In den Clubs in unserer Region reagieren die Geschäftsführer in unterschiedlichem Ausmaß auf Flüchtlinge. (Symbolbild). Foto: Archiv: Kalaene

Discobetreiber gehen unterschiedlich mit Thema um. Verstärkter Security-Einsatz in Donaueschingen.

Region - Die Flüchtlingsdebattte. Ein Thema, das auf allen Ebenen diskutiert wird. Spätestens seitdem so mancher Clubbetreiber in Freiburg ein Disco-Verbot für Flüchtlinge erteilt hat (wir berichteten), stellt man sich auch im Ländle die Frage: Berechtigter Schritt?

"Das ist ganz klar Diskriminierung", sagt Patrick Maute aus der Discothek "Fame" in Zimmern o.R. "Das machen wir nicht." Als Geschäftsführer sei es Maute wichtig, dass alle Besucher die gleichen Rechte haben, egal welcher Herkunft sie sind. Mit Menschen aus den Asylbewerberheimen habe das "Fame" bisher keine Probleme gehabt. "Aber wir haben hier auch keine Flüchtlinge", so Maute. Sobald Disco-Besucher Probleme verursachten, alkoholisiert oder gewaltbereit seien, verwehre die Zimmerner Discothek diesen den Eintritt. "Da spielt es keine Rolle, ob sie deutsch oder türkisch sind."

Verstärkter Einsatz von Securitys

Sprung nach Donaueschingen: Dort berichtet Ralf Bürger von Erfahrungen, die mit denen von Patrick Maute nicht zu vergleichen sind. "Wir haben schon verstärkt Securities eingesetzt", erklärt der Geschäftsführer des "Okay" in Donaueschingen auf Nachfrage. In unmittelbarer Nähe zum Flüchtlingsheim rücken seine Bewohner immer wieder ins Rampenlicht. Positiv? "Nein", sagt Bürger. "Unsere Erfahrung sind nicht positiv." Schon oft habe man alkoholisierte Gruppen vor der Discothek erlebt, die sich - laut Bürger - danebenbenommen haben. "Sie tragen es natürlich nicht auf der Stirn, dass sie Flüchtlinge sind", sagt der Geschäftsführer. "Aber sie passen ins Bild."

Beschwerden seitens der Discogänger seien ihm bisher jedoch nicht zu Ohren gekommen. Dennoch: Der Einsatz von weiteren Securitys koste viel Geld. "Das ist natürlich eine finanzielle Belastung für uns." Wie er damit umgeht, ist für ihn klar: "Wenn wir irgendwas hören, greifen wir noch härter durch."

Neue Gäste werden in Gespräche verwickelt

Verständnis für "die Kollegen aus Donaueschingen" kommt aus Freudenstadt: Inhaber und Geschäftsführer, Oliver Widmann, betreibt zahlreiche Lokale, Gastronomien und Clubs - wie auch das Martinique in Freudenstadt. Er weiß, dass Veränderungen im Club existenzsbedrohend sein können. "Jede Gruppe muss sich in unserem Club wohlfühlen", erklärt er. "Egal wer das ist." Dafür sorgt der Geschäftsführer mit gut geschultem Personal und regelmäßigen Gesprächen.

Auf Einlasskriterien könne man in einer Diskothek nicht verzichten. "Mir ist es egal, wo die Menschen herkommen", sagt Widmann", "Solange sie sich vernünftig benehmen". Wie auch Patrick Maute und Ralf Bürger, achtet Widmann darauf, dass seine Gäste weder gewaltbereit noch alkoholisiert sind sowie angemessene Kleidung tragen. "Wir haben viele Stammgäste und neue Gäste verwickeln wir auch mal in ein Gespräch, um zu schauen, wie sie drauf sind."

Das Martinique sei ein liberaler Club, in dem man keine Berührungsängste gegenüber Flüchtlingen habe, erklärt Widmann. "Aber man muss auch sagen, dass wir im Kreis Freudenstadt noch nicht dieses massive Flüchtlingsproblem haben." Angst, besonders seitens der weiblichen Gäste, würde dennoch geschürt, weshalb auch der Martinique-Betreiber reagiert: "Am Wochenende haben wir zum Beispiel unser Personal aufgestockt, die auch mehr Rundgänge machen", sagt er. Negative Erfahrungen mit Flüchtlingen habe Widmann im Martinique nie gemacht.

Menschenverachtend und diskriminierend

Von einschlägigen Erfahrungen weiß stattdessen Jan Christoph Uhl von der "Expressguthalle" in Villingen-Schwenningen zu berichten. Der Inhaber und Geschäftsführer des Clubs in  Schwenningen berichtet, wie sich die Situation verändert hat, nachdem die Bea in der Doppelstadt eröffnet hat. "Wir haben oft große Männergruppen, die sich mit grünen Scheinen  ausweisen", sagt Uhl. Anfangs sei dies Neuland für die Securitys gewesen, doch mit Hilfe von arabisch sprechenden Übersetzern habe man sich gut verständigen können.

"Als dann die Bea eröffnet wurde", erzählt der Geschäftsmann weiter, "habe ich das erste Mal erlebt, dass Menschen mit einem DinA4-Blatt in die Expressguthalle wollten." Kaum zu erkennende Fotos, unerklärliche Beschreibungen und abgelaufene Daten haben die Gäste Uhl vor die Augen gehalten. "Da habe ich mich gefragt: Wenn ich jetzt nicht die Polizei rufe, mache ich mich dann strafbar, weil jemand vielleicht illegal im Land ist?" Immer wieder müssten seine Kollegen diese Gäste abweisen. "Aber wir haben viele Menschen aus den Flüchtlingsunterkünften, die jedes Wochenende da sind. Und da sind viele nette Leute dabei", so Uhl. "Bei uns wird jeder Mensch gleich behandelt. Aber er muss sich zumindest ausweisen können."

Mit dem Abweisen von Besuchern oder dem Rauswurf Einzelner, die gewaltbereit oder alkoholisiert gewesen seien, kam ein anhaltendes Problem: "Die Jungs lungern jetzt bis morgens am Bahnhofsvorplatz rum, spucken auf den Boden und beobachten unsere Securitys." Das verunsichere. Nicht nur ihn, sondern auch sein Team. "Da sind Menschen dabei, die aus  Kriegsgebieten kommen", sagt Uhl. "Der Grad der Selbstjustiz ist bei vielen viel höher als bei uns." Das mulmige Gefühl nehme er in der gesamten Gesellschaft wahr.

Hat er also Verständnis für Club-Besitzer, die Flüchtlingen den Eintritt verbieten? Uhl lacht. "Ich finde es absolut ironisch", sagt er mit Nachdruck. "Diejenigen, die am lautesten geschrien haben 'Refugees Welcome', stehen jetzt da und verbieten Flüchtlingen den Eintritt. Das ist menschenverachtend und diskriminierend. Ein absolutes Unding, das geht gar nicht." Die Wurzel des Problems liegt für Uhl nicht bei den Menschen, die einwandern, sondern in der Politik und ihrem Fehlverhalten. "Die Menschen leben bei uns", sagt Uhl. "Aber alles läuft chaotisch und unkontrolliert ab." So ein Einwanderungs-Chaos könne sich auch auf seine Arbeit überlagern. "Doch bisher haben sich die Leute bewährt, die bei uns im Club waren."

Geschäftsführer anderer großer Clubs, Discotheken und Lokale in unserer Region waren bislang nicht zu erreichen. Wir bleiben dran!