Gewalt gegen Obdachlose ist in der Region bislang kein Thema. (Symbolfoto) Foto: Srdjan Randjelovic/ Shutterstock

Deutschlandweit mehr Angriffe auf Wohnungslose. Für Polizei in der Region bislang aber kein Thema.

Berlin/Tuttlingen/Karlsruhe - Deutschlandweit gab es in den vergangenen Jahren mehr Angriffe auf Obdachlose. Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe habe sich von 249 Fällen im Jahr 2011 auf 592 Fälle 2017 mehr als verdoppelt, berichteten die Zeitungen der Funke Mediengruppe - unter anderem Der Westen - am Dienstag. Das zeige die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag.

In der Region allerdings ist Kriminalität gegen Obdachlose bislang größtenteils kein Thema. "In den vergangenen Monaten gabe es keine gravierenden Übergriffe", erklärt Pressesprecher Michael Aschenbrenner von Polizeipräsidium Tuttlingen und ergänzt: "Höchstens kleine Rangeleien." In Großstädten sei dies sicherlich ausgeprägter als im ländlichen Raum. Das Polizeipräsidium Tuttlingen ist für die Landkreise Schwarzwald-Baar, Tuttlingen, Rottweil, Zollernalb und Freudenstadt verantwortlich.

Auch Sabine Doll vom Polizeipräsidium Karlsruhe erinnert sich "an keinen einzigen Fall" aus den Landkreisen Calw, Pforzheim und Karlsruhe.

Anders ist die Lage im Ortenaukreis. Erst im Mai war in Kehl ein auf einer Bank schlafender, 50-jähriger Obdachloser nachts brutal getreten und verletzt worden. Die Angreifer konnten unerkannt flüchten. Drei Jahre zuvor hatten in Offenburg zwei falsche Polizisten einen Wohnsitzlosen um Handy und Bargeld erleichtert. Sie hatten ihrem Opfer gegenüber behauptet, ein Bußgeld für die "illegale Übernachtung" erheben zu müssen.

Suche nach Erklärungen für gestiegenes Gewaltniveau

Seit 2011 hat es laut Funke Mediengruppe 70 Mal Ermittlungen gegeben, weil ein Obdachloser umgebracht wurde. Die Bundesregierung gehe zudem von einer hohen Dunkelziffer an nicht erfassten Straftaten aus.

Linke-Innenexpertin Ulla Jelpke kritisierte eine unzureichende Erfassung von Tatmotiven bei Übergriffen auf Obdachlose. Sie erwarte, dass "die Bundesregierung nach Erklärungen für das gestiegene Gewaltniveau sucht und entsprechende Gegenmaßnahmen entwickelt". In dem Zeitungsbericht heißt es unter Berufung auf das Bundeskriminalamt (BKA), dass acht Obdachlose seit 1990 von Rechtsextremisten getötet worden seien.