Erst am 12. Oktober war ein Lkw auf der A81 zwischen Rottweil und Villingen-Schwenningen in die Leitplanken gefahren und in Brand geraten. Foto: (nk)

Schwerlastverkehr bereitet Experten Sorgen. Polizei gibt Entwarnung für Streckenabschnitt auf A 81.

Region - Immer wieder passieren Unfälle mit Toten und Verletzten an Baustellen - kann man da noch von sicheren Autobahnen sprechen?

Das baden-württembergische Innenministerium verweist laut der Nachrichtenagentur dpa darauf, dass trotz mehr Verkehr die Unfallzahlen seit 2010 etwa gleich bleiben. Sorgen bereitet Experten der Schwerlastverkehr: "Stauende-Unfälle sind überwiegend Lkw-Unfälle", sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Auf Baden-Württembergs Autobahnen gab es im vergangenen Jahr 3439 Unfälle mit Lastwagen, deutlich mehr als zuvor: 2016 waren es 3096, 2017 wiederum 2687.

Unfallforscher Brockmann plädiert deshalb für die verpflichtende europaweite Einführung eines Notbremsassistenten für Lastwagen, der vor dem Stauende bis zum Stillstand stoppen kann.

Erst am 12. Oktober war ein Lkw auf der A81 zwischen Rottweil und Villingen-Schwenningen in die Leitplanken gefahren und in Brand geraten. Der Lkw-Fahrer wurde schwer verletzt, ein Ersthelfer vor Ort erlitt ebenfalls Verletzungen. Der Lastwagen brannte vollständig aus. Die Autobahn war in beiden Richtungen voll gesperrt und es kam zu langen Staus.

15 Unfälle am Stauende in zweieinhalb Jahren

Auf Nachfrage von schwarzwaelder-bote.de äußern sich die Fachleute des Sachgebiets „Verkehr“ beim Polizeipräsidium Tuttlingen zur Thematik: "Im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums ereigneten sich von der Anschlussstelle Geisingen bis zur Anschlussstelle Rottenburg zwischen dem 1. Januar 2016 und dem 30. September 2018 insgesamt 15 Verkehrsunfälle am Stauende." Fünf in 2016, sieben in 2017 und drei im Jahre 2018. Bei elf der auffahrenden Verkehrsteilnehmer habe es sich um Autofahrer gehandelt. Zwei Unfallverursacher seien Liefer-/Lastkraftwagen unter 3,5 Tonnen gefahren. Bei einem Fahrzeug handelte es sich um einen Liefer-/Lastkraftwagen über 3,5 Tonnen. Dazu komme laut Polizei noch ein Sattelschlepper. Das Resümee der Polizei: "Unterm Strich waren also nur zwei Lastwagen Unfallverursacher. Die angesprochene Problematik ist auf 'unserem' Streckenabschnitt der A81 also nicht dramatisch.“

Unfälle, die vor Baustellen geschehen sind meist schlimmer, als wenn es direkt im Baustellenbereich kracht. Baustellen sind mit ihren engen Fahrstreifen gefürchtet, doch nicht so schlecht, wie ihr Ruf: Zwar bergen Fahrstreifenverschwenkungen, Überleitungen sowie Ein- und Ausfahrten Risiken. Doch die Fahrzeuge sind dort mit geringem Tempo unterwegs. Das berichtet Petra Peter-Antonin von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).

Die Gefahr lauert vor allem vor der Baustelle: "Rückstaus erzeugen oftmals Auffahrunfälle", so der ADAC. In welcher Dimension, ist unklar. Im vergangenen Jahr starben bei 1689 Unfällen in Baustellen 17 Menschen, 332 wurden schwer verletzt. Wer im Stau davor verunglückt, wird in der allgemeinen Autobahnstatistik mitgezählt. Die notiert 20.928 Unfälle mit 409 Toten und 5974 Schwerverletzten. Zu geringer Abstand, zu hohes Tempo, übermüdete Fahrer und Alkohol sind nach Feststellungen der Bundesanstalt für Straßenwesen die häufigsten Ursachen von Unfällen auf Autobahnen.

Kann man da noch von sicheren Autobahnen sprechen? Man kann, sagt Unfallforscher Brockmann. "60 Prozent der Unfälle mit Toten und Schwerverletzten geschehen auf der Landstraße, 30 Prozent innerorts und nur zehn Prozent auf den Autobahnen." Das liegt auch daran, dass es auf den bundesweit 13.000 Kilometern Autobahn weder Abbiege- noch Gegenverkehr oder Fußgänger und Radfahrer gibt. "Autobahnen sind immer noch die sichersten Straßen", heißt es auch beim ADAC.

Für Gefahren in Baustellen sensibilisieren

Doch was ist, wenn Verkehrsteilnehmer alle Warnungen in den Wind schlagen? Das Innenministerium will Verkehrssündern mit einem "flächendeckenden Kontrolldruck" das Leben schwer machen und zugleich gezielt aufklären. Letzteres ist aus Sicht von Wolfgang Fastenmeier, Professor für Psychologie des Verkehrswesens in Berlin, ohnehin wichtiger. "Von Strafen halte ich wenig. Sie wirken eher kurz und verändern nicht die Einstellung." Viel geholfen wäre aus seiner Sicht schon, wenn Verkehrsteilnehmer für die Gefahren in Baustellen mehr sensibilisiert würden - etwa durch eine erweiterte Aus- und Fortbildung für Fahrer. Voraussetzung sei aber immer, dass auf Baustellen rechtzeitig hingewiesen werde und diese ausreichend beschildert seien.