Nach Böblingen hebt auch der Landkreis Ludwigsburg Preise für Abfall an. In Stuttgart bleiben im Jahr 2014 die Gebühren noch stabil. Foto: dpa

Die Abfalltarife in der Region waren einige Jahre im Sinkflug. Jetzt dreht nach den Böblingern auch der Landkreis Ludwigsburg wieder an der Gebührenschraube. In der Landeshauptstadt soll die Gebühr stabil bleiben. Weitere Erhöhungen zeichnen sich ab.

Stuttgart - Bessere Verträge mit den Entsorgungsfirmen, gute Geschäfte mit Wertstoffen wie Papier und Altmetall sowie die Bemühungen der Bürger, die Abfallberge durch konsequente Müllvermeidung zu verkleinern, haben sich in den letzten Jahren bezahlt gemacht. Es herrschte Ruhe an der Gebührenfront. Jetzt allerdings schlägt das Pendel wieder in Richtung Preiserhöhung aus. Bereits für dieses Jahr hatte der Landkreis Böblingen seine Müllgebühren angehoben, Ludwigsburg will für 2014 mit einer Steigerung um fünf Prozent nachziehen. Branchenexperten rechnen damit, dass die Entsorgungskosten dauerhaft steigen – in Ludwigsburg zeichnet sich schon die übernächste Gebührenerhöhung ab.

 

Stuttgart hat noch Rücklagen

Stuttgart hat noch Rücklagen

Auch wenn der Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt (AWS) die Stuttgarter zuletzt mit Gebührensenkungen beglückte – für den Müll müssen die meisten Bürger dennoch mehr zahlen als in den Nachbarkreisen. Es gibt keine Aufteilung in Grundgebühr und Leerungskosten. Der Preis für einen alle zwei Wochen abgeholten 120-Liter-Eimer liegt bei 196,80 Euro, für jede Woche fallen 414 Euro an. Für den 240-Liter-Behälter zahlen Stuttgarter 350,40 beziehungsweise 735 Euro. Ein sonst unübliches Modell ist der 60-Liter-Eimer, bei dem eine 120-Liter-Tonne nur zur Hälfte gefüllt und alle zwei Wochen geleert wird, für 105,50 Euro im Jahr. Beim Biomüll zahlen Stuttgarter 29,40 Euro (60 Liter), 58,20 Euro (120 Liter) und 111 Euro (240 Liter). Die Tonnen werden im Sommer wöchentlich, im Winter alle 14 Tage geleert. 2014 soll sich an den Tarifen nichts ändern. Der AWS hat in seinem Wirtschaftsplan noch eine Gewinnrücklage stehen. 

Kosten rauf in Ludwigsburg

Kosten rauf in Ludwigsburg

Noch kann die Abfalltochter AVL einen Überschuss vermelden – ein Plus von 1,3 Millionen Euro in diesem Jahr lässt die Rücklage auf mehr als sieben Millionen wachsen. Doch die Erlöse aus dem Wertstoff-Geschäft sinken, wegen der neuen Bioabfall-Verordnung muss der Kreis im Bottwartal und in Sachsenheim zwei zentrale Kompostierplätze errichten. Für die immer wichtiger werdende Beratung der Kundschaft soll es sieben zusätzliche Personalstellen geben. Das nagt am Ertrag – weshalb der Landkreis die Grundgebühr um drei Prozent und die einzelne Leerung um fünf Prozent verteuern wollte. Das lehnte die Kreispolitik allerdings ab. Um die Bürger schonend auf den Kostensprung vorzubereiten, wird auf Vorschlag der CDU nun erst mal nur die Leerungsgebühr für den Restmüll erhöht. Das bedeutet, dass die Leerung einer 120-Liter-Tonne künftig mit 4,10 statt 3,90 Euro zu Buche schlägt, der 1100-Liter-Behälter kostet 27 statt 25,71 Euro. Die nach der Personenzahl im Haushalt gestaffelte Jahresgebühr liegt für Singles bei 46,47, die Vier-Personen-Familie zahlt 93,36 Euro. Der Musterhaushalt legt bei neun Leerungen und einer 14-tägig abgeholten Biotonne also 210 Euro jährlich für den Müll auf den Tisch. Unterm Strich gibt das eine Erhöhung um 1,3 Prozent – Landrat Rainer Haas warnt schon davor, dass 2015 ein deutlicher Anstieg der Tarife nötig ist.

Esslingen will mehr für Erde

Esslingen will mehr für Erde
 
Beim Restmüll und beim Bioabfall sollen die Preise im Kreis Esslingen auf dem bisherigen Niveau bleiben. Für den Erdaushub allerdings will der Kreis laut Pressesprecher Peter Keck künftig zwölf statt 9,50 Euro pro Kubikmeter. Der Haushaltsabfall wird im Zwei- oder Vier-Wochen-Rhythmus geholt, die Eimer gibt es in den Litergrößen 40, 60, 80, 120 und 240. Wer seine 120-Liter-Tonne alle vier Wochen leeren lässt, bezahlt etwa eine Jahresgebühr von 58,80 Euro. Teurer als der Restmüll ist in Esslingen der Bioabfall: Der 120-Liter-Behälter schlägt hier mit 78 Euro zu Buche, die Saison-Biotonne von Mai bis Oktober kostet die Hälfte.
 

Erfolgs-Dreh in Böblingen

Erfolgs-Dreh in Böblingen
 
Die Gebührenerhöhung bereits hinter sich haben die Bürger zwischen Herrenberg und Leonberg – nach 18 Jahren auf stabilem Niveau hob der Landkreis seine Abfalltarife an. Der Musterhaushalt mit vier Personen bezahlt für die Müllabfuhr seither 161,25 statt 149,40 Euro – zur Grundgebühr von exakt 60 Euro kommen 5,25 Euro für jede Leerung des 120-Liter-Behälters. Bei durchschnittlich neun Leerungen sind das 47,25 Euro, außerdem fallen 54 Euro Jahresgebühr für die grüne Biomülltonne an. Wer sich den Weg auf einen der 26 Wertstoffhöfe im Kreis ersparen will, wirft Papier, Glas und Dosen in die vor zwei Jahren eingeführte Wertstofftonne – die Abholung des gewinnbringend verkauften Inhalts berechnet der Landkreis mit jeweils 3,50 Euro. Mit einer weiteren Kostensteigerung rechnet Böblingen nicht: „Wir haben bei der Erhöhung versprochen, dass dieser Preis die nächsten Jahre bleibt“, erklärt Landkreis-Sprecher Dusan Minic.
 

Leichte Entlastung an der Rems

Leichte Entlastung an der Rems
 
Die neue Gebührenkalkulation des Waiblinger Landratsamts hat für die Bürger im Rems-Murr-Kreis erfreuliche Aussichten parat: Die Jahresgebühren für die Haushalte und das Kleingewerbe werden um fünf Euro auf 69 Euro gesenkt. Möglich ist dies, weil sich zwar der Aufwand insgesamt erhöht hat, aber es aus früheren Jahren einen Überschuss gibt, der nun verrechnet werden kann. Bereits vor zwei Jahren waren die Jahresgebühren um vier Euro gesenkt worden. In der Gesamtrechnung kommt ein typischer Vierpersonenhaushalt somit auf jährlich 128 Euro und liegt damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Im Kreis Göppingen muss eine vierköpfige Familie mit 174 Euro jährlich für die 120-Liter-Tonne rechnen.