Zweimal ist die Frau nachts gegen vier Uhr mit Gießkannen in Nachbars Garten geschlichen, um dort Wasser aus einem Regenfass zu stehlen. (Symbolfoto) Foto: Bernd Weißbrod/dpa

In Spaichingen zapft eine Frau heimlich Wasser aus der Regentonne ihres Nachbarn. Die Polizei ermittelt - und sogar eine britische Tageszeitung berichtet darüber.

Anfang August veröffentlicht das Polizeipräsidium Konstanz einen skurrilen Diebstahl in Spaichingen, der nicht nur in den sozialen Medien für Aufsehen sorgt. Auch zahlreiche deutsche Medien greifen das Thema auf und diskutieren über die sprichwörtliche schwäbische Sparsamkeit. Inzwischen hat der Vorfall sogar internationale Aufmerksamkeit erregt: Die britische Tageszeitung „The Guardian“ berichtet ebenfalls darüber.

 

Doch worum genau geht es bei diesem ungewöhnlichen Diebstahl? Am 25. Juli soll eine 51-jährige Frau in den frühen Morgenstunden gleich zweimal Wasser aus der Regentonne ihres Nachbarn entnommen haben. Mit zwei Gießkannen huschte sie über die Straße, betrat das Grundstück und zapfte insgesamt rund 40 Liter Regenwasser ab. Beim zweiten Mal versteckte sie sich laut Polizei sogar hinter einem Müllcontainer, als ein Auto vorbeifuhr – offenbar wollte sie auf keinen Fall entdeckt werden.

Der Wert des entwendeten Wassers: etwa 15 Cent. Der Nachbar bemerkte den Vorfall und erstattete Anzeige. Seitdem ermittelt die Polizei gegen die Frau wegen Diebstahls. Das sorgt im Netz für Diskussionen.

Auf dem Facebook-Kanal des Polizeipräsidiums Konstanz wurde der Fall öffentlich gemacht und inzwischen über 250 Mal kommentiert.

👩‍🌾💧 Mit der Gießkanne auf Beutezug In Spaichingen hat sich eine 51-Jährige Ende Juli gleich zweimal am Regenwasser...

Posted by Polizei Konstanz on  Tuesday, August 5, 2025

Während einige Nutzer mit dem Kommentar „Willkommen bei den Schwaben“ die Tat ironisch mit regionaler Sparsamkeit verknüpfen, machen andere sich über den Vorfall lustig: „Ich fühle mich hier nicht mehr sicher.“ Auch die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand und Schaden wird vielfach gestellt - viele halten den Polizeieinsatz für übertrieben.

Aus Sicht der Polizei handelt es sich jedoch um eine Straftat: „Die Entnahme fremden Eigentums erfüllt den Tatbestand des Diebstahls. Denn: Was einmal im Fass ist, gehört nicht mehr dem Himmel, sondern dem Eigentümer“, heißt es von den Beamten aus Konstanz.

Spott oder doch Denkanregung?

Für die freie Journalistin Emma Beddington, der Autorin des Kommentars im Guardian, scheint dieser kuriose Fall ein gefundenes Fressen zu sein. Sie nutzt den absurden Diebstahl in Spaichingen als Beispiel für extreme Sparsamkeit, die sowohl lächerlich wirken als auch in Zeiten ökologischer Krisen vernünftig sein kann. Schließlich ist sie der Meinung, dass der bewusste Umgang mit Ressourcen in Zukunft vielleicht genau das ist, was wir brauchen.

Neben dem vielen Spott unter dem Facebook-Post betrachtet die britische Autorin den Diebstahl aus einer anderen Perspektive und regt damit den ein oder anderen Leser möglicherweise zum Nachdenken an.