit, dass Polizei und städtischer Ordnungsdienst auf dem Nagolder Weihnachtsmarkt verstärkt Präsenz zeigen werden. Darüber hinaus plant man, an  beiden Zufahrten zur Nagolder Marktstraße Blockierungen anzubringen – aber so, dass sie im Brandfall von der Feuerwehr in langsamem Tempo noch passiert werden könnten.
In Calw, wo der Weihnachtsmarkt am Donnerstag startet, will man dagegen auf das Aufstellen von Betonsperren verzichten, erklärte Organisator Jürgen Rust. Allerdings habe man in diesem Jahr die Zahl der Sicherheitskräfte erhöht. Es gelte auch für die Besucher, wachsam zu sein und aufzupassen.

Kreis Rottweil
Im Vorfeld des Weihnachtsmarkts vom 7. bis 17. Dezember hat sich die Stadt Rottweil eng mit den Sicherheitsbehörden abgestimmt. In Rottweil wird die Stadtverwaltung  Betonpoller verwenden, ähnlich wie sie bereits beim Stadtfest oder beim Turmfest zum Einsatz kamen.
Bei der Stadt Schramberg ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar, ob und welche Maßnahmen für ihren Weihnachtsmarkt vom 8. bis 10. Dezember getroffen werden sollen. Ein Gespräch mit der Polizei ist allerdings zeitnah vereinbart, versichert Stadt-Sprecherin Susanne Gorgs-Mager.
In Oberndorf werden keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Es gebe Baustellenabsperrungen, der Verkehr werde umgeleitet, hieß es. Der Markt verteile sich rund um den Brunnen, weshalb die Gefahr gering sei.

Offenburg
In Offenburg hält sich die Sorge vor Anschlägen auf den Weihnachtsmarkt in Grenzen. »Wir haben keine Hinweise auf irgendeine Bedrohung«, sagt Wolfgang Reinbold, Leiter der städtischen Pressestelle auf Anfrage unserer Zeitung. Er persönlich gehe auch davon aus, dass größere Städte stärker gefährdet seien, kleine bis mittlere wie Offenburg dagegen nicht im Zentrum von Anschlagsplanungen stünden. »Wer einen Anschlag plant, dem geht es um größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit«, glaubt Reinbold. Entsprechend sind auch die Sicherheitsvorkehrungen in Offenburg überschaubar: Die Polizei zeige auf dem Weihnachtsmarkt eine erhöhte Präsenz durch mehr Patrouillen, berichtet Reinbold und ergänzt: »Die Zufahrten werden außerdem mit Autos blockiert, damit man nicht einfach auf den Marktplatz fahren kann.«

Gengenbach
In Gengenbach (Ortenaukreis) ist derzeit ein Konzept für die Terrorprävention in Planung: Angedacht sind insgesamt 18 fest installierte versenkbare Sicherheitspoller an sechs Standorten, um die Altstadt bei Großveranstaltungen vor Anschlägen mit Fahrzeugen zu schützen. Weil eine Umsetzung aber laut Stadtverwaltung bis zum Adventsmarkt nicht möglich war, sind in Zusammenarbeit mit der Polizei Ad-hoc-Maßnahmen geplant worden: Auch in Gengenbach sollen die Zufahrten zur Innenstadt abgesperrt werden, etwa mit Feuerwehrfahrzeugen sowie mit großen Wasserbehältern, sogenannten »Bigpacks« mit einem Fassungsvermögen von 1200 Litern. Und auch in Gengenbach soll die Polizeipräsenz erhöht werden.

Straßburg
In der Europastadt Straßburg, dem Sitz des EU-Parlaments, fallen die Sicherheitsvorkehrungen erwartungsgemäß deutlich größer aus. Die von der Ill umgebene Innenstadt ist für den bereits am Freitag eröffneten Weihnachtsmarkt regelrecht abgeriegelt worden: Fahrzeugsperren und Kontrollstellen wurden an allen Brücken eingerichtet – während der Öffnungszeiten ist die City komplett autofrei.  Fußgänger müssen sich an diesen Checkpoints ebenso wie auf dem Weihnachtsmarkt einen Blick in die Handtaschen gefallen lassen. Neben Beamten der Polizei sind dort auch 140 private Sicherheitskräfte im Einsatz. Eigenen Angaben zufolge rechnet die Straßburger Stadtverwaltung in diesem Jahr mit Kosten von rund einer Million Euro alleine für die Sicherheitsvorkehrungen – vor 2015 seien es noch etwa 300 000 Euro gewesen.

