Artenspürhunde sollen dem Wolf auf die Spur kommen. Foto: dpa

FVA erarbeitet Studie zum Einsatz von Artenspürhunden. Hilfe auch bei Seuchenbekämpfung.

Region/Freiburg - Mitarbeiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt haben mit einer Studie die Effektivität des Tiermonitorings durch Artenspürhunde untersucht. Das Ergebnis zeigt: Die Tiere sind in einigen Bereichen hilfreich.

Federn, Haare, Kot – wenn Wildtiere durch unsere heimischen Wälder streifen, sind das sachdienliche Hinweise für die Mitarbeiter bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg. Mit Hilfe dieser Hinterlassenschaften können die Forscher nachvollziehen, wie es etwa um die streng geschützten Auerhühner und Luchse im Schwarzwald steht oder das Verhalten des mittlerweile heimisch gewordenen Wolfes mit dem wissenschaftlichen Namen "GW852m" besser studieren.

In den vergangenen 30 Jahren griffen die Forscher beim sogenannten Wildtiermonitoring vermehrt auf ausgebildete Artenspürhunde zurück, die den Mensch mit ihren ausgeprägten Geruchsinn bei der Suche nach den genannten Hinterlassenschaften unterstützen. Da der Einsatz von Hunden auf diesem Gebiet noch recht unbekannt ist, hat die FVA nun die Effektivität und die Möglichkeiten in der Pilotstudie "Artenspürhunde im Wildtiermonitoring" untersucht. Dabei mitgewirkt hat auch die wissenschaftliche Mitarbeiterin des FVA Julia Taubmann.

Die Wildtierbiologin und ihr Kollege, Felix Böcker, sind bislang die einzigen Besitzer solcher ausgebildeter Tiere bei der FVA. Während Taubmann ihren Hund "Loppis" etwa auf das Auffinden von Raufußhühnern und Fledermäusen spezialisiert hat, ist Böckers tierischer Begleiter "Riga" auf Luchse, Goldschakale und Wölfe spezialisiert. Das macht ihn für die FVA zu einer wertvollen Stütze bei der Beobachtung von Wölfen, die den Südwesten seit einigen Jahren wieder vermehrt bewohnen.

Spezifische Ausbildung der Tiere kostet enorm viel Zeit und Geld

"Mein Kollege war schon häufig mit seiner Hündin im Nordschwarzwald auf Spurensuche", erklärt Taubmann unserer Zeitung. Aber auch der Süden des Schwarzwaldes, wo Isegrim im vergangenen Jahr ebenfalls nachgewiesen wurde, zählt zu den Einsatzgebieten von "Riga", die laut der Studie seit 2015 regelmäßig auf Spurensuche geht. "Außerhalb Baden-Württembergs waren die beiden auch in der Lausitz unterwegs", erklärt Taubmann. "Gerade in weitläufigen Gebieten, die schwer einsehbar sind und in denen das menschliche Auge schnell ermüdet, ist der Artenspürhund eine große Bereicherung bei der Suche und Auswertung von Spuren."

Besonders das Monitoring des Wolfs in Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren an politischer Bedeutung gewonnen. Schafhalter klagen über die aufkommende Präsenz des Raubtiers. So machte "GW852m" Schlagzeilen, als bei einem Angriff auf eine Schafherde im Frühjahr 2018 bei Bad Wildbad (Kreis Calw)  mehr als 40 Schafe starben. Die meisten rannten in Panik in ein Bachbett und ertranken. Die FVA konnte dem Tier seitdem immer wieder vereinzelte Wildtierrisse nachweisen. Zwar erhalten Halter innerhalb der sogenannten Förderkulisse Wolfsprävention im Nordschwarzwald bei Wildtierrissen eine Entschädigung, doch viele sehen das Problem letztlich nur mit dem Abschuss des Raubtiers gelöst.

Mithilfe der gefunden Proben versuchen die Mitarbeiter am FVA, das Verhalten der Wölfe im Land zu studieren: "Die Analyse von Losungen geben uns etwa Aufschluss, was der Wolf gegessen hat, wir erfahren mehr über dessen Gewohnheiten – wo er sich vermehrt aufhält", erklärt Taubmann. Für die Forscher sind das unabdingbare Maßnahmen, um ein Zusammenleben zwischen Mensch und Tier längerfristig zu ermöglichen.

Dass künftig weitere Artenschutzhunde beim FVA eingesetzt werden, darf jedoch bezweifelt werden. Denn: So eine spezifische Ausbildung kostet enorm viel Zeit und Geld. "Finanzielle Mittel, um etwa eine Art Hundestaffel für diesen Zweck auszubilden stehen momentan nicht zur Verfügung", sagt die Wildtierbiologin. Nichtsdestotrotz arbeitet Taubmann mit Kollegen momentan an einer Prüfungsordnung für Artenspürhunde. Diese, abgenommen durch externe Prüfer, könne dann zum Beispiel bei kooperierenden Vereinen abgelegt werden.

Für Taubmann ein wichtiger Schritt, lässt sich doch der Aufgabenbereich der Hunde laut der Studie noch weiter ausdehnen: In mehreren Ländern – auch in Deutschland – wird geprüft, wie Hunde bei der Eindämmung der afrikanischen Schweinepest helfen können. Laut Studie sind die Tiere in der Lage, an einem Tag bis zu 100 Hektar nach Wildschweinkadavern abzusuchen, sodass betroffene Gebiete dann dekontaminiert werden können. Durch die Ergänzung der Suche mit Hunden könnte die Seuche somit schneller eingedämmt werden, was auf großes Interesse stoßen sollte – entstehen durch die Seuche immerhin große wirtschaftliche Schäden.