In der Sauna ist eine Corona-Infektion kaum möglich, argumentieren die Betreiber von Wellnesshotels. (Symbolbild) Foto: HQuality / shutterstock.com

Hoteliers im Nordschwarzwald werben bei der Politik um Vertrauen. Vor allem Wellness-Hotels drängen auf Lösung.

Region - Gastronomie und Hotellerie im Nordschwarzwald erhoffen sich von der Politik weitere Unterstützung. Vor allem die Wellness-Hotels warten auf eine Lösung.

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Das erklärten Vertreter des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) aus den Kreisen Freudenstadt und Calw in einer Telefonkonferenz mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken. Mit dabei waren die Kreisvorsitzenden Beate Gaiser (Freudenstadt) und Rolf Berlin (Calw), Jochen Protzer von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald, René Skiba von der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald und Jürgen Kirchherr, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Baden-Württemberg.

2020 wird für die Branche maximal ein halbes Betriebsjahr

Gaiser dankte der Regierung zunächst für die "guten Signale und konkreten Unterstützungsmaßnahmen" der Politik. "Über die Erleichterung beim Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent sind wir froh, auch wenn sie nur begrenzt und auf Speisen gilt." 2020 sei für die Branche ohnehin maximal ein halbes Betriebsjahr. Bei der Aufstockung des Kurzarbeitergelds sind die Gastronomen nicht ganz zufrieden. "Für viele Mitarbeiter in der Gastronomie sind 60 und 67 Prozent Kurzarbeitergeld viel zu wenig. Jetzt kommt die Aufstockung, aber erst nach vier Monaten und dann auch noch gestuft", so Beate Gaiser. Saskia Esken verwies hier auf den Koalitionspartner: "An meiner Partei hat es nicht gelegen. Der Koalitionspartner wollte gar keine Aufstockung, wir wollten sofort die 80 und 87 Prozent. Das ist jetzt der Kompromiss."

Trotz ihrer schwierigen Lage war der Tenor der Gastronomen insgesamt positiv, so Esken. Vor allem die SPD habe die Erleichterungen vorangetrieben. Esken habe selbst schon gekellnert. Alleine deshalb wolle sie nicht tatenlos zusehen, "wie die Gastronomie den Bach runter geht und nachher nur noch die großen Ketten überleben". Sie befürchte, dass die Hälfte der Betriebe die Mehrwertsteuer-Erleichterungen gar nicht in Anspruch nehmen könne, wenn nicht schnell und unbürokratisch für Liquidität gesorgt wird.

Kirchherr stimmte dem zu: "Die Frage der Liquidität ist der entscheidende Punkt, wenn man der Gastronomie und der Tourismusbranche helfen will." Die Mieten und Pachten seien ein Problem, weil viele Eigentümer nicht bereit seien, über Stundungen zu reden. "Das Kapital gewinnt, die großen Ketten kaufen die kleinen und mittleren Unternehmen aus ihren Verträgen."

Vertreter des Gastgewerbes werben um Vertrauen

Bei den Hygieneregeln warben die Vertreter des Gastgewerbes um Vertrauen in die Fähigkeiten der Branche. Berlin sagte: "Tourismus wird durch Wellnesshotels getragen. Mit Chlor im Schwimmbecken können wir umgehen, und in Saunen über 80 Grad ist eine Virusverbreitung medizinisch nicht möglich. Die Hygienekonzepte der Kollegen aus der Gastronomie sind mindestens bundesligatauglich." Offene Wellnesshotels mit geschossenen Wellnessbereichen seien keine Option.

Durch Digitalisierung und Außer-Haus-Verkauf seien in der Krise neue Möglichkeiten entstanden, die das Angebot der regionalen Gastronomie erweitern. "Wir sollten die Wertschöpfung im Digitalen nicht den anderen überlassen: Eigene, regionale Plattformen, kommunal oder verbandlich organisiert, holen die Wertschöpfung der großen Plattformen zu uns in die Region", so Esken. Auf der anderen Seite solle jetzt nicht jeder seinen eigenen Lieferdienst "hochziehen". Zusammenschlüsse in Werbung und Logistik seien sinnvoll. Hier böten die Nordschwarzwald Tourismus GmbH und die Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald Unterstützung an, sagten Skiba und Protzer.

Die jüngsten Lockerungen hätten den Gastronomen in der Region zumindest etwas mehr Perspektiven eröffnet, dass es in der zweiten Jahreshälfte wieder bergauf gehen könne. Esken sagte, Deutschland sei sehr leistungsfähig und stark. Mit vereinter Kraft und Unterstützung durch die Politik werde "die Gastronomie in ihrer Vielfalt diese Krise meistern".