Schwarzwald-Baar-Kreis
In Villingen-Schwenningen ist der Weihnachtsmarkt zweigeteilt. Vom 1. bis zum 10. Dezember stehen die Buden in der historischen Altstadt rund ums Villinger Münster, vom 15. bis 23. Dezember in der Schwenninger Fußgängerzone, geöffnet ist täglich von 11 bis 21 Uhr. Laut der städtischen Pressesprecherin Oxana Brunner hat es im Vorfeld mit dem Veranstalter (das ist Südwest Messe- und Ausstellungs-GmbH), der Polizei, Feuerwehr und dem Kommunalen Ordnungsdienst    mehrere Gespräche gegeben, in denen man  zur Erkenntnis gelangt sei, dass es keine besondere Gefährdungslage gebe. Deshalb sind auch keine zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen geplant. Jedoch werden Polizei und kommunaler Ordnungsdienst vermehrt Streife laufen.
In St. Georgen wird es beim Weihnachtsmarkt ebenfalls keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen geben, sagte Markus Esterle, Leiter der Bürgerdienste. Ähnlich schätzt auch die Polizei in der Bergstadt die Sicherheitslage ein. »Wir werden in diesem Jahr zwar Präsenz zeigen, personell wird sich aber alles im normalen Rahmen bewegen«, sagt Udo Littwin, Leiter des Polizeireviers St. Georgen. Eine erhöhte Gefahr, wie im vergangenen Jahr nach dem Anschlag in Berlin, sehe er derzeit nicht.

Freiburg
Der Lieferverkehr, der gewährleistet werden müsse, verhindert in der Breisgau-Metropole eine generelle Sperrung,  heißt es beim   Polizeipräsidium: »Wir haben die Zufahrtsmöglichkeiten aber grundsätzlich im Blick.« Punktuell sollen zudem Dienstwagen abgestellt werden.

Kreis Freudenstadt
Auch in Freudenstadt hat man sich Gedanken über die Sicherheit beim Weihnachtsmarkt gemacht, der vom 8. bis 17. Dezember auf dem Marktplatz stattfindet. »Man muss sich als Veranstalter damit auseinandersetzen, sagt Citymanagerin Jana Bonig, die den Markt zusammen mit dem Handels- und Gewerbeverein organisiert. An zwei Eingängen werden Barrieren stehen, die verkleidet werden, damit sie als solche nicht zu erkennen sind. Bereits beim Stadtfest im Juli hatte die Stadt an den Zufahrten zum Marktplatz Barrieren aufgestellt.

Das Thema »Sicherheit bei Veranstaltungen« hat in Horb bereits seit einigen Jahren einen hohen Stellenwert. Die Stadtverwaltung setzt in erster Linie auf Information und auf gemeinsame Planung mit den Veranstaltern. Pressesprecher Christian Volk erläutert: »Die betroffenen Mitarbeiter und auch die Vertreter von Vereinen wurden in mehreren Fortbildungsveranstaltungen über sicherheitsrelevante Aufgaben umfangreich geschult.« Die Stadtverwaltung Horb führe bei jeder Veranstaltung eine Gefährdungsbeurteilung und eine Risikoabschätzung durch. Sofern es die Art der Veranstaltung erfordere, werde auch ein Sicherheitskonzept verlangt. Einzelheiten und konkrete Maßnahmen, die sich aus den jeweiligen Sicherheitskonzepten ergeben, will die Stadt dagegen »vorsorglich nicht öffentlich kommunizieren«, um diese nicht im Vorfeld kalkulierbar zu machen. Das gilt auch für den Weihnachtsmarkt, der vom 1. bis 3. Dezember stattfindet.

Zollernalbkreis

Beim Balinger Christkindlesmarkt am  2. und 3. Dezember in der Fußgängerzone sind keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen vorgesehen. Wie Jürgen Luppold, Pressesprecher der Stadt, auf Anfrage mitteilte, sind beim Ordnungsamt keinerlei Hinweise eingegangen, »dass etwas geplant ist«